Studie: Wie wirkt sich die Digitalisierung in der Berufsbildung aus?

Digitale Technologien verändern die Arbeits- und Geschäftsprozesse – mit massiven Folgen nicht nur für die technologischen und wirtschaftlichen Prozesse, sondern auch für die berufliche Bildung. Diese ist im Bildungssystem besonders früh und intensiv vom hohen Tempo der Innovation in Wirtschaft und Technik betroffen. Die Studie „Berufsbildung für eine digitale Arbeitswelt“ der Bertelsmann Stiftung untersucht, vor welche Herausforderungen die Digitalisierung die Berufsbildung stellt, und in welcher Weise sie Ziel, Inhalt und Methode des beruflichen Lernens beeinflusst. Dabei erinnert sie daran, dass die Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern ein Mittel zur Erreichung eines Ziels. Insofern gilt es im Blick zu behalten, welchen Beitrag sie leisten kann, um berufliche Bildung leistungsfähiger und chancengerechter zu gestalten.

Soziale Interaktion und psychoemotionale Befindlichkeiten ändern sich

Die Autoren Dieter Euler und Eckart Severing zeigen zum Einstieg an einem Beispiel auf, dass die technologischen Entwicklungen „ein erst in Konturen erkennbares Potenzial zur Veränderung von Arbeits- und Sozialstrukturen besitzen“. Mit digitalisierten Arbeitsprozessen verändern sich soziale Interaktion und auch psychoemotionale Befindlichkeiten. Es werden andere Kompetenzen gefordert sein; die Arbeitssituation wird für die Betroffenen neu sein.

Wie soll die Berufsbildung gestaltet werden? Eine Einordnung auf der individuellen Ebene nimmt die Studie auf der Grundlage von Forschungsergebnissen zu den kognitiven und affektiven Voraussetzungen von Jugendlichen für das Lernen mit digitalen Medien vor. Bei der Betrachtung der normativen Ebene der Gestaltung beleuchtet sie Bildungsziele, Berufsbilder und Kompetenzprofile vor dem Hintergrund der Digitalisierung.

Umgesetzt werden muss die Gestaltung auf drei Ebenen:

  • Auf der ausbildungsorganisatorischen Ebene bearbeiten die Autoren Fragen der technologischen Ausstattung sowie der notwendigen personalen Voraussetzungen für das Lehr- und Ausbildungspersonal. Außerdem geht es um neue Möglichkeiten der Kooperation innerhalb und zwischen den Lernorten Betrieb und berufliche Schule.
  • Unter didaktischen Gesichtspunkten betrachtet beschäftigt sich die Studie mit der Frage, wie digitale Technologien als Lerninstrument das berufliche Lernen effektiver bzw. effizienter gestalten können.
  • Auf der ordnungspolitischen Ebene schließlich geht es darum, welche Konsequenzen digitale Technologien für die Gestaltung von Berufsprofilen, Ordnungsgrundlagen und Prüfungsformaten haben.

Die Autoren machen auch Spannungsfelder an der Schnittstelle von Arbeit und Berufsbildung aus. Sie thematisieren, inwiefern die mit Digitalisierung umschriebenen Veränderungen der Arbeitswelt in Widerspruch treten können zu den grundlegenden Zielen der Berufsbildung im Sinne der Entwicklung von Handlungskompetenzen und nachhaltiger beruflicher Identität.

Acht Handlungsperspektiven

Im Ergebnis formulieren Euler und Severing acht Handlungsperspektiven der Berufsbildung für eine digitale Arbeitswelt:

  1. „Bildungsziele für die Vorbereitung auf eine digitale Arbeitswelt klären und präzisieren!
  2. Kompetenzlücken von Schulabsolventen im Hinblick auf zukunftsgerechte Bildungsziele identifizieren!
  3. Kompetenzlücken und Entwicklungspotenziale von Lehr- und Ausbildungspersonal im Hinblick auf die Förderung von zukunftsgerechten Bildungszielen identifizieren!
  4. Möglichkeiten einer technologieunterstützten Kooperation zwischen und innerhalb der Lernorte in der Berufsbildung identifizieren und entwickeln!
  5. Grundausstattung der Lernorte mit digitalen Technologien gewährleisten!
  6. Didaktische Mehrwerte von Formen des technologieunterstützten Lernens in der Berufsbildung begründen!
  7. Technische, personelle und finanzielle Bedingungen der Umsetzung von innovativen Formen des technologieunterstützten Lernens klären!
  8. Konsequenzen der Digitalisierung für die Entwicklung von Berufsprofilen, Ordnungsgrundlagen und Prüfungsformaten begründen!“

Quelle: Bertelsmann Stiftung

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