Nicht alle jungen Menschen, die sich der Abschlussprüfung im erlernten Ausbildungsberuf stellen, sind auf Anhieb erfolgreich. Für sie besteht die Möglichkeit, diese wichtige Prüfung zu wiederholen. Diese zweite Chance zu nutzen, lohnt sich. Dies zeigt nun die Diplom-Psychologin Margit Ebbinghaus in einem in der Fachzeitschrift „Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis“ erschienenen Beitrag anhand ausgewählter Daten aus der Berufsbildungsstatistik auf. Im System der dualen Berufsausbildung ist der Erwerb eines qualifizierten Berufsabschlusses an das Bestehen der Ausbildungsabschlussprüfung geknüpft. Den meisten Auszubildenden gelingt dies im ersten Versuch. Diejenigen, die nicht auf Anhieb erfolgreich sind, haben jedoch bis zu zwei weitere Chancen, in der ersten oder gar einer zweiten Wiederholungsprüfung erfolgreich zu bestehen.
Rund 35.000 der insgesamt 495.200 im Jahr 2012 durchgeführten Ausbildungsabschlussprüfungen waren Wiederholungsprüfungen. Davon entfielen 29.200 auf die erste Wiederholungsprüfung. Das geht aus der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (kurz: Berufsbildungsstatistik) hervor. Absolut betrachtet, haben im Jahr 2012 etwa gleich viele Auszubildende ohne Schulabschluss wie Auszubildende, die über eine Studienberechtigung verfügen, die zuvor nicht bestandene Ausbildungsabschlussprüfung erstmals wiederholt.
Betrachtet man die erstmalig wiederholten Abschlussprüfungen differenziert nach Zuständigkeitsbereichen, zeigt sich für das Jahr 2012 folgendes Bild: In absoluten Zahlen fanden im Bereich von Industrie und Handel die meisten, im Bereich der Hauswirtschaft die wenigsten ersten Wiederholungsprüfungen statt. Einen über dem Gesamtdurchschnitt liegenden Anteil hatten erste Wiederholungsprüfungen in den Bereichen Landwirtschaft und Handwerk; vergleichsweise niedrig war er im öffentlichen Dienst. Zwei Drittel der im Jahr 2012 durchgeführten ersten Wiederholungsprüfungen wurden bestanden und führten damit zum Erwerb des im ersten Anlauf verpassten qualifizierten Berufsabschlusses. Bei einer Differenzierung nach Geschlecht bleibt dieses Bild erhalten. Anders verhält es sich, wenn die schulische Vorbildung berücksichtigt wird. Hier zeigt sich – analog zu den Erstprüfungen -, dass der Schulabschluss für den Prüfungserfolg eine Rolle spielt. Knapp 62 Prozent der Erstwiederholenden ohne Schulabschluss gelangten im zweiten Anlauf zum qualifizierten Berufsabschluss, von den studienberechtigten Erstwiederholenden waren es annähernd 75 Prozent.
Unter den zehn Ausbildungsberufen, in denen im Jahr 2012 die (absolut) meisten Ausbildungsabschlussprüfungen erstmals wiederholt wurden, variieren die Erfolgsquoten zwischen rund 60 Prozent bei Bürokaufleuten und knapp 73 Prozent bei Kraftfahrzeugmechatronikern und -mechatronikerinnen. Im letztgenannten Beruf machen erste Wiederholungsprüfungen aufgrund der hohen Erfolgsquoten bei Erstprüfungen zudem nur einen recht geringen Teil des Prüfungsgeschehens aus. Damit erwirbt insgesamt gesehen ein sehr hoher Anteil der Auszubildenden den qualifizierten Berufsabschluss spätestens im zweiten Anlauf. Aber auch in Berufen, in denen erste Wiederholungsprüfungen relativ stark ins Gewicht fallen, weil der erste Versuch verhältnismäßig häufig missglückt ist, erzielen diejenigen, die sich dem zweiten Versuch stellen, durchaus häufig Erfolge. Sollte die Ausbildungsabschlussprüfung also nicht auf Anhieb zum Erfolg führen, lohnt ein zweiter Versuch auf jeden Fall. “
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Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)