Warum es Menschen satt haben mit Integrationsverweigerern in einen Topf geworfen zu werden
Acht ausländische Unternehmerverbände haben sich anläßlich der aktuellen Debatten um integrationsunwillige „Ausländer“ zusammen geschlossen und eine gemeinsame Stellungnahme herausgegeben. Sie sprechen sich darin dafür aus, Vorbildfunktionen übernehmen zu wollen und Deutschland zu präsentieren. Damit das gelingt, fordern sie von der Politik ein Ende der Debatte, in der scheinbar alle Popullismus-Hemmungen gefallen sind. Statt Debatte sollen Taten das politische Handeln prägen. Sie fordern aber auch von Medien und Meinungsmachern nicht nur das vermeintlich Negative zu berichten, sondern auch Erfolge der Integration in den Mittelpunkt der Berichterstattung zu stellen.
Auszüge aus der Stellungnahmen „Wir sind auch noch da – ein Aufstand der Integrierten“:
“ Warum wir es satt haben, als „Ausländer“ mit Integrations- und
Bildungsverweigerern in einen Topf geworfen zu werden.
In Deutschland gibt es seit dem Herbst 2010 eine neue Zeitrechnung. Es gibt die Zeit vor der Sarrazin-Debatte und es gibt eine Zeit nach der Sarrazin-Debatte.
In der Nach-Sarrazin-Zeit sind alle Populismus-Hemmungen gefallen.
Deutschland verdumme durch Einwanderer, brauche keine zusätzliche
Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen, heißt es von einigen deutschen
Politikern mit einem Seitenblick auf den Stammtisch.
Wir, die Integrierten, haben die Debatte, die in unserem Land stattfindet, satt. Und zwar gründlich.
Wir möchten nicht auf Gang-Jugendliche reduziert werden, die Menschen in der U-Bahn zu Tode prügeln oder stolz „hartzen“. Ja, die gibt es auch. Es gibt aber auch die stille Mehrheit der Einwanderer, die morgens um 5 Uhr im Großhandel Gemüse für den eigenen „Tante-Emma-Laden“ einkauft oder um 9 Uhr in die eigene Arztpraxis geht.
Wir haben die Pauschalurteile satt: „Ausländer“ nehmen Deutschen die Arbeit weg? Das Gegenteil ist richtig. Wir führen in Deutschland rund 600.000 Betriebe, in über 90 Branchen beschäftigen wir bis zu 2,5 Million Menschen.
Warum berichtet fast keine deutsche Zeitung, dass im September 2010 durch die IHK in Frankfurt am Main die 260 besten Lehrlinge ausgezeichnet wurden, von denen ein Fünftel ausländische Wurzeln hatte?
Warum berichtet fast keine deutsche Zeitung, dass im Jahr 2010 ausländische Existenzgründer fast 150.000 neue Jobs schafften? Fast jeder fünfte potenzielle Existenzgründer stammt aus einer Zuwandererfamilie, so die DIHK.
In Deutschland leben fast 16 Millionen Zuwanderer und Menschen mit
Migrationshintergrund. Die Debatte, so wie sie geführt wird, beschädigt und verletzt uns. Sie beschädigt auch die Motivation unserer Kinder, sich in Deutschland zu integrieren. Wir fordern deshalb von der deutschen Politik, dass sie sich endlich zu uns bekennt:
## Wir fordern, dass sich die deutsche Politik zu Deutschlands
Einwanderern als integralem Teil der deutschen Identität bekennt. Wir
verstehen die deutsche Identität als Lebensideal der deutschsprachigen
und bildungshungrigen, an den Werten der französischen Aufklärung
orientierte Mittelschicht. Wir wollen etwas aus unserem Leben machen
und dass es unseren Kindern einmal besser geht.
## Wir fordern, dass die deutsche Politik für noch bessere
Rahmenbedingungen sorgt, um unsere Integration zu erleichtern. Es gibt
nicht „die Einwanderer“ als solche, wir sind sehr verschieden in Hinblick auf unsere Bedürfnisse und Fähigkeiten. Aber wir möchten alle
Bestandteil Deutschlands sein.
## Wir erwarten, dass die deutsche Politik unser Steuergeld auch für unsere Bedürfnisse verwendet. Wir möchten, dass unsere Kinder so früh wie möglich Deutschunterricht erhalten – und dort, wo nötig, speziellen
Förderunterricht.
## …
## Wir wollen, dass das brachliegende Potential aller deutschen
Jugendlichen genutzt wird. Eine grundsätzliche Bildungsoffensive ist
nötig – zumindest bei jenen, die eben in bildungsfernen Schichten
aufwachsen, ob mit Migrationshintergrund oder ohne. …
Wir wollen eine Vorbildfunktion übernehmen und Deutschland präsentieren auch im Ausland und in der alten Heimat. Wir wollen Deutschland als ein Land der Menschenrechte präsentieren, als ein Land, in dem jeder, der sich anstrengt, das eigene Glück verwirklichen kann. Hierfür stand Deutschland in der Vergangenheit. Wir möchten, dass das auch in Zukunft so bleibt. Wir möchten auf unser Land noch stolzer sein, als wir es schon heute sind.Jetzt ist die deutsche Politik am Zug.“
Quelle: Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer e.V.l
Dokumente: KOMPLETT_aufstand_der_integrierten_Endfassung.pdf