Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) führt seit 2017 Umfragen unter Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zur Situation junger geflüchteter Menschen durch. Die Ergebnisse der Umfrage 2021 wurden kürzlich vorgestellt. Im Fokus der Erhebung stehen die Lebensbedingungen junger Geflüchteter. Eine Druckversion der Ergebnisse kann per E-Mail bestellt werden.
Die Pandemie – eine weitere Unterbrechung des Lebenswegs
Innerhalb Deutschlands verschärfte sich die Situation geflüchteter Menschen durch die Pandemie. Besondere Herausforderungen entstanden z. B. für junge Geflüchtete, die sich in einem laufenden Asylverfahren befanden oder in isolierten Großunterkünften unter Sammel-Quarantäne gestellt wurden. Besondere Erschwernisse ergaben sich außerdem für junge Menschen, die ohne gesicherten Zugang zum Internet auf Homeschooling umstellen mussten. Für unbegleitete Minderjährige in Jugendhilfeeinrichtungen bedeutete die Pandemie Stillstand, Isolation sowie in erster Linie eine weitere Unterbrechung des Lebenswegs.
Fehlende Angebote für geflüchtete Mädchen und junge Geflüchtete mit Behinderung
Laut Studie nimmt der Anteil geflüchteter Mädchen und junger Frauen seit Jahren kontinuierlich zu. Gleichzeitig erhalten weder die Situation unbegleiteter geflüchteter Mädchen und junger Frauen noch die Lebensumstände intersexueller, transsexueller und diverser junger Menschen in der Fachöffentlichkeit ausreichende Sichtbarkeit.
Ebenso verhält es sich laut BumF für junge Geflüchtete, die von körperlicher/geistiger oder seelischer Behinderung betroffen sind. Die Umfrageergebnisse dokumentieren sich zunehmend verschärfende Defizite in den Versorgungsstrukturen für diese Gruppe geflüchteter junger Menschen.
Gleiches Recht und gleiche Möglichkeiten für alle jungen Geflüchteten
Der BumF begrüßt die jüngsten Veränderungen im Aufenthaltsrecht als Reaktion auf die große Fluchtbewegung aus der Ukraine. So zeigten sich Möglichkeiten einer progressiven Migrationspolitik. Gleichzeitig würden neue Formen von Rassismus entlarvt. Sowohl die Sichtbarkeit als auch die Bedarfe von Jugendlichen aus Drittstaaten, die in Deutschland seit Jahren zur Zielgruppe fluchtbezogener Sozialarbeit gehören, würden aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt. Die neuen und akuten Fluchtbewegungen und Schicksale drohten Geflüchtete aus Drittstaaten zu Geflüchteten „zweiter Klasse“ zu degradieren, warnt der BumF.
Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. mahnt, dass sich keine „Zwei-Klassen-Behandlung“ Geflüchteter etablieren dürfe. In einem Positionspapier fordert die BAG KJS daher Bildung, Ausbildung und Teilhabe für alle jungen Geflüchteten abzusichern, unabhängig von ihrer Herkunft.
Quelle: BumF; BAG KJS