Das BMBF hat gemäß § 86 Berufsbildungsgesetz (BBiG) den gesetzlichen Auftrag, die Entwicklung in der beruflichen Bildung kontinuierlich zu beobachten und der Bundesregierung jedes Jahr Bericht zu erstatten. Der Berufsbildungsbericht soll Stand und voraussichtliche Weiterentwicklung der Berufsbildung darstellen. Explizit gefordert ist, über Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen zu berichten und eine Prognose für das laufende Kalenderjahr vorzunehmen. Erscheint die Sicherung eines regional und sektoral ausgewogenen Angebots an Ausbildungsplätzen als gefährdet, sollen in den Bericht Vorschläge für die Behebung aufgenommen werden.
“ Der aktuelle Bericht offenbart, auch wenn die Statistik Anderes vorgaukeln will: Der Berufsbildungsbericht zeigt, noch rund 50.000 Jugendliche suchen einen Ausbildungsplatz und erhalten ihren Vermittlungswunsch bei der Bundesagentur für Arbeit nach wie vor aufrecht. Da ein Großteil von Ihnen im sogenannten “alternativen Verbleib“ – im Übergangssystem – eine kurzfristige Alternative zur beruflichen Ausbildung gefunden hat, gelten diese laut Statistik als versorgt. Dabei ist die Gefahr, ohne Berufsausbildung dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu werden oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten zu müssen, groß. Diese Jugendlichen unterliegen der großen Gefahr, von Armut betroffen zu sein. Die aktuelle statistische Betrachtung verschleiert den Handlungsbedarf.
Im Jahr 2009 wurden bundesweit 566.004 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 50.338 Verträge oder 8,2 Prozent weniger. Dieser deutliche Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen ist vor allem auf die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise zurück zu führen. Gleichzeitig ist aber – bedingt durch den demografischen Wandel – die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen auf 575.607 (minus 8,8 Prozent) gesunken.
Damit hat sich die seit 2006 zu beobachtende Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt fortgesetzt. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte im Jahr 2009 – wie auch bereits im Berichtsjahr zuvor – mehr unbesetzte Ausbildungsplätze als unversorgte Bewerber/Bewerberinnen. Die Angebots-Nachfrage-Relation liegt 2009 bei 101,3; Im Jahr 2008 lag sie bei 100,8. Damit ist der Ausbildungsstellenmarkt 2008/09 trotz der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen insgesamt vergleichsweise stabil geblieben, findet die Bundesregierung.
Allerdings gibt es im Hinblick auf die Ausbildungsmarktsituation deutliche Unterschiede in den einzelnen Bundesländern: In den neuen Ländern sank die Zahl der Neuabschlüsse gegenüber dem vorherigen Berichtsjahr um 13 Prozent, was allerdings auf den demografiebedingten Rückgang der Nachfrage zurückzuführen ist. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass sich die Ausbildungsmarktsituation in den neuen Ländern verglichen mit dem Jahr 2008 weiter verbessert hat. In den alten Ländern fiel die Ausbildungsmarktsituation hingegen etwas ungünstiger aus als im Vorjahr: Die Zahl verringerte sich der neu abgeschlossenen Verträge um 7,1 Prozent.
Noch stärker sollen diejenigen Jugendlichen in den Blick genommen werden, die es bis jetzt noch nicht in Ausbildung geschafft haben. Auf diese Zielgruppe muss künftig verstärkt die Aufmerksamkeit gerichtet werden, auch um den Fachkräftenachwuchs für Deutschland zu sichern. Das bedeutet, dass die vielfältigen Maßnahmen am Übergang von der Schule in die Berufsausbildung auf den Prüfstand gestellt werden müssen mit dem Ziel, die Effektivität dieser Maßnahmen zu erhöhen, um allen jungen Menschen eine gerechte Chance auf einen Berufsabschluss zu eröffnen.
Geplant ist auch, systematische Übergänge zwischen Schule, Übergangssystem und beruflicher Ausbildung zu schaffen. In Zusammenarbeit mit den Ländern und Sozialpartnern soll eine breite Initiative „Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“ starten, die mit der Kompetenzanalyse von Schülern ab der 7. Klasse beginnt, einen deutlichen Ausbau der darauf aufbauenden Berufsorientierung während der Schulzeit vorsieht und bis zur kontinuierlichen individuellen Begleitung bildungsgefährdeter Jugendlicher durch Bildungslotsen bis zum Ausbildungsabschluss reicht.
Ausgangspunkt der Bildungsketten ist eine ausführliche individuelle Analyse der Fähigkeiten und Interessen von besonders gefährdeten Jugendlichen in enger Zusammenarbeit mit der Schule bereits in der 7. Klasse. Dabei sollen auch berufliche Neigungen erkundet werden. „Es geht darum, das oft noch schlummernde, sich noch entfaltende Potenzial von jungen Menschen zu erkennen und zu fördern“, sagte Bundesbildungsministerin Schavan.
Auf die Ergebnisse dieser Analysen könne dann in den Abschlussklassen gezielt eingegangen werden. Zugleich soll den Jugendlichen in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Ausbildungsstätten der Kammern ein früher Einblick in die Berufspraxis vermittelt und Verbindungen zu einem Betrieb aufgebaut werden.
Für das Programm will Schavan in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit bundesweit 3200 Berufseinstiegsbegleiter einsetzen. 1000 davon sollen sogenannte Senior-Experten sein – Praktiker mit Berufsbildungserfahrung. Die Berufseinstiegsbegleiter sollen in Abstimmung mit den Schulen eine ganzheitliche Betreuung der betroffenen Jugendlichen sicherstellen. Gezielt will die Ministerin Unternehmer mit Migrationshintergrund für die Initiative ansprechen.
Die Prognose für das Jahr 2010 sieht einen Rückgang auf 563.000 Ausbildungsangebote. Das wären 20.200 Angebote weniger als im Jahr 2009 (minus 3,5 Prozent). Da aber auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen weiter zurückgehen wird, wird sich die Ausbildungsmarktsituation statistisch für die Jugendlichen voraussichtlich nicht verschlechtern.
Dennoch wird immer offensichtlicher: Während in einigen Regionen infolge des demographischen Wandels Bewerbermangel herrscht, gestaltet sich für viele Jugendliche der Einstieg in die Ausbildung durchaus schwierig. Dies gilt besonders für Jugendliche mit erhöhtem Qualifikationsbedarf. Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen nicht in ihrem Ausbildungsengagement nachlassen. Die Bundesregierung wird daher gemeinsam mit den Partnern den Nationalen Ausbildungspakt zur Sicherung eines ausreichenden betrieblichen Ausbildungsplatzangebots auch über das Jahr 2010 hinaus fortsetzen und den Pakt zugleich verstärkt für neue Zielgruppen (z.B. Migranten, Altbewerber) öffnen – auch um den Fachkräftenachwuchs für Deutschland zu sichern.
In Anbetracht dieser Entwicklungen warnt die BAG KJS davor, dass Jugendliche aus dem Bildungssystem herausfallen. Besonders die erfolglosen Bewerberinnen und Bewerber, über deren Verbleib keine Informationen vorliegen, sind von Armut und dem dauerhaften Ausschluss gesellschaftlicher Teilhabe bedroht.
Für das Jahr 2009 nennt der Berufsbildungsbericht 96.000 Jugendliche über deren Verbleib keine Informationen vorliegen.“
Den Berufsbildungsbericht in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang. Daten-Fakten-Analysen legt das BiBB ergänzend zum Berufsbildungsbericht vor. Diesen „Datenreport 2010“ entnehmen Sie bitte aufgeführtem Link.
http://www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php
http://datenreport.bibb.de/media2010/datenreport_bbb_2010.pdf
Quelle: BMBF; BAG KJS
Dokumente: bbb_2010.pdf