Validierung non-formaler Kompetenzen im Gastgewerbe

Diskontinuitäten sind im heutigen Berufsbiografien keine Seltenheit mehr. Vielen Menschen üben Tätigkeiten aus, für die sie formal nicht qualifiziert sind. Die Beschäftigten verfügen aber unbestreitbar über eine Vielzahl von Kompetenzen. Allerdings sind diese schwierig kommunizierbar und damit nur schwer im formalen Bereich des Arbeitsmarktes nutzbar. Der europäische Rat hatte seine Mitgliedsstaaten aufgefordert bis 2018 ein Anerkennungssystem zu schaffen, in dem einzelne Personen ihre informell und non-formal erworbenen Kompetenzen zertifizieren lassen können. In Deutschland hat das Bundesbildungsministerium (BMBF) sich auf die Fahnen geschrieben, Fähigkeiten von Menschen ohne Berufsabschluss sichtbar zu machen. Das soll u. a. gelingen durch das Modellprojekt „ValiKom“. Hier werden unter Mitwirkung von acht Kammern Standards, Verfahren und Instrumente zur Feststellung und Bestätigung berufsrelevanter Kompetenzen entwickelt und erprobt.

Im Bereich des Gastgewerbes wurde es diesen Sommer für acht Beschäftigte in der Gastronomie konkret. Acht Kandidaten und Kandidatinnen mit mehrjähriger Berufspraxis unterzogen sich einer Bewertung durch Experten und Expertinnen der IHK Köln. Angelehnt an die Referenzberufe „Fachkraft im Gastgewerbe“ und „Restaurantfachmann/-frau“ führten sie Fachgespräche, beteiligten sich an Rollenspielen und lieferten Arbeitsproben ab. Die Instrumentenvielfalt ermöglichte es den Berufsexperten/-innen , die Kompetenzen der Teilnehmenden in verschiedenen Facetten zu erleben zu bewerten.

Der Hintergrund der Kandidatinnen und Kandidaten war sehr unterschiedlich. Sechs von ihnen standen in einem festen Arbeitsverhältnis, bei einigen hatte der Arbeitgeber auf das Validierungsverfahren hingewiesen. Zwei von ihnen waren arbeitssuchend, einer davon kam als Flüchtling erst 2015 nach Deutschland. Eine Hälfte der Teilnehmenden arbeitete kontinuierlich im Gastgewerbe, die anderen waren Quereinsteiger und wiesen buntere Erwerbsbiographien auf. Heterogen war auch die Bandbreite der gastronomischen Erfahrungen: Sie umfasste Arbeiten in Eiscafé, Pizzeria und Hotelrestauration, deutschen wie auch ausländischen Restaurants, wobei fast alle Tätigkeiten in Service, Küche und Veranstaltungsbereich vertreten waren. Die Bewertung durch die IHK-Expertinnen und Experten bescheinigt fünf Teilnehmenden eine teilweise Gleichwertigkeit und dreien eine volle Gleichwertigkeit mit dem Referenzberuf. Alle erhalten ein entsprechendes Zertifikat. Damit können Sie ihre Kompetenzen nun auch formal nachweisen. Eine Gleichwertigkeit zum entsprechenden Berufsabschluss ist damit bescheinigt. Das Zertifikat kann beispielsweise bei Bewerbungen eingesetzt werden.

Im Rahmen des Modellvorhabens „ValiKom“ sollen Handlungsempfehlungen formuliert werden, wie künftig ein flächendeckendes Validierungsangebot durch Kammern realisiert werden kann.“

Link: www.valikom.de

Quelle: Modellprojekt ValiKom; Newsletter Projekt ValiKom

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