In der politischen Debatte ist der Mindestlohn schon länger kein Tabu-Thema mehr. Im Moment macht sich die SPD stark für einen generellen Mindestlohn. Doch ist dieser wirklich hilfreich bei der Armutsbekämpfung? Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ist dieser Frage nachgegangen und hält den Mindestlohn für ungeeignet, um gegen Armut vorzugehen.
Auszüge aus dem Beitrag „Zur Armutsbekämpfung ungeeignet„, erschienen am 07.02.2013 im IW-Informationsdienst iwd:
Für 19% der Beschäftigten würde ein Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde mehr Geld bedeuten
„Bei den von Sozialdemokraten und DGB geforderten 8,50 Euro je Stunde hätten 19 Prozent der Beschäftigten mehr Geld in der Tasche. Ein Mindestlohn von 7,50 Euro würde immerhin 14 Prozent begünstigen. Bei den unter 25-Jährigen würde ein Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde sogar für fast jeden zweiten eine höhere Bezahlung bedeuten.
Ob jemand von einem staatlich verordneten Mindestlohn profitiert, hängt auch von der Branche ab. In der Industrie oder der Energiewirtschaft zum Beispiel würde sich der Mindestlohn nur auf relativ wenige Arbeitsplätze auswirken. Von den Mitarbeitern in der Gastronomie verdienen dagegen 60 Prozent weniger als 8,50 Euro.“
Aber hilft das auch gegen Armut?
„Diese Fakten sagen allerdings wenig darüber aus, ob ein gesetzlicher Mindestlohn sinnvoll wäre. Genau das muss aber aus zwei Gründen bezweifelt werden:
- Der geforderte Mindestlohnsatz ist zu hoch. Eine starre Lohnuntergrenze führt nur dann nicht zu größeren Jobverlusten, wenn sich die betroffenen Arbeitsplätze für die Unternehmen auch zum höheren Lohn noch rechnen. Ob dies jedoch bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro der Fall wäre, ist fraglich. (…)
- Der Mindestlohn kann Armut nicht effizient bekämpfen. Als Argument für einen gesetzlichen Mindestlohn ist immer wieder zu hören, dass er helfe, „Armut trotz Arbeit“ zu verhindern. Tatsächlich aber lebt zum Beispiel fast die Hälfte all derjenigen Arbeitnehmer, die weniger als 8,50 Euro je Stunde verdienen, mit einem Partner zusammen, der ein höheres Einkommen bezieht. Die sogenannte Einkommensarmut ist deshalb viel weniger verbreitet, als man vermuten mag. Im Jahr 2011 waren nur 18 Prozent aller Beschäftigten mit einem Stundenlohn von maximal 8,50 Euro einkommensarm, verdienten also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens. (…)“
Zu hoher Mindestlohn kann Berufseinstieg Jugendlicher verhindern
Besonders problematisch wäre ein Mindestlohn wohl für Jugendliche. Sie starten nun einmal mit wenig berufsbezogenen Kenntnissen und entsprechend geringem Lohn ins Arbeitsleben, steigern aber mit zunehmender Erfahrung auch ihr Einkommen. Verhindert ein zu hoher Mindestlohn jedoch den Berufseinstieg, ist dem Nachwuchs der Weg nach oben von vornherein verbaut.“
Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft – iw-dienst Ausgabe 6