Auszüge aus einem Aufsatz von Christine Müller, Referentin bei der BAG KJS, über ‚Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Ein Jahr XENOS-Initiative der BAG Katholische Jugendsozialarbeit‘: “ … Erkenntnisse des ersten Jahres und Anforderungen für die nächsten zwei Jahre XENOS-Initiative Nach einem Jahr XENOS-Initiative kann das Fazit gezogen werden, dass die Angebote von den MitarbeiterInnen der Jugendsozialarbeit angenommen werden. Vor allem Trainings und Fachveranstaltungen finden eine sehr positive Resonanz und einen breiten Interessenskreis, auch über die Katholische Jugendsozialarbeit hinaus. Hier besteht ein großer Bedarf an Information und praktischem Methodentraining. Für die Akzeptanz des Projektes ist es allerdings enorm wichtig, sehr viel persönliche Aufklärungs- und Motivationsarbeit zu betreiben. Die Veränderung der Vergaberichtlinien innerhalb der Jugendberufshilfe erweisen sich teilweise als hinderlich für eine breite Akzeptanz der Projektidee – insbesondere für die Durchführung eigener kleiner Projektmaßnahmen. Hier spielen beispielsweise Unsicherheiten im Hinblick auf Weiterexistenz von Einrichtungen und Zeitmangel eine Rolle. Die Umstrukturierung der Jugendmigrationsdienste bietet fachlich eine große Chance, nämlich die Idee der XENOS-Initiative in Form von Multiplikator/innenfortbildungen im interkulturellen Ansatz der Jugendmigrationsdienstarbeit zu verankern. Hier kann eine Öffnung der Zielgruppe der XENOS-Initiative, die Verbreitung der Projektidee positiv beeinflussen. Interkulturelle Öffnung als Querschnittsaufgabe in allen Bereichen der Jugendsozialarbeit zu verankern ist durch den Einbezug der Jugendmigrationsdienste auf breiterer Basis möglich und bietet neue Zugänge, die sich auch für andere Arbeitsbereiche der Jugendsozialarbeit ausdehnen können. Für die nächsten zwei Jahre der XENOS-Initiative ergeben sich bei der Reflektion der bisherigen Projektlaufzeit weitere Anforderungen, um adäquate Handlungsstrategien für die arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit entwickeln zu können. Dabei muss zwischen den Anforderungen der Einwanderungsgesellschaft, verbunden mit interkultureller Öffnung und dem Erwerb interkultureller Kompetenz und dem Umgang mit rechtsorientierten Jugendlichen in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit unterschieden werden: Soziale Arbeit muss sich den Herausforderungen der Einwanderungsgesellschaft in all ihren Arbeitsfeldern stellen. Die seit Jahrzehnten währende Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland hat den Alltag der Gesellschaft dauerhaft und nachhaltig beeinflusst. Zurzeit leben in Deutschland ca. 7,3 Millionen Ausländer/innen. Diese Realität verlangt nicht zuletzt von Einrichtungen der Jugendsozialarbeit einen grundlegenden Paradigmenwechsel im Selbstverständnis: Deutschland ist ein Einwanderungsland und auf diese Realität müssen sich gesellschaftliche und soziale Institutionen einrichten – und folglich interkulturell öffnen, d.h. sich auf Kunden und Mitarbeiter/innen mit anderem kulturellen Hintergrund einstellen. Auch Soziale Arbeit muss auf die Herausforderungen durch neue Kundengruppen reagieren. Europäische Erweiterung und Globalisierung erfordern die Erweiterung sozialarbeiterischen Wissens, Könnens und Handelns in Hinsicht auf interkulturelle Dimensionen, es gilt das Prinzip der Interkulturellen Kompetenz in die beruflichen Felder und die Ausbildung der Sozialen Arbeit zu implementieren. Dies gelang bislang nur sehr zögerlich und eher im Sinne einer „Sonderdisziplin“. Obwohl Begriffe wie „Interkulturelle soziale Arbeit“, „Interkulturelle Kompetenz“ und „Interkulturelle Öffnung“ selbstverständlich – vielleicht zu selbstverständlich – und alltäglich gebraucht werden, ist häufig unklar, in welcher Form Interkulturalität in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit praktiziert wird und wie diese Begriffe Verwendung finden. Hier regt die XENOS-Initiative einen Reflexionsprozess an, der sich auf alle Arbeitsfelder der Jugendsozialarbeit erstreckt. Zu diesem Zwecke werden Diskussionsforen und Veranstaltungen durchgeführt und Handreichungen erstellt. Interkulturelle Kompetenz muss zur Prävention von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt als Querschnittsthema in alle Berufsfelder der Jugendsozialarbeit implementiert werden. Die Veränderung der Gesellschaft durchzieht alle Milieus: Die heterogene Zusammensetzung der Gesellschaft ist nicht nur durch ethnisch-religiöse Verschiedenheit charakterisiert, sondern auch – und das für die Jugendsozialarbeit von enormer Bedeutung – durch erhebliche soziale Unterschiede und Ungleichheiten bei gesellschaftlicher Teilhabe und Teilnahme bei der Bildung sowie den Beschäftigungs- und Einkommenschancen. Immer mehr Jugendliche sind betroffen von sozialer Ausgrenzung und Deklassierung und leben in Milieus, die für Sozialarbeiter/innen „fremd“ sind. Wenn Interkulturelle Kompetenz in der Sozialen Arbeit pragmatisch als Form der sozialen Kompetenz verstanden werden kann, die um die kulturelle Komponente erweitert wurde, so ergibt sich daraus nicht zuletzt ein Bedarf für alle Handlungsfelder. Die XENOS-Initiative bietet Fachtagungen zur Sensibilisierung für das Thema sowie zum Austausch und zur Weiterentwicklung von Konzepten und Ideen, Fortbildungen zur Vermittlung von Kenntnissen über Ursachen von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt und über Methoden ihrer Bekämpfung und Prävention und Trainings in Konfliktmanagement und interkultureller Kommunikation für Fachkräfte der Jugendsozialarbeit an: Diese Veranstaltungen gilt es weiterhin zu evaluieren und Empfehlungen für den Einsatz in der Jugendsozialarbeit zu formulieren. Beispiel Jugendberufshilfe Die berufliche Orientierung Jugendlicher wird immer schwieriger. Obwohl Arbeit nach wie vor als zentrale Kategorie unserer Gesellschaft und zentrale Komponente zur Identitätsbildung angesehen wird, ist Ausbildung insbesondere für benachteiligte Jugendliche immer seltener „Normalfall“. Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit sind grundsätzlich einem Dilemma ausgesetzt: Die berufliche Integration benachteiligter Jugendlicher wird angesichts schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen immer schwieriger, gleichzeitig steigen die Leistungsanforderungen. Benachteiligte Jugendliche sind sich ihrer schlechten beruflichen Chancen durchaus bewusst und schätzen diese nicht unrealistisch ein, wie eine neue Studie des DJI belegt. Berufliche Bildung muss sich dahingehend zur allgemeinen Lebensorientierung weiten, dass der Prozess der beruflichen Orientierung in einen Prozess der Lebensplanung eingebettet ist. So müssen auch Kommunikation, Sprache und Sozialverhalten neben Berufsorientierung und Qualifizierung die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen abbilden und ihnen breite Identifikationsmöglichkeiten ermöglichen. Interkulturelle Kompetenz und Konfliktfähigkeit wird so auch zur Schlüsselqualifikation für alle Jugendlichen in Aus- und Weiterbildung. Hier können insbesondere Einrichtungen der Jugendberufshilfe und der Jugendmigrationsdienste erfolgreich zusammen arbeiten und ihre Kompetenzen austauschen. Die XENOS-Initiative greift diese Themen in speziellen Fortbildungen für Mitarbeiter/innen der Jugendberufshilfe auf und bearbeitet diese. Beispiel Jugendmigrationsdienste Auch für die spezialisierten Migrationsdienste ergibt sich die Notwendigkeit zur ständigen Auseinandersetzung mit dem interkulturellen Arbeitsansatz: Migrant/innen haben Interkulturelle Kompetenz nicht automatisch durch ihre Migrationserfahrung oder ihre Sozialisation in Einwandererfamilien erworben. Auch die deutschen Mitarbeiter/innen der Migrationsdienste haben sich nicht immer ausreichend mit interkulturellen Kommunikations- und Machtproblemen auseinandergesetzt. Von daher gibt es einen Nachholbedarf an interkultureller Qualifizierung auch bei den traditionellen Sonderdiensten für Migrant/innen. Sicherlich haben deren Mitarbeiter/innen den Beschäftigten der Regeldienste jedoch einige Lektionen im interkulturellen Lernen voraus – dank ihrer täglichen Auseinandersetzung mit Multikulturalität bzw. ihrer Herkunftskompetenz. Der Bedarf jugendlicher Migrant/innen nach qualifizierten sozialen Dienstleistungen kann nicht alleine von den Jugendmigrationsdiensten abgedeckt werden. Im Sinne des Case-Management sollen Jugendmigrationsdienste deshalb die Ressourcen der übrigen sozialen Dienste für ihre Kunden erschließen, was in der Vergangenheit oftmals nicht zufriedenstellend erfüllt werden konnte. Nicht nur aus diesem Grund werden zur Zeit in der BAG Katholische Jugendsozialarbeit „Empfehlungen zur Zusammenarbeit für Jugendmigrationsdienste und Einrichtungen der Jugendberufshilfe“ erarbeitet. Das oftmals aus der Perspektive von Migrationsberater/innen geäußerte Statusgefälle z.B. im Umgang mit der Jugendberufshilfe könnte hier durch spezifische Ressourcenorientierung abgebaut werden. Jugendmigrationsdienste als Expert/innen für die Arbeit mit Migrant/innen können ihre Kompetenzen beratend auch an Mitarbeiter/innen der Jugendberufshilfe weitergeben. Die XENOS-Initiative wird u.a. in einer Multiplikatorenschulung mit Mitarbeiter/innen im Bereich „Jugendmigrationsdienst“ an diesen Inhalten arbeiten. Es ist nicht ausreichend, Fachkräfte durch Projektgelder zu fördern und Fachveranstaltungen anzubieten. Innerhalb der Jugendsozialarbeit muss ein Reflektionsprozess zur Interkulturellen Öffnung stattfinden, um den aktuellen Entwicklungen gerecht zu werden. Interkulturelle Öffnung wird häufig als Chance zur Integration, zum Austausch und interkulturellen Lernen gesehen. Neuere Überlegungen beziehen sich dabei auf die subkulturellen Milieus einer postmodernen Gesellschaft und versuchen auf diese Weise die Gesamtbevölkerung in ihrer Vielfalt zu erfassen. Um Formen struktureller Diskriminierung und Rassismus aufzudecken und allen Menschen Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen zu verschaffen, ist ein institutionelles wie politisches Bewusstsein notwendig, welches im Alltag häufig vernachlässigt wird. Simon-Hohn definiert als aktuelle Ziele Interkultureller Öffnung die Gestaltung der Integration ethnischer Minderheiten und Angehöriger subkultureller Strömungen und Milieus, den Zugang von ethnischen Minderheiten zu allen gesellschaftlichen Ressourcen, die adäquate Versorgung aller Individuen und Gruppen einer postmodernen Gesellschaft, die Organisations-, Personal-, und Konzeptentwicklung mit Festlegung von Qualitätsstandards für Soziale Arbeit und die Gestaltung des Lebens in der pluralistischen postmodernen Einwanderergesellschaft. An diesen Zielen wird deutlich, dass Interkulturelle Öffnung nicht alleine durch die Fort- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen geregelt werden kann, während die Strukturen der Einrichtung davon unberührt bleiben. Will sich eine Organisation interkulturell öffnen, ist dies nur durch die Doppelstrategie top-down/bottom-up möglich. Auch Einrichtungen der Jugendsozialarbeit müssen sich auf diese Anforderungen einstellen. Die XENOS-Initiative bringt den Prozess interkultureller Öffnung als Diskussionsthema in die Gremien der Jugendsozialarbeit ein und regt eine Reflektion der bestehenden Situation an. Rechte Orientierungen aus der Mitte der Gesellschaft müssen in der Jugendsozialarbeit aufgegriffen und zivilgesellschaftlich bearbeitet werden. Die Tatsache, dass rechte Orientierungen Jugendlicher keine Randphänomene der Gesellschaft mehr sind, sondern aus der Mitte der Gesellschaft stammen, muss in der Jugendsozialarbeit wahrgenommen werden und bearbeitet werden. Nicht nur in ländlichen Regionen der neuen Bundesländer, sondern auch in urbanen Gebieten wird Rechtsextremismus immer stärker Teil der Gesellschaft und kann nicht in subkulturelle Milieus „wegdiskutiert“ werden. In Orten, in denen rechter Lifestyle die Straße beherrscht, müssen überhaupt erst wieder plurale Entfaltungsmöglichkeiten für alle Jugendlichen geschaffen werden, ehe in Einzelfällen etwas bewegt werden kann. Hier muss Jugendsozialarbeit mit anderen Akteuren zusammenarbeiten, sich vernetzen und auf Angebote wie Community Coaching oder Mobile Beratung zurückgreifen. Es bedarf in allen Einrichtungen zudem einer besonderen Sensibilität für die Entwicklung von Cliquen, jugendlichen Einstellungen und Wertorientierungen. Jugendliche fühlen sich nicht selten als ausführendes Organ gesellschaftlicher Forderungen und verstehen somit nicht, warum ihre Äußerungen oder ihr gewalttätiges Verhalten im Gegensatz zu den Äußerungen politischer Akteure, Eltern oder Vorbildfunktionen von der Gesellschaft sanktioniert werden. Rechtsextreme Äußerungen und Einstellungen Jugendlicher sind jedoch nicht nur von ihren lebensweltlichen Milieus, sondern auch von der Situation gesamtgesellschaftlicher Realitäten abhängig. Rechte Gruppierungen machen Jugendlichen oft attraktive Angebote, insbesondere dann, wenn diese von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen sind und sich nicht akzeptiert fühlen. Oftmals entwickelt bzw. verfestigt sich ein rechtsextremistisches Weltbild jedoch erst nach der Zugehörigkeit zu einer sogenannten rechten Clique. Jugendliche Medien – vor allem Musik – spielen hier eine sehr große Rolle. Jugendsozialarbeit ist darauf häufig schlecht vorbereitet, nicht adäquat ausgestattet und kann mit diesen Angeboten nicht konkurrieren. Die XENOS-Initiative bietet Kontakte zu regionalen Partnern und ExpertInnen an und hilft bei der Suche nach Netzwerkpartnern, um zivilgesellschaftliche Strukturen zu stärken. Die Berührungsängste im Umgang mit Rechtsextremismus und Rassismus in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit müssen abgebaut werden, um aktiv dagegen arbeiten zu können. Bagatellisierung und Vermeidung verschlimmern die Situation. Der Umgang mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit ist nicht selten von Berührungsängsten geprägt: Werden SozialarbeiterInnen mit rechten Äußerungen Jugendlicher konfrontiert, stellt sich häufig Unsicherheit ein. Sozialarbeiter/innen ohne entsprechendes Hintergrundwissen können mit der provokativen Argumentationsweise der Jugendlichen nicht oder nicht sicher umgehen. Auch die eigene innere Distanz zu Nationalsozialismus, rechten Parteien und Menschenfeindlichkeit führt zu Berührungsängsten, die in Situationen handlungsunfähig machen können. Nicht zuletzt im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen 2006, bei denen NPD und DVU erstmalig gemeinsam antreten wollen, müssen sich zivilgesellschaftliche Akteure noch deutlicher und gemeinsam gegen Rechtsextremismus und Gewalt aussprechen. Der Schwerpunkt liegt dabei sicherlich in der präventiven Arbeit, aber auch Zivilcourage im direkten Umgang mit rechten Einstellungen – nicht nur bei Jugendlichen – spielt eine Rolle: Gesellschaftliche Akteure müssen sich deutlich von rechten Orientierungen distanzieren, um eine demokratische politische Kultur zu fördern. Es darf nicht vergessen werden, dass eine solche Funktion auch ein Vorbildverhalten gegenüber Jugendlichen bedeutet. Nehmen Sozialarbeiter/innen hier ihre Verantwortung gegenüber Jugendlichen nicht wahr, kann das auch dazu führen, dass sich rechte Strömungen immer stärker in die Normalität der Wahrnehmung implementieren. Auch aus diesen Gründen ist es unbedingt notwendig, dass sich SozialarbeiterInnen in Diskussionen positionieren anstatt diese grundsätzlich zu vermeiden, Situationen einschätzen, ihre Ansichten einbringen ohne zu moralisieren und ihre eigenen klaren Grenzen ziehen, dabei aber die subjektiv logische Sicht der Jugendlichen erkennen und bearbeiten können. Wo macht die Arbeit mit rechten Jugendlichen Sinn, wo liegen die Grenzen? Wie kann adäquat mit Opfern rassistischer Diskriminierung und rechter Gewalt umgegangen werden? Um diese Fragen beantworten zu können, um Ängste und Unsicherheiten abzubauen ist Wissen, Können und eine Art der Argumentationsfähigkeit notwendig, die nicht selbstverständlich bei allen Sozialarbeiter/innen vorhanden sind. Die XENOS-Initiative berät Einrichtungen im Hinblick auf den Umgang mit rechten Jugendlichen und vermittelt nach dem Subsidaritätsprinzip an ExpertInnen in der entsprechenden Region weiter, die Sozialarbeiter/innen auch auf einen längeren Zeitraum hin in der Arbeit mit rechtsorientierten Jugendlichen unterstützen können. Fazit und weitere Planungen Die momentane gesellschaftliche Grundstimmung, die interkultureller Verständigung und interkulturellem Dialog gegenüber nicht positiv eingestellt ist, macht deutlich, wie wichtig es ist, sich gerade in der Arbeit mit Jugendlichen für Toleranz, Respekt und Achtung einzusetzen. Eine gewisse nervöse Grundstimmung macht sich vor allem in den Medien breit, ebenso ist eine Diskussion um Parallelgesellschaften, eine „deutsche Leitkultur“ und das Ende des „Multikulti-Kuschelns“ – wie es der Spiegel schreibt – entbrannt. Die Debatte wird immer stärker zum parteipolitischen und populistischen Streit, den alle Parteien für sich nutzen möchten und vermischt die Unterschiede zwischen Muslim/innen und Islamisten. Es besteht die Gefahr, dass sich jugendliche Migrant/innen in ihre Kultur zurückziehen und auf Diskriminierung und Bedrohung ebenfalls mit rassistischen Einstellungen oder Gewalt reagieren. Hier muss Jugendsozialarbeit ansetzen und sich auch in Zukunft gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt sowie für die Förderung interkulturellen Zusammenlebens und Respekt für unterschiedliche Lebenswelten einsetzen, ohne naiv auf vorhandene Konflikte zu reagieren. Ziel sozialer Arbeit muss es sein, auch muslimischen Jugendlichen Partizipationsmöglichkeiten in unserer demokratischen Gesellschaft zu ermöglichen, sie bei einer nicht assimilatorischen Integration und ihrer Identitätssuche zu unterstützen. Dazu muss die Verbindung von interkultureller und antirassistischer Arbeit noch enger gezogen werden, auch wenn bislang nur wenige gemeinsame Forschungsansätze vorhanden sind. Es ist dringend notwendig die rechten Strömungen, die aus der Mitte der Gesellschaft stammen, auch dort zur bekämpfen. An diesen Ansätzen wird die XENOS-Initiative weiterhin arbeiten: Die Werbung und Zusammenarbeit mit Multiplikator/innen soll ausgeweitet werden, um nach dem Ende des Projektes 2006 die Nachhaltigkeit für das Thema zu gewährleisten. Für die Fachreferent/innen innerhalb der BAG Katholische Jugendsozialarbeit wird es dazu spezielle Multiplikator/innenfortbildungen geben. Begonnen wird zunächst beispielhaft mit den MitarbeiterInnen im Bereich Migration/Interkulturelle Soziale Arbeit und Jugendberufshilfe. Sollte sich das Konzept dieser Fortbildung als erfolgreich erweisen, ist geplant, es auch auf andere Arbeitsfelder der Jugendsozialarbeit auszuweiten. Hierzu wird es Arbeitstagungen und Konferenzen geben. Ein Seminar speziell für Mitarbeiter/innen der Jugendberufshilfe wird direkt auf die Situation in Einrichtungen der Jugendberufshilfe eingehen und gemeinsam mit den Teilnehmenden adäquate Handlungsoptionen erarbeiten, die sie in ihrer Praxis umsetzen können. Des weiteren sind weitere Fachtagungen u.a. in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland in Wuppertal, Seminare u.a. in Kooperation mit dem Meinwerkinstitut und dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. sowie weitere Trainings geplant. Diese Veranstaltungen werden evaluiert und in ihrer Anwendbarkeit auf die Arbeitsfelder der Jugendsozialarbeit überprüft. Der Ausbau der XENOS-Initiative zur Servicestelle für die Jugendsozialarbeit soll weiter voran getrieben werden. Die Homepage dient hier zur schnellen und unkomplizierten Verbreitung der Inhalte. Nach der Evaluation des Ideenwettbewerbs sollen hier zum Beispiel Handlungskonzepte allen Fachkräften der Jugendsozialarbeit zur direkten Verfügung gestellt werden, um sie in der Arbeit gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt zu unterstützen. … “ Quelle: Christine Müller: ‚Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Ein Jahr XENOS-Initiative der BAG Katholische Jugendsozialarbeit‘, in: BAG KJS: ‚Kein Platz für dumme Sprüche. Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt‘, ASPEKTE Jugendsozialarbeit Nr. 54, Dez. 2004, siehe unten. Kontakt: Christine Müller, Projektleitung Xenos, BAG Kath. Jugendsozialarbeit, Düsseldorf, Tel. 0211/94485-29, christine.mueller@jugendsozialarbeit.de, www.bagkjs.de ______________________________________________________________ Neu: ‚Kein Platz für dumme Sprüche. Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt‘ Das Projekt ‚XENOS-Initiative – Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt‘ der BAG Katholische Jugendsozialarbeit besteht seit einem Jahr. Aus diesem Anlass hat die BAG KJS als Heft 54 der Reihe ‚ASPEKTE Jugendsozialarbeit‘ drei Beiträge zum Themenfeld Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Gewalt veröffentlicht. Auszüge aus dem Vorwort: “ …. Prof. Dr. Josef Freise von der Katholischen Fachhochschule Köln und wissenschaftlicher Begleiter des Projektes skizziert in seinem Artikel die multifaktoriellen Gründe für die Entstehung von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt und stellt Zielperspektiven für die unterschiedlichen Handlungsfelder der Jugendsozialarbeit vor. Christine Müller, Referentin in der Bundesgeschäftsstelle und Projektleiterin formuliert professionelle Herausforderungen interkultureller Sozialarbeit für die Jugendsozialarbeit. Ein Jahr XENOS-Initiative Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt bietet uns die Möglichkeit zu einer ersten Zwischenreflexion der gesetzten Ziele, Überprüfung der erarbeiteten Inhalte und Erarbeitung von Handlungsstrategien für weiteres Vorgehen. Diese werden im dritten Beitrag dokumentiert. Aktiv zu sein gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gehört zum Profil katholischer Verbände, Organisationen, Träger und Einrichtungen. Deshalb wird die BAG Katholische Jugendsozialarbeit durch ihre Mitgliedsorganisationen auch zukünftig gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt sowie für die Förderung interkulturellen Zusammenlebens und den Respekt für unterschiedliche Lebensweisen eintreten. … “ Inhalt: Prof. Dr. Josef Freise: ‚Fremdenfeindlichkeit und Gewalt – ein Thema der Jugendsozialarbeit?. Status quo und Zielperspektiven‘ Christine Müller: ‚Professionelle Herausforderungen Interkultureller Sozialer Arbeit für die Jugendsozialarbeit. Interkulturelle Soziale Arbeit als Arbeitsfeld‘ Christine Müller: ‚Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Ein Jahr XENOS-Initiative der BAG Katholische Jugendsozialarbeit‘ BAG KJS (Hrsg.): ‚Kein Platz für dumme Sprüche. Jugendsozialarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt‘, ASPEKTE Jugendsozialarbeit Nr. 54, Düsseldorf, Dez. 2004. Bezug: Die Schrift (75 Seiten) kann gegen eine Kostenerstattung von 6,00 Euro (zzgl. Porto) angefordert werden bei der BAG KJS, Dagmar Riegel, Düsseldorf, Tel. 0211/94485-12, riegel@jugendsozialarbeit.de, www.bagkjs.de
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