Wann fühlen sich Menschen arm?

Die Bürger im Westen sind reich, die im Osten arm – stimmt das? Wenn man Armut unter dem finanziellen Aspekt betrachtet, trifft diese Aussage zu – bei bundesweit einheitlich definierter Armutsgrenze. Legt man jedoch die Einkommensgrenzen des einzelnen Bundeslandes zugrunde, trifft der Ost-West-Vergleich nicht zu. Die Ostdeutschen stehen deutlich besser da.

Ohne Zweifel: Die Armutsquote in Deutschland ist gestiegen, von 10,5 Prozent im Jahr 1991 auf 13,7 Prozent im Jahr 2010. Doch die gefühlte Betroffenheit von Armut variiert stark von Bundesland zu Bundesland.

Bezogen auf die bundesweite Armutsschwelle (Schwellenwert von 60 Prozent des Medianeinkommens) haben Baden-Württemberg und Bayern – die wirtschaftlich stärksten Länder mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit – mit jeweils rund 11 Prozent die geringsten Armutsquoten. Dagegen weisen die ostdeutschen Bundesländer zusammen mit Berlin und Bremen die höchsten Armutsquoten auf.

Als materiell arm empfinden sich dennoch nicht alle Bürger und Bürgerinnen der Länder mit den höchsten Armutsquoten.
Psychologische Untersuchungen zeigen: Entscheidend für die Zufriedenheit des Einzelnen ist weder die absolute Höhe seines Einkommens noch dessen Verhältnis zu einem abstrakten Durchschnittswert. Was zählt, ist das direkte persönliche Umfeld, also die Einkommensposition innerhalb einer Vergleichsgruppe von Kollegen, Nachbarn oder Freunden. Dies erscheint plausibel, denn warum sollte sich beispielsweise ein Bauer in der Eifel mit einem Doppelverdienerpaar in München vergleichen?

Dass Armut immer relativ ist, zeigt auch ein Vergleich, der auf den jeweiligen Einkommenswerten der einzelnen Bundesländer beruht. Denn anders als beim Vergleich auf Basis des bundeseinheitlichen Schwellenwerts haben die vier ostdeutschen Flächenländer nun die niedrigsten Armutsquoten.
Bayern und Baden-Württemberg rutschen dagegen ins vordere Mittelfeld ab, bleiben aber die reichsten Länder in Westdeutschland.
An der Spitze des Armutsrankings liegen mit Bremen und Hamburg zwei Stadtstaaten. Das stützt die Erkenntnisse des „Monitors Jugendarmut 2012″ der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V.: Jugendarmut ist vor allem in den Städten zu Hause. Denn gerade in (Groß)Städten leben viele Menschen mit erhöhtem Armutsrisiko.“

Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft – iwd

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