Umfrage zu Ernährungsarmut: Ein Drittel ändert aus finanziellen Gründen Speiseplan

Mit Beginn der ersten Märzwoche startet eine einmonatige Kampagne zur Unterstützung der Tafeln in Deutschland, die Share und Sat1 in Zusammenarbeit mit Rewe und dm umsetzen. Im Vorfeld wurden Ergebnisse einer Umfrage zur Ernährungsarmut veröffentlicht. Demnach ist Ernährungsarmut ein gesellschaftliches Problem. Nicht alle bekommen mehrfach die Woche eine vollwertige Mahlzeit, zeigt die Umfrage. Das kann soziale Folgen haben. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. dokumentiert in ihrer Initiative zur Bekämpfung von Jugendarmut, dass diese krank macht. Laut Monitor „Jugendarmut 2022“ waren im Herbst 2022 die Verbrauchspreise für Nahrungsmittel um mehr als 18 Prozent, die für Energie um mehr als 40 Prozent gestiegen. Für viele junge Menschen beginnt der Tag ohne ein Frühstück, weil das Geld dafür fehlt. Auch wenn die Preise in einzelnen Segmenten wieder gesunken sind, bleibt Fakt: Familien mit wenig Geld können sich kaum gesunde Lebensmittel leisten. Dabei ist gesunde Nahrung wichtig für die physische, psychische und psychosoziale Gesundheit.

Wer gesund leben will, braucht Perspektiven

Krankheitsbilder wie Adipositas und Diabetes nehmen bei Jugendlichen in Haushalten mit niedrigem Einkommen signifikant zu. Schlechte Ernährung – viel Fett und Zucker, wenig Ballaststoffe und Vitamine – sowie mangelnde Bewegung nennen Kinder- und Jugendärzte als Ursachen. Hinzu kommen Konzentrationsschwäche, Essstörungen oder Depressionen, weil Sorgen wachsen und Perspektiven fehlen. Die BAG KJS zeigt in ihrem Politikbrief Jugendarmut und Gesundheit, wie Gesundheitsförderung in Deutschland aussehen könnte.

Laut Bundeszentrum für Ernährung sind in Deutschland gut drei Millionen Menschen von materieller Ernährungsarmut betroffen. Das heißt, sie haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, um sich angemessene Lebensmittel leisten zu können. Damit gehe auch eine soziale Ernährungsarmut einher, weil etwa die Betroffenen nicht an gemeinsamen Essen teilnähmen und dadurch von Teilhabe am Sozialleben ausgeschlossen würden. Ernährungsarmut wird als das Fehlen der Möglichkeit, sich ausgewogen und gesund ernähren zu können, verstanden.

Den Ergebnissen der You-Gov Umfrage zu Folge, plant rund ein Drittel der Menschen in Deutschland aus finanziellen Gründen regelmäßig beim Essen um. So essen 23 Prozent häufig und 7 Prozent sogar sehr viel häufig eine günstigere Mahlzeit, als eigentlich geplant war.

Vollwertige Mahlzeiten sind für die Gesundheit unverzichtbar

Auf die Frage, wie oft sie in der Woche eine vollwertige Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder entsprechenden Ersatzprodukten essen, antworteten 35 % der Befragten mit „täglich“, 42 Prozent mit „mehrmals die Woche“ sowie 11 Prozent „etwa einmal die Woche“. Hingegen gaben laut Umfrage 6 Prozent an, dass sie lediglich mehrmals im Monat, 2 Prozent nur etwa einmal im Monat sowie jeweils ein Prozent noch seltener oder in der Regel nie ein vollwertiges Essen zu sich nähmen. Neben finanziellen Gründen spielen Zeit oder die Möglichkeit und Fähigkeit, sich eine vollwertige Mahlzeit selbst zuzubereiten oder zu organisieren, eine Rolle.

Die Umfrage zum Thema Ernährungsarmut führte You-Gov zwischen dem 16. und 18. Januar 2024 im Auftrag des Lebensmittelunternehmens Share sowie des Senders Sat1 durch. Befragt wurden den Angaben zufolge 2.052 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger ab 18 Jahren in Online-Interviews.

Die Umfrage gehört zu der einmonatigen Kampagne zur Unterstützung der Tafeln in Deutschland. Dabei sollen überschüssige Lebensmittel gesammelt und an armutsbetroffene Menschen weitergereicht werden.

Die BAG KJS mahnt vor allem für die Gesundheit junger Menschen eine gesellschaftliche und politische Verantwortung an. Die Daseinsvorsorge des Staates ist derart zu gestalten, dass Prävention und Gesundheitsversorgung sozialräumlich und digital erreichbar sind. Die Forderung der BAG KJS, eine hochwertige Kita- und Schulverpflegung beitragsfrei für alle Kinder und Jugendlichen bereitzustellen, bleibt angesichts der You-Gov Umfrageergebnisse aktuell.

Quelle: BAG KJS; KNA

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