Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie muss von jeder Generation neu gelernt werden. Der 16. Kinder- und Jugendbericht macht deutlich, wie wichtig dafür politische Bildung für junge Menschen ist. Und damit ist weitaus mehr als der klassische Grundstoff im Politikunterricht gemeint. Politische Bildung findet in der Familie, in Kita und Schule, bei außerschulischen Bildungsangeboten, in Jugendverbänden und Jugendeinrichtungen, im Rahmen von gesellschaftlichem Engagement oder auch in Angeboten der Jugendsozialarbeit statt. Fake News, Hetze oder Intoleranz gegenüber anderen Meinungen fordern unsere Gesellschaft täglich aufs Neue heraus. Um dem entgegenzutreten braucht es mündige (junge) Menschen, die in der Lage sind, Politik zu analysieren, zu beurteilen und ihre Interessen zu vertreten und die Gesellschaft mitzugestalten.
Der Kinder- und Jugendbericht wird von der Bundesregierung beauftragt. Ein unabhängiges Gremium aus Expert*innen verfasst den Bericht. Die 16. Ausgabe befasst sich damit, wo und wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene politische Bildung erfahren. Zudem sollte sie Entwicklungsbedarfe aufzeigen und Empfehlungen für Praxis, Wissenschaft und Politik formulieren. Auf rund 600 Seiten haben die Expert*innen ihre Erkenntnisse zusammengefasst.
Demokratische Bildung fördern
Der Bericht liefert erstmals eine umfassende und systematische Betrachtung der politischen Bildung junger Menschen und bietet eine solide Grundlage, um die Angebote weiterzuentwickeln. Gleichzeitig befasst sich der Bericht mit aktuellen Herausforderungen für die Demokratie – zum Beispiel mit Globalisierung, Digitalisierung, demografischem Wandel und einem erstarkenden Nationalismus. Die Expert*innen fordern ein klares Bekenntnis der Politik: Eine an Demokratie und Menschenrechten orientierte politische Bildung sei unverzichtbar.
Damit eine solche politische Bildung auch für junge Menschen gelingt, die von sozialer Benachteiligung oder individueller Beeinträchtigung betroffen sind, kommt der Jugendsozialarbeit eine wichtige Rolle zu. In den Handlungsempfehlungen gehen die Expert*innen ausdrücklich auf die Jugendsozialarbeit ein. Sie verfüge über die Möglichkeit und Zugänge des prozess- und beziehungsorientierten Arbeitens, die auch für die politische Bildung von großer Bedeutung seien. Die außerschulische politische Jugendbildung beschäftige sich mit neuen und noch mehr passgenauen aufsuchenden Formen der politischen Bildung, um Jugendliche unterschiedlicher Milieus noch besser zu erreichen. Eine verstärkte multiprofessionelle Zusammenarbeit der Jugendsozialarbeit und der politischen Bildung biete sich angesichts ihres gemeinsamen demokratiebildenden Auftrags an. Für eine zielgerichtete Zusammenarbeit sei es sinnvoll, den Austausch und den gegenseitigen Kenntnisstand über die jeweilige Fachprofession der Jugendsozialarbeit und der außerschulischen politischen Jugendbildung und die zugehörige Praxis weiter voranzubringen. Das Wissen um die Ziele, Gestaltungsprinzipien, Bildungsverständnisse und Arbeitsweisen sei für eine passgenaue Kooperation hilfreich und leiste einen Beitrag für eine gemeinsame Konzeptentwicklung und Kooperationen.
Respekt Coaches – ein Alleinstellungsmerkmal
Der 16. Kinder- und Jugendbericht stellt fest, dass das Respekt Coaches Programm aktuell das einzige Förderprogramm sei, das gezielt Kooperationsprojekte zwischen Jugendsozialarbeit und politischer Bildung unterstütze. Es werde eine systematische Vernetzung und Zusammenarbeit befördert. Solche Vernetzungen sollten dauerhaft gestärkt und gefördert werden.
Vom Kabinettstisch ins Parlament und die Länderkammer
Mit den Kinder- und Jugendberichten entspricht die Bundesregierung ihrer Verpflichtung gemäß § 84 SGB VIII, dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat in jeder Legislaturperiode einen Bericht über die „Lage junger Menschen und die Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe“ vorzulegen und dazu Stellung zu nehmen. Das Bundeskabinett hat bereits eine Stellungnahme zu dem Bericht beschlossen. Der Bericht wurde von Bundesjugendministerin Franziska Giffey der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Bericht sowie die Regierungs-Stellungnahme gehen jetzt dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat zu.
Quelle: BMFSJ; Pressedienst des Deutschen Bundestags; SPD Bundestagsfraktion