EU-Kommission will stärkere Einbeziehung junger Menschen in die Gesellschaft

MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DEN RAT Jugendpolitik in Europa Förderung der umfassenden Beteiligung junger Menschen an Bildung, Beschäftigung und Gesellschaft Auszüge aus der Mitteilung der Kommission: “ 1. HINTERGRUND … Während die Rahmenbedingungen für junge Menschen in Europa heute positiv sind – Freiheit und Sicherheit, Wohlstand, gestiegene Lebenserwartung – nimmt die Besorgnis zu, dass viele von ihnen nicht am Wohlstand teilhaben können. Ein hohes Maß an Kinderarmut, schlechte Gesundheit, Schulabbruch und Arbeitslosigkeit zu vieler junger Menschen machen deutlich, dass Europa die Investitionen in seine Jugend überprüfen und früher beginnen und dabei auch die wichtige Rolle der Familie in Betracht ziehen muss. Die soziale Ausgrenzung junger Menschen hat hohe soziale und wirtschaftliche Kosten und muss vermieden werden. Die Herausforderungen, vor denen junge Menschen heute stehen, sind komplex und vielfältig. Es gibt mehr Möglichkeiten, zu lernen und sich zu beteiligen, aber die Wege sind weniger klar vorgegeben. … Es ist daher mehr und mehr notwendig, eine übergreifende Jugendstrategie zu schaffen, die auf der Zusammenarbeit zwischen Politik und Interessengruppen auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene basiert. … 2. BESSERE UND MEHR BILDUNG FÜR ALLE JUNGEN MENSCHEN … Eine große Zahl Jugendlicher verlässt jedoch das Bildungssystem, ohne die Fähigkeiten für einen reibungslosen Eintritt in den Arbeitsmarkt zu besitzen. … Die Bildungssysteme müssen eine effiziente und relevante Bildung unter dem Gesichtspunkt des Lebenszyklus vermitteln, das Potenzial des Einzelnen für Kreativität und Autonomie anregen, wobei verhindert werden sollte, dass am Arbeitsmarkt vorbei gelernt wird. Junge Menschen müssen auf den Eintritt in den Arbeitsmarkt vorbereitet werden, aber auch in der Lage sein, ihre Bildung während des gesamten Lebens fortzusetzen, sowohl für ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung als auch zur Anpassung an ein sich wandelndes berufliches Umfeld. In diesem Zusammenhang sollte der Erwerb von Kommunikationsfähigkeiten in Fremdsprachen gefördert werden. … Durch die Steuerung von Investitionen in die Entwicklung der frühkindlichen Erziehung für alle und deren qualitative Verbesserung können die Mitgliedstaaten den frühzeitigen Schulabbruch und Benachteiligungen in der Bildung wirksamer angehen. Die Kommission – ersucht die Mitgliedsstaaten, in ihren nationalen Strategien für lebenslanges Lernen der Qualität und dem Umfang von Investitionen in die frühkindliche Erziehung Vorrang einzuräumen … – ersucht die Mitgliedsstaaten, Arbeitsmarktrelevanz, Attraktivität und Offenheit der beruflichen Bildung zu verbessern, um junge Menschen besser auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten, … – ersucht die Mitgliedsstaaten, den Europäischen Qualifikationsrahmen umzusetzen, der die Mobilität junger Studenten und Arbeitnehmer und die Validierung der auf formalen und infomellen Wegen erworbenen Kenntnisse unterstützen soll – wird zusammen mit den Mitgliedsstaaten auf der Grundlage des „“Youthpass“, der im Rahmen des Programms „Jugend in Aktion“ eingeführt wurde, die jugendspezifischen Elemente des „Europass“ entwickeln, um den Zugang junger Menschen zu Mobilität und lebenslangem Lernen zu erleichtern. 3. JUGEND UND BESCHÄFTIGUNG: EINE HERAUSFORDERUNG FÜR EUROPA … 3.1. Arbeitslose Jugendliche: eine ungenutzte Ressource Jugendarbeitslosigkeit (Altersgruppe 15-24) bereitet Europa große Sorgen: der Anteil liegt bei 17,4 %. … Jugendliche sind mehr als doppelt so stark von Arbeitslosigkeit bedroht wie Erwachsene im Haupterwerbsalter. Arbeitslosigkeit junger Erwachsener geht oft über in Langzeitarbeitslosigkeit (mehr als 50 % der Arbeitslosen in der Altersgruppe 25-29) oder völliges Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt. Junge Frauen sind bei den Nichterwerbstätigen und Arbeitslosen überrepräsentiert, und der Abstand zu den Männern nimmt mit dem Alter zu. … Ein hohes Maß an Nichterwerbstätigkeit bei Jugendlichen (abgesehen von der Teilnahme an allgemeiner und beruflicher Bildung) ist ein weiteres Phänomen einer gescheiterten Arbeitsmarktintegration und fällt typischerweise zusammen mit generell hoher Arbeitslosigkeit. … 3.2. Verbessserung des Übergangs junger Menschen in den Arbeitsmarkt: Flexicurity .. Trotz der wiederholten Verpflichtung der Mitgliedstaaten erhält die große Mehrheit der 4,6 Millionen arbeitslosen Jugendlichen in der EU nicht die Chance zu einem Neuanfang innerhalb von sechs Monaten. Bildungs- und Arbeitsmarkteinrichtungen sollten ihre Bemühungen verstärken, allen jungen Menschen maßgeschneiderte Betreuung und Beratung im Hinblick auf einen geeigneten Bildungsweg mit dem Ziel einer arbeitsmarktrelevanten Qualifikation zu bieten und dadurch die Diskrepanz zwischen den Bildungsergebnissen und den Anforderungen des Arbeitsmarktes zu reduzieren. Junge Menschen sollten durch eine maßgeschneiderte Stellenvermittlung – einschließlich Beschäftigungschancen im Ausland – stärker unterstützt werden. Die EU wird die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten bei der Förderung der Mobilität (etwa durch die EURES-Initiative „Dein erster Arbeitsplatz im Ausland“) verstärkt unterstützen. … Junge Menschen brauchen geeignete Beschäftigungschancen, aber da sie zuvor nur wenig oder keine Gelegenheit gehabt haben, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, leiden sie stark darunter, nicht eingestellt zu werden. Besonders beeinträchtigt sie der Dualismus des Arbeitsmarkts. Sie können in Arbeitsverhältnissen mit ungünstigen Bedingungen oder Aussichten gefangen sein: so haben vier von zehn derzeit nur ein befristetes Arbeitsverhältnis, etwa ein Viertel eine Teilzeitbeschäftigung und noch mehr eine niedrig entlohnte Arbeit. Derartige Arbeitsverhältnisse können als Zwischenstufe dienen und den jungen Menschen nachweisbare Arbeitserfahrungen ermöglichen, für einige jedoch können sie in einen Zyklus dauerhafter minderwertiger Beschäftigung münden. Obwohl die Mitgliedstaaten große Anstrengungen unternehmen, … zeigen die Evaluierungen der aktiven arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für Jugendliche, dass noch Spielraum für Verbesserungen besteht. Die Mitgliedstaaten sollten die Ursachen der Jugendarbeitslosigkeit systematischer und umfassender in der Lissabon-Strategie angehen, einschliesslich des Europäischen Jugendpakts. … Die gemeinsamen Grundsätze für Flexicurity sind Teil eines Rahmens, um den Hauptursachen der Jugendarbeitslosigkeit und dem Gefühl der Unsicherheit zu entgegnen. Dabei geht es gleichzeitig um Sicherheit und Flexibilität. Im kommenden Lissabon-Zyklus, der 2008 beginnt, sollten die Mitgliedstaaten, vor dem Hintergrund ihrer spezifischen Herausforderungen und unter aktiver Beteiligung der Sozialpartner, Flexicurity-Strategien erarbeiten, die die vier Komponenten (flexible und verlässliche vertragliche Regelungen, wirksame Systeme des lebenslangen Lernens, aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, moderne Systeme der sozialen Sicherheit) umfassen. Eingriffe der Politik und beschäftigungspolitische Maßnahmen sollten überprüft und an die nationalen Bedingungen und Präferenzen angepasst werden. Die Mitgliedstaaten sollten den Europäischen Sozialfonds nutzen, um jungen Menschen Möglichkeiten des Übergangs von der Bildung in das Erwerbsleben zu bieten, insbesondere dann, wenn die Systeme der beruflichen Bildung weniger entwickelt sind, und sie sollten in der Strukturpolitik stärkeres Gewicht auf die Jugend legen, um die regionalen Disparitäten zu überwinden. … Die Kommission – wird die Überwachung der Beschäftigungssituation Jugendlicher in den Mitgliedstaaten verstärken und den Austausch bewährter Verfahren fördern – wird die Unterstützung der geographischen Mobilität über EURES verstärken und im Herbst 2007 die Pilotinitiative „Dein erster Arbeitsplatz im Ausland“ starten, durch die junge Arbeitnehmer eine erste Mobilitätserfahrung machen sollen … – ersucht die Mitgliedstaaten, Flexicurity-Strategien mit einem besonderen Schwerpunkt auf Beschäftigungsziele für Jugendliche zu erarbeiten, insbesondere im Licht des Ansatzes, der in der Mitteilung zur Flexicurity vom Juni dargelegt wurde, sowie der weiteren Arbeit am Thema Flexicurity im Europäischen Rat … 4. DAS POTENZIAL ALLER UMFASSEND NUTZEN Die Beteiligung junger Menschen an Bildung, Beschäftigung und Gesellschaft wird beeinträchtigt durch Armut, soziale Ausgrenzung, Diskriminierung und Gesundheitsprobleme. Europa hat aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen ein großes Interesse daran, dass kein Kind und kein Jugendlicher ausgeschlossen wird. 4.1 Soziale Eingliederung Kinderarmut, von der 19 % aller Kinder und Jugendlicher im Alter unter 18 Jahren betroffen sind, ist ein sehr beunruhigendes Faktum. Kindliches Wohlergehen, so hat sich gezeigt, hat einen grossen Einfluss auf den späteren Bildungs- und Berufsweg. Länder mit hohem Armutsrisiko für Kinder und Jugendliche haben in der Regel auch eine höhere Arbeitslosigkeit. Die Weitergabe der Armut von einer Generation zur nächsten zu durchbrechen ist eine zentrale Herausforderung die Politik sollte dabei die Bedürfnisse von Kindern und Eltern umfassend berücksichtigen. … In einer Reihe von Ländern ist die soziale Eingliederung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder aus benachteiligten Minderheiten (insbesondere Roma) bisher noch nicht gelungen. … Das Risiko der Nichterwerbstätigkeit ist für junge Menschen aus ethnischen Minderheiten in einigen Ländern um ein Drittel höher als für die Mehrheit der Jugendlichen. Soziale Eingliederung und Chancengleichheit sind auch für junge Menschen mit Behinderungen ein Schlüsselaspekt. Von entscheidender Bedeutung ist hier, die Hemmnisse zu beseitigen, die ihrer Teilnahme an allgemeiner und beruflicher Bildung und ihrem Engagement in Bürgerfragen, Politik und Gemeinschaftsleben entgegenstehen. Für alle Jugendlichen mit eingeschränkten Fähigkeiten sind aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sowie Maßnahmen zur Steigerung ihrer Teilnahme an der Berufsbildung entscheidend für die Verbesserung ihrer Chancen auf eine umfassende Teilnahme an der Gesellschaft. 4.2 Geschlechtsspezifische Ungleichgewichte Bei jungen Frauen ist die Arbeitslosenquote höher als bei Männern, und sie sind häufiger in gering qualifizierten Arbeitsverhältnissen, Teilzeitbeschäftigung und befristeten Tätigkeiten zu finden. Obwohl sie in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte in der Bildung gemacht haben, wird ihr Potenzial auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor nur zu einem Teil realisiert, und Unterschiede in der Bezahlung bestehen weiterhin und nehmen mit zunehmendem Alter zu. Geschlechtsspezifische Stereotypen spielen hier eine große Rolle, da Frauen und Männer traditionellen Bildungs- und Berufsbildungswegen folgen, wodurch Frauen oft in Berufe gelangen, die weniger geschätzt und entlohnt werden. Frauen sind sehr viel weniger in technischen Berufen zu finden, obwohl hier ein Arbeitskräftemangel herrscht. Junge Männer hingegen sind bei den Schulabbrechern stärker vertreten. … Die Kommission – ersucht die Mitgliedstaaten, den Kampf gegen Kinderarmut zu verstärken, insbesondere durch die Förderung der Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen in der Bildung – einschließlich Vorschulerziehung – der Kinder und durch die Arbeitsmarktbeteiligung der Eltern … – unterstützt nachhaltig Maßnahmen zur Überwindung geschlechtsspezifischer Stereotype in Bildung, Kultur und Arbeitsmarkt durch Förderung des Gender Mainstreaming und spezifische Maßnahmen in den EU-Programmen für Bildung und Kultur. 5. AKTIVE JUNGE BÜRGER 5.1. Beteiligung junger Menschen Die Beteiligung junger Menschen an demokratischen Einrichtungen und am fortlaufenden Dialog mit der Politik ist entscheidend für das Funktionieren unserer Demokratie und die Nachhaltigkeit politischer Maßnahmen, die sich auf das Leben der Jugendlichen auswirken. Die Kommission forderte die Mitgliedstaaten unlängst auf, ihre Bemühungen zur Steigerung der Beteiligung Jugendlicher zu verstärken und eine kohärente Strategie zur Information junger Menschen zu formulieren. … Die Einbeziehung in kulturelle Aktivitäten kann junge Menschen zudem in die Lage versetzen, ihre kreative Energie zum Ausdruck zu bringen, und zur aktiven Bürgerschaft beizutragen. Außerdem können kulturelle Aktivitäten die Integration fördern und den Dialog zwischen Generationen und Kulturen erleichtern, indem Kontakte zwischen Einzelnen hergestellt werden und die Überwindung nationaler Trennung unterstützt wird. 5.3. Junge Menschen und die EU: Intensivere Partnerschaft … Die Kommission schlägt vor, die bestehende Partnerschaft zwischen EU-Institutionen und Jugendvertretern in einer Erklärung zu bekräftigen, die die Bedeutung eines strukturierten Dialogs mit jungen Menschen auf allen Ebenen und Gebieten, die Gegenstand dieser Mitteilung sind, betont. Die entsprechende Agenda sollte mit den jungen Menschen gemeinsam festgelegt werden. Der Dialog sollte relevante Interessenvertreter und Jugendorganisationen einbeziehen. Er sollte auch benachteiligte Jugendliche und Jugendliche, die kein Mitglied einer Organisation sind, berücksichtigen. Andere Bereiche, die für junge Menschen interessant sind, etwa nachhaltige Entwicklung, die Zukunft der EU oder Entwicklungszusammenarbeit, könnten im Rahmen dieser Partnerschaft ebenfalls behandelt werden. … Die Kommission Zur Beteiligung – ersucht die Mitgliedstaaten, im Rahmen der offenen Koodinierungsmethode die verstärkten gemeinsamen Ziele zur Beteiligung und Information junger Menschen sowie den strukturierten Dialog umzusetzen – ersucht die Mitgliedstaaten, jungen Menschen eine Rolle bei den Aktivitäten für das Europäische Jahr des interkulturellen Dialogs einzuräumen – wird in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und unter Berücksichtigung ihrer Zuständigkeiten, bestehende nationale Verfahren für den Zugang junger Menschen zur Kultur untersuchen, mit dem Ziel, diesen Zugang zu verbessern – wird in Zusammenarbreit mit den Mitgliedstaaten, in einem koordinierten Ansatz einschlägige EU-Programme nutzen, um die Beteiligung junger Menschen zu fördern. … Thema intensivere Partnerschaft – ersucht die europäischen Institutionen und die Jugendlichen, ihre Partnerschaft in einer für später in diesem Jahr geplanten gemeinsamen Erklärung zu bekräftigen … – wird alle drei Jahre einen EU-Jugendbericht ausarbeiten. 6. SCHLUSSFOLGERUNGEN Die vorliegende Mitteilung ist ein wichtiger Schritt in einem politischen Prozess im Bereich Jugend, der 2001 mit dem Weissbuch Jugend begann. Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft ruft sie zu einer Politik besserer, umfassenderer und früherer Investitionen in junge Menschen auf, um ihre Bildung, Beschäftigung, soziale Integration, Gesundheit und aktive Bürgerschaft in einem den gesamten Lebenszyklus berücksichtigenden Ansatz zu fördern. Die Investitionen sollten nicht allein finanzieller Natur sein. Die persönliche Beteiligung der relevanten Akteure, wie Politiker, Arbeits- und Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Jugendarbeiter, Wissenschaftler, Familien und Organisationen, die für und mit jungen Menschen arbeiten, ist erforderlich. … Die vollständige Beteiligung junger Menschen an der Gesellschaft kann allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn jungen Menschen sich engagieren, als Partner auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Daher schlägt die Kommission vor, junge Menschen zu ermächtigen und die bestehende Partnerschaft zwischen den Europäischen Institutionen und der jungen Generation zu verstärken.“ Den Volltext der Mitteilung der Kommission entnehmen Sie bitte dem Anhang

http://www.jugendpolitikineuropa.de/europzusammen/news-424.html

Quelle: EU-Kommission

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