Tag: 17. September 2007

Lebensentwürfe, Rollenbilder, Einstellungen zur Gleichstellung

20-jährige Frauen und Männer heute: „Es gibt ein breites Spektrum an Einstellungen und Motiven, die sich teilweise diametral widersprechen und zeigen, dass die Perspektiven und Vorstellungen von ihrem Leben bei 20-Jährigen sehr unterschiedlich sind. Es gibt in Bezug auf Geschlechtsidentitäten und Rollenbilder nicht nur den vermuteten „Graben“ zwischen Männern und Frauen, sondern auch Unterschiede von Einstellungen und Visionen zur Gleichstellung zwischen Abiturienten einerseits, Realschülerinnen/Realschülern und Hauptschülerinnen/Hauptschülern andererseits. Schulbildung ist ein wichtiges Differenzierungsmerkmal. Die lebensweltliche Tiefenanalyse führt dabei zu der These, dass die Ursachen dafür in der Milieuprägung durch das Elternhaus und in der sich bei Jugendlichen allmählich festigenden Milieuidentität liegen. Eine besondere Bedeutung für Gleichstellungspolitik und Gleichstellungspraxis haben die beiden gesellschaftlichen Leitmilieus „Postmaterielle“ und „Moderne Performer“. Hier sind die Visionen der Gleichstellung fest verankert, selbstverständlicher Teil ihrer Vision vom guten Leben und von einer gerechten Gesellschaft – und bei den Frauen mit sehr viel Optimismus und Selbstverantwortung verknüpft. Sie sind erste Adressaten und Multiplikatoren für Gleichstellungspolitik von morgen. Aber auch bei ihnen muss man sehen, dass Gleichstellung für sie noch ein abstrakter Wert ist, denn selbst haben sie bisher kaum konkrete Ungleichbehandlung erfahren, haben Gleichstellung selbst noch nicht aushandeln und durchsetzen müssen. „Familie“ erfährt bei nahezu allen jungen Erwachsenen heute eine sehr hohe Wertschätzung. Gleichstellung wird in der Altersgruppe der 20-Jährigen als Thema der Frauen für Frauen begriffen: Gleichstellung bringt Verbesserungen für Frauen und zwar als Aufhebung früherer Benachteiligung (z. B. gleicher Lohn bei gleicher Arbeit gleiche Karrierechancen berufliche und private Selbstverwirklichung). „Mann“ und „Frau“ ahnen, dass dies Konsequenzen für das Zusammenleben und Zusammenarbeiten der Geschlechter hat – aber konkrete Erfahrungen, auch von Hürden und Konflikten, haben sie noch nicht. Männer fühlen sich – im Unterschied zu den Frauen – massiv verunsichert und in der Defensive: Denn sie nehmen die Dynamik, die Power und das offensive Selbstbewusstsein allein auf Seiten der Frauen wahr – sie selbst sehen in diesem Prozess für sich (noch) keine aktive Rolle, haben auch (noch) keine positive Vision für ihre Rolle als Mann.

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Einfache Erwerbsarbeit in Deutschland

Einfache Arbeit in Deutschland: „Die einfache Arbeit führte jahrzehntelang ein Schattendasein in Deutschland. Mit dieser Sichtweise wurde nicht nur die berufliche Lebenswirklichkeit großer Teile der Beschäftigten ausgeblendet, Prognosen zur Entwicklung des Arbeitsangebots gehen überwiegend davon aus, dass der Trend zur Wissensgesellschaft mit einer zunehmenden Bedeutung qualifizierter Arbeit einhergeht und die Bedeutung einfacher Arbeit abnimmt. Im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung zeichnet sich im Bereich einfacher Arbeit kein einheitlicher Trend ab: Neben der zunehmenden Aufspaltung von Tätigkeiten, lässt sich auch eine zunehmende Integration verschiedener Aufgaben, beobachten. Getrieben durch die Globalisierung und die Dynamik internationaler Märkte haben sich in modernen Produktionssystemen spezifische Aufgabenprofile für einfache Arbeit durchgesetzt. Die Beschäftigungschancen von formal gering Qualifizierten haben sich in den letzten 30 Jahren erheblich verschlechtert. Ausgeblendet wird, dass bereits heute gut 63% der Arbeitsplätze am unteren Rand des betrieblichen Qualifikationsspektrums mit formal Qualifizierten besetzt sind. Wenn gering Qualifizierte beim Zugang zu Erwerbsarbeit aus verschiedenen Richtungen „in die Zange genommen“ werden, stellt sich aus arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischer Perspektive die Frage nach geeigneten Ansatzpunkten, um die Beschäftigungschancen dieser Gruppe gezielt zu verbessern. Da wirklich einfache Arbeitsplätze ohne besondere Anforderungen kaum noch vorhanden sind und auch nicht davon auszugehen ist, dass sich dies künftig wieder ändert, muss alles daran gesetzt werden, um den seit einigen Jahren erkennbaren Trend, dass unter Jüngeren der Anteil von Personen ohne formale Qualifikation wieder ansteigt, umzukehren.‘

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EU-Kommission will stärkere Einbeziehung junger Menschen in die Gesellschaft

In ihrer Mitteilung vom September 2007 unterstreicht die Kommission die Notwendigkeit, auf EU-Ebene und in den Mitgliedstaaten mehr und früher in die Erziehung und die Gesundheit der jungen Menschen zu investieren und den Übergang von der Ausbildung in den Beruf zu erleichtern. Betont wird auch, wie wichtig es ist, junge Menschen stärker in das staatsbürgerliche Leben und in die Gesellschaft als Ganzes einzubeziehen. Vladimír Špidla, Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit: „Wir müssen die paradoxe Situation auflösen, dass in der EU einerseits Fachkräftemangel herrscht und andererseits viel zu viele junge Menschen arbeitslos sind – ist doch unter ihnen die Arbeitslosenquote doppelt so hoch wie insgesamt. Wir müssen stärker darauf achten, eine integrative Gesellschaft aufzubauen, in der kein Kind und kein Jugendlicher ausgegrenzt bleibt.‘ Der Übergang von der Schule in den Beruf ist komplizierter geworden. Die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze stellen sehr hohe Qualifikationsanforderungen, und für die anderen benötigt man vielfältigere Fähigkeiten als früher. Etwa ein Viertel der europäischen Jugendlichen verfügen nicht über die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie brauchen, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Bildung und Beschäftigungschancen müssen verbessert werden. Gleichzeitig ist aber auch die Freiwilligenarbeit wichtig, damit sich junge Menschen aktiv gesellschaftlich engagieren. Die Kommission unterstreicht die Notwendigkeit, mehr – und so früh wie möglich – in junge Menschen zu investieren, nicht nur finanziell, sondern auch politisch und gesellschaftlich, durch die Familien, durch NGOs, Lehrkräfte und Arbeitgeber. Die Mitteilung der Kommission stützt sich auf eine von ihr durchgeführte Konsultation des Europäischen Jugendforums und wird als Grundlage für die künftige stärkere Koordinierung der Jugendpolitik in der EU dienen.

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