Im Kampf gegen den Klimawandel ist ein Mix aus Maßnahmen notwendig: Persönliches Verhalten bei Konsum und Energieverbrauch, neue Technologien und politische Rahmenbedingungen zählen dazu. Zwei Drittel der Menschen weltweit befürworten zudem eine höhere, progressive Besteuerung reicher Personen und umweltschädigender Unternehmen. Der Zusammenschluss Earth4All hat dies durch eine repräsentative Umfrage ermittelt.
In Deutschland liege die Unterstützung in der Gesamtbevölkerung bei 71 Prozent für eine höhere Einkommenssteuer für Reiche und bei 68 Prozent für eine höhere Vermögenssteuer. Die Zustimmung zu Reichensteuern sei in Deutschland besonders hoch, sagt Owen Gaffney, Leiter von Earth4All. Das unterstreiche die starke Zustimmung für wirtschaftliche Gerechtigkeit in Deutschland. Die Bundesregierung müsse als Konsequenz ihre Steuerpolitik fairer und nachhaltiger gestalten.
BIP kein guter Indikator für Erfolg
Weitere Ergebnisse der Umfrage spiegeln die Ansicht, dass Erlöse aus Steuern für den Klimaschutz verwendet und die Rechte der Natur gestärkt werden sollen. 68 Prozent der Menschen in den G-20-Ländern wünschen sich außerdem, dass die Wirtschaft nicht auf Profit, sondern auf das Wohlergehen der Menschen ausgerichtet wird. Ebenfalls 68 Prozent stimmen zu, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kein guter Indikator für den Erfolg der Wirtschaft sei. 44 Prozent sehen laut Earth4All einen Zusammenhang zwischen dem aktuellen Wirtschaftssystem und der Zerstörung der Natur. 60 Prozent befürworten stärkere Rechte für zukünftige Generationen und die Natur.
Gemeinwohlprinzip stärken
Auffallend hoch ist die Zustimmung dafür, dass Steuereinnahmen für Initiativen zum Klimaschutz, die allgemeine Gesundheitsversorgung und die Stärkung der Arbeitnehmerrechte verwendet werden sollten. Das entspricht den Forderungen aus der Position „Gute Lebensperspektiven für junge Menschen“. Darin plädiert die BAG KJS für das Gemeinwohlprinzip: „Das Beste für alle sollte über bloßen Einzel- oder speziellen Gruppeninteressen stehen. Dieses zentrale Sozialprinzip der katholischen Soziallehre kann – auf den Klimaschutz übertragen – bedeuten: Eine Alternative zum wirtschaftlichen Wachstum entwickeln.” Die BAG KJS fordert: Klimapolitik sollte sich an den Prinzipien Subsidiarität, Solidarität und Gemeinwohl orientieren.
Globale Milliardärssteuer
Die Umfrage von Earth4All stärkt das Konzept nach einer globalen Milliardärssteuer, die der französische Ökonom Professor Gabriel Zucman im Auftrag der brasilianischen G20-Präsidentschaft erarbeitet hat. Sie wird unter anderem vom brasilianischen Finanzminister Fernando Haddad, vom südafrikanischen Finanzminister Enoch Godongwana, von der spanischen Finanzministerin Maria Jesús Monteround ihrem Wirtschaftsministerkollegen Carlos Cuerpo sowie von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze unterstützt, wie aus einem Gastbeitrag im Spiegel deutlich wird.
Umfrage mit Zahlen aus 22 Ländern
Die repräsentative Umfrage wurde in 22 Ländern – darunter 18 G-20-Länder wie Deutschland, Frankreich, USA, Brasilien, China, Indien sowie Österreich – im Auftrag von Earth4All und der Global Commons Alliance umgesetzt. Earth4All ist ein Kollektiv von führenden Wirtschaftsexperten, Wissenschaftlern und Befürwortern, das vom Club of Rome, der BI Norwegian Business School, dem Potsdam Institute for Climate Impact Research und dem Stockholm Resilience Centre ins Leben gerufen wurde.
Quellen: Earth4All, BAG KJS, Der Spiegel, Taxobservatory