Wer sich nach dem Schulabschluss über eine berufsvorbereitende Maßnahme weiterqualifiziert, hat bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz als jene, die sich direkt nach der Schule bewerben. Das zeigt ein Feldexperiment des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), in dem erstmals Rekrutierungskriterien auf dem Ausbildungsmarkt in einem großen Umfang getestet wurden. (…)
747 fiktive Bewerbungen haben die Forscherinnen in zwei Wellen 2012 und 2013 an deutsche Unternehmen mit mehr als 30 Mitarbeitern verschickt, die eine Ausbildung zur Bürokauffrau und zur Kauffrau für Bürokommunikation anboten. Die erste Gruppe der fiktiven Bewerberinnen stand kurz vor dem Realschulabschluss bzw. dem mittleren Schulabschluss, die zweite Gruppe hatte nach diesem Abschluss ein Jahr lang eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme angeschlossen und jobbte zum Zeitpunkt der Bewerbung; die dritte Gruppe hatte die Schule ebenfalls vor fast zwei Jahren abgeschlossen und jobbte auch zum Zeitpunkt der Bewerbung. Alle Bewerber hatten denselben Notendurchschnitt.
Es zeigt sich, dass Personalchefs Altbewerber vorziehen, die eine berufsvorbereitende Maßnahme absolviert haben. Diese Bewerber haben über beide Wellen hinweg eine um 13 Prozent höhere Chance, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden als Bewerber, die sich gleich nach der Schule um einen Ausbildungsplatz bewerben. Auf dem letzten Platz landen Altbewerber, die nach der Schule nur gejobbt haben: Sie haben gegenüber den Altbewerberinnen mit berufsbegleitender Maßnahme eine um 16 Prozent geringere Chance, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Das Feldexperiment ist Teil des WZB-Brückenprojekts „Rekrutierungsverhalten von Unternehmen auf Ausbildungs- und Arbeitsmärkten“. Die Studie von Dorothea Kübler und Julia Schmid ist als Discussion Paper „Take your time to grow: A field experiment on the hiring of youths in Germany“ erschienen.“
Quelle: Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe; WZB