Rede des Parlamentarischen Staatssekretärs Andreas Storm (BMBF) anlässlich des 5. BIBB Fachkongresses

„BERUFLICHE BILDUNG IST ZUKUNFTSSICHERUNG“ Auszüge aus der Rede des Staatssekretärs „… John F. Kennedy hat einmal gesagt: „Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die teurer ist als Bildung – keine Bildung“. Dieser Satz gilt in besonderer Weise im Hinblick auf die Erstausbildung für das Berufsleben … Mit dem Leitmotiv „Zukunft berufliche Bildung: Potenziale mobilisieren und Veränderungen gestalten“, das das Bundesinstitut für Berufsbildung für seinen 5. Fachkongress gewählt hat, wird die große Spannbreite der berufsbildungspolitischen Aufgabenstellungen verdeutlicht. Sie reicht von der Mobilisierung bisher nicht erschlossener Kapazitäten für die duale Ausbildung bis zur Notwendigkeit, diese spezifische Form der beruflichen Qualifizierung weiter zu entwickeln und kontinuierlich den sich wandelnden Anforderungen anzupassen. Dabei gilt es vor allem, bewährte Prinzipien in zeitgemäße und zukunftsorientierte Strukturen umzusetzen. … Die aktuellen Nachrichten über die wirtschaftliche Lage in Deutschland geben Anlass zur Zuversicht. … Ist diese positive Entwicklung nur eine Ausnahme, ein kurzes Aufatmen, oder wird der beginnende Aufschwung von Dauer sein? Was ist die Voraussetzung dafür, dass wir in Deutschland tatsächlich wieder einen nachhaltig höheren Wachstumspfad erreichen? … Die Antwort lautet: Der Schlüssel für eine nachhaltige Erhöhung unseres künftigen Wachstumspotentials sind mehr Investitionen in Bildung und Forschung. Bildung und Qualifizierung sind die Grundlage für Wohlstand und wirtschaftliche Stärke. Wer im internationalen Konzert der Volkswirtschaften auch künftig in der ersten Reihe mitspielen will, der braucht kluge Köpfe und hervorragend qualifizierte Fachkräfte, der braucht Leistungsträger in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. … Wir müssen … alle Begabungen im Blick haben. Die Bundesregierung hat deshalb vor wenigen Tagen auf ihrer Klausurtagung in Meseberg wichtige Impulse für eine bessere Ausschöpfung aller Begabungsreserven beschlossen. Sie werden bis zum Herbst in einer Nationalen Qualifizierungsoffensive gebündelt, die das gesamte Spektrum unseres Bildungswesens umfassen: Angefangen von der frühkindlichen Bildung über die Schule, die berufliche Bildung und das Studium bis hin zur kontinuierlichen Weiterbildung während des gesamten Berufslebens. Ganz entscheidend für den Erfolg dieser Bemühungen ist vor allem die Qualität der beruflichen Bildung im dualen System. Es liegt daher im Interesse der Wirtschaft in Deutschland, wenn sie weiterhin in hohem Maße in die berufliche Aus-und Weiterbildung des Fachkräftenachwuchses investiert  … Auch künftig sind aber erhebliche Anstrengungen erforderlich, um der hohen Nachfrage nach Ausbildungsstellen gerecht zu werden. Unsere Aufmerksamkeit muss vor allem der großen Zahl von Altbewerbern gelten, die bereits vor einem Jahr oder noch früher die Schule verlassen haben und noch immer einen Ausbildungsplatz suchen. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Es wäre verantwortungslos, auf eine Lösung der Altbewerberproblematik durch den demographischen Wandel zu setzen. Zwar ist in den neuen Bundesländern künftig mit stark reduzierten Schulabgängerjahrgängen zu rechnen. In den alten Ländern bleibt die Zahl der Schulabgänger aber bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts auf hohen Niveau. … Deshalb gilt: Wir müssen den konjunkturellen Rückenwind jetzt nutzen, um mehr Ausbildungsmöglichkeiten gerade für Altbewerber zu schaffen und sie in den nächsten drei bis fünf Jahren in den Ausbildungsmarkt zu integrieren. Die Bundesregierung hat deswegen ihren Einsatz zur Förderung der betrieblichen Ausbildung noch einmal massiv verstärkt. Gemeinsam mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft haben wir den Ausbildungspakt in diesem Frühjahr um weitere drei Jahre bis 2010 verlängert. … Die Bundesregierung hat ihrerseits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen und Programme aufgelegt, die die Wirtschaft bei der Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen flankierend unterstützen. So wurde das neue Ausbildungsstrukturprogramm „Jobstarter“ auf insgesamt 125 Mio. Euro bis 2010 aufgestockt. „Jobstarter“ verfolgt zum einen das Ziel, neue und zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze gewinnen, indem bisher nicht genutzte Potenziale für die Ausbildung erschlossen werden. So liegt ein Schwerpunkt darin, Betriebe und Unternehmen in expandierenden Branchen, die über keine Ausbildungstradition verfügen, an die duale Berufsausbildung heranzuführen. Dies gilt vor allem für Teile des wachsenden Dienstleistungssektors, die im Vergleich zum Handwerk oder dem Bereich der gewerblichtechnischen Berufe zum Teil noch unterdurchschnittlich ausbilden. Auch die wachsende Zahl von Unternehmen, deren Inhaber ausländischer Herkunft sind, soll verstärkt für die betriebliche Ausbildung gewonnen werden. … Ein zweites Ziel von „Jobstarter“ besteht in der Stärkung von regionalen Ausbildungsstrukturen, insbesondere mit Blick auf kleine und mittlere Unternehmen. So kann beispielsweise die Übernahme des Ausbildungsmanagements durch externe Partner eine spürbare Erleichterung für kleine Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten darstellen, die bisher nicht oder nur wenig ausbilden. … In der 3. Ausschreibungsrunde wurden 180 Projektanträge zur Förderung eingereicht, Auswahl und Bewilligung der neuen förderfähigen Projekte erfolgen in Kürze. Einige weitere Aktivitäten der Bundesregierung zur Verbesserung der Qualifizierungsmöglichkeiten für Jugendliche seien genannt. Das Bund-Länder- Sonderprogramm für die neuen Länder wird in diesem Jahr mit bis zu 10.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen fortgeführt. … jedes Jahr Mitte September stellt der Bildungsexperte der OECD, Andreas Schleicher, seine Studie „Bildung auf einen Blick“ vor, … man muß kein großer Prophet sein, um die zentrale Botschaft vorherzusagen: Herr Schleicher wird erneut betonen, dass Deutschland im internationalen Vergleich mit Blick auf den Anteil der Studienanfänger weit abgeschlagen sei und deshalb erhebliche Anstrengungen unternehmen müsse, um mit seinem Bildungssystem international mithalten zu können. … Die Betrachtungsweise dieser internationalen Vergleiche ist dennoch viel zu einseitig, denn sie übersieht einen ganz entscheidenden Punkt: Deutschland hat ein hervorragendes System der beruflichen Bildung. Viele Berufsabschlüsse, die anderswo an einer Hochschule erworben werden, werden hierzulande bei mindestens gleicher Qualität in der dualen Ausbildung vermittelt – denken Sie nur an das Beispiel des Bankkaufmanns. Vergleichbares gilt auch für die berufliche Ausbildung in zahlreichen Gesundheitsberufen. Es ist der Bundesregierung deshalb ein ganz besonderes Anliegen, dass Berufsabschlüsse aus dem dualen System, die in anderen Ländern eine akademische Ausbildung voraussetzen, als gleichwertig berücksichtigt werden. Uns kommt es darauf an, was jemand kann und was er gelernt hat und nicht, welche Art von Ausbildungsstätte er besucht hat. Eine solche Orientierung am „Learning Outcome“ ermöglicht eine gerechtere und damit bessere Einstufung von Qualifikationen und Kompetenzen als bislang, etwa im Vergleich und in der Einordnung betrieblicher und schulischer Berufsausbildung, aber auch im Vergleich nichtakademischer und akademischer Ausbildung. Mit diesem Ziel, der praxisnahen beruflichen Bildung den ihr gebührenden Stellenwert zu sichern, engagiert sich die Bundesregierung bei der Einführung des Europäischen Qualifikationsrahmens und bei seiner nationalen Umsetzung durch einen Deutschen Qualifikationsrahmen. … Tempo und Qualität der Modernisierung sichern in maßgeblicher Weise das hohe Niveau der Berufsausbildung. Für die Zukunft der dualen Ausbildung ist mir deshalb nicht bange. Dennoch ist eine strukturelle Weiterentwicklung des dualen Systems erforderlich, um auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat daher im Innovationskreis berufliche Bildung Vertreter von Bund, Ländern, Arbeitgebern und Gewerkschaften sowie Wissenschaftler und Vertreter der Berufsschulen an einen Tisch geholt. … konnten … Vorschläge für die Zukunft der Berufsbildung vorgelegt werden, aus denen ich drei wesentliche Handlungsfelder herausgreifen möchte. Erstens: Wir brauchen deutliche Verbesserungen beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung. … Wir brauchen stimmige Konzepte in der Berufsvorbereitung vor allem für benachteiligte Jugendliche. … Wir können es uns schlichtweg nicht länger erlauben, dass Jahr für Jahr und 80.000 junge Menschen die allgemein bildenden Schulen ohne einen Abschluss verlassen. Jeder Einzelne davon ist zu viel. … Mehr frühzeitige Prävention statt teurer „Reparaturmaßnahmen“ – das muss unser Ziel sein. So werden gegenwärtig im BMBF Überlegungen angestellt, wie die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten auch in die Berufsorientierung stärker einzubinden sind. Vor allem Jugendliche aus den Hauptschulen sollen in einer überbetrieblichen Berufsbildungsstätte durch Praxiszeiten von insgesamt 2 Wochen die Gelegenheit bekommen, ihre Fähigkeiten und Neigungen kennenzulernen. Überbetriebliche Berufsbildungsstätten sind auf Grund ihrer Ausstattung und Kompetenz, ihrer Funktion und ihres Praxisbezugs hervorragend dazu geeignet, den Jugendlichen schon frühzeitig Einblicke in das Berufsleben zu geben und sie besser auf eine Berufsausbildung vorzubereiten. Zweitens: Wir brauchen zusätzliche Maßnahmen, um insbesondere Altbewerbern neue Chancen für einen Einstieg in Ausbildung zu eröffnen. … Ab dem Jahreswechsel wird deshalb im Rahmen von „Jobstarter“ eine neue Maßnahme gefördert, die für Altbewerber eine Brücke in die Ausbildung schaffen soll. In fünf Handwerks- und sechs IHK-Berufen werden derzeit mit Unterstützung des BIBB Ausbildungsbausteine entwickelt, die den Einstieg in eine betriebliche Ausbildung ermöglichen und die jungen Menschen anschließend bis zum Berufsabschluss führen. Dabei halten wir konsequent an den grundlegenden Merkmalen unseres Ausbildungssystems fest: Berufskonzept, Abschlussprüfung vor der Kammer, Praxisorientierung und Arbeitsmarktbezug der Ausbildung werden nicht in Frage gestellt. Drittens: Wir müssen die traditionelle Abschottung der einzelnen Bereiche unseres Bildungssystems aufbrechen. … Entscheidend ist: Die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen muss erhöht werden. … “ Die Rede in vollem Umfang steht Ihnen im Anhang als Download zur Verfügung. – Rede Storm BiBB Fachkongress.pdf

http://www.bmbf.de

Quelle: 

Dokumente: Rede_Storm_BiBB_Fachkongress.pdf

Ähnliche Artikel

Skip to content