Tagungsrückblick zu Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung

Wie verändert die Digitalisierung die Praxis der Jugendsozialarbeit? Welche Chancen bietet sie und welche Herausforderungen sind von Einrichtungen und Trägern zu bewältigen? Die im Netzwerk der BAG KJS veranstaltete Tagung griff diese Fragen auf. IN VIA und das Kolpingwerk Deutschland stellten die Bedarfe der jungen Menschen in den Mittelpunkt der Diskussion, ließen aber auch die notwendige Qualifizierung der Fachkräfte in der Jugendsozialarbeit nicht außer Acht. Digitalisierung und damit einhergehende Veränderungen haben bereits Einzug in die Jugendsozialarbeit gehalten. Allerdings stehen die meisten Einrichtungen noch am Anfang, welche Möglichkeiten sich daraus für die Arbeit ergeben. Trotz erster erfolgreicher Projekte wird das Gefühl erweckt, dass jede Einrichtung der Jugendsozialarbeit sich selbst überlassen ist und für sie scheint die Aufgabe nicht zu stemmen zu sein. Die Tagungsteilnehmer/-innen warben dafür, den Begriff „Digitalisieren“ für die Jugendsozialarbeit zu definieren. Eine definierte Bedeutung erleichtere gezieltes Handeln, um Erfahrungen zu teilen, Erfolgsfaktoren bekannt zu machen und andere Einrichtungen zu motivieren, werden die „Jugendsozialarbeit News“ in einer monatlichen Reihe bis Frühjahr 2020 Digitalisierungsprojekte vorstellen.

Medienbildung und Medienkompetenz gehört in die Ausbildung der Fachkräfte

In dem Vortrag von Ann Christin Schulz „Ausbildung zur digitalen Teilhabe:
Eine explorative Untersuchung der Hochschullehre zur digitalen Teilhabe in sozialen und pädagogischen Studienfächern“ von TU Dortmund wurde deutlich, dass digitale Kompetenzen und Medienkompetenzen in den Studienfächern der sozialen Arbeit zu wenig Bedeutung beigemessen wird. So thematisieren 38,53% der Bachelorstudiengänge die Medienkompetenzen und lediglich 13,95% der Masterstudiengänge. Daher ist es wichtig die Medienkompetenzen auf weiteren Bildungswegen wie Weiterbildungen oder informelles Arbeiten/Lernen am Arbeitsplatz zu vermitteln.

Der richtige Umgang mit Fake-News

Johanna Runge von ServiceBureau Jugendinformation hat in ihrem Vortrag „Stärkung der digitalen Zivilgesellschaft: Umgang mit Fake News und Desinformation! – Ansätze für die Jugendsozialarbeit“ beleuchtet welche Arten von Fehl- und Desinformation es gibt, wer Fake News verbreitet und warum, sowie wie Fehlinformationen erkannt werden können.  Viele Jugendliche konsumieren wöchentlich News in Sozialen Medien und werden von Desinformation beeinflusst. Insbesondere wichtig ist zu erkennen, dass Online ein neuer sozialer Raum entstanden ist und Jugendliche sind zu sehr sich selbst dort überlassen. So Johanna Runge: „Gerade sozial benachteiligte und beeinträchtigte Jugendlichen benötigen kompetente Unterstützung, um ihre Möglichkeiten in der digitalen Welt kennenzulernen und für sich nutzen zu können“. Die Fachkräfte müssen lernen sozialmediale Räume zu verstehen, um dort agieren zu können. Es müssen Angebote geschaffen werden, die sich an online Lebenswelten der jungen Erwachsenen orientieren.

Konkrete Hilfe für Jugendliche durch digitale Tools

Die Workshops haben konkrete Impulse zu Handlungsmöglichkeiten gegeben, sowie ein Erfahrungsaustausch unter den Fachkräften angestoßen.  So z.B. methodisches Vorgehen und digitale Tools bei der Arbeit mit Jugendlichen, um das Thema Fake News zu bearbeiten. Die Teilnehmenden haben mit Hilfe von Tablets praktisch ausprobiert, wie sie Jugendliche sensibilisieren und aufklären können. Oder das Projekt „Digi-GaMe“ wo es spielerische Lernmethoden ähnlich wie Computerspiele eingesetzt werden, um benachteiligte Jugendliche in der Ausbildung im Bereich Gastronomie und Metall zu unterstützen und die Lernmotivation zu steigen. Ein anderer Workshop hat sich der Herausforderung des Cybermobbing gewidmet. Es wurde deutlich, dass gute Konzepte wie z. B. Peer-to-Peer Medienbildung vorhanden sind, aber dieser der Jugendsozialarbeit verbreitet und bekannt gemacht werden müssen.

Im Allgemeinen können aus der Fachtagung folgende Handlungsmöglichkeiten und Erfolgsfaktoren abgeleitet werden, die auf dem Weg zur Umsetzung der Digitalisierung in der Jugendsozialarbeit hilfreich sein können:

  • umfassendes Verständnis und Klärung des Begriffs Digitalisierung für die Jugendsozialarbeit
  • Entwicklung von digitalen Kompetenzen, Medienkompetenzen und Informationskompetenzen bei Jugendlichen sowie bei den Fachkräften
  • Angebote von Weiterbildungen, Schulungen, und Webinaren
  • Bündelung von Wissen und Praxisprojekten zum Thema Digitalisierung in der Jugendsozialarbeit
  • Verbreitung konkreten Umsetzungskonzepten, die von Einrichtungen übernommen werden können
  • Fördermittel und technische Voraussetzungen

Die Jugendsozialarbeit News stellen eine neue Reihe inspirierender Projekte vor, die Ansätze zum Thema Digitalisierung umsetzen. In der nächsten Woche können Sie mehr über das Projekt „Digi-GaMe – Digitales Lernen in der Gastronomie und Metallausbildung“ erfahren.

Quelle: BAG KJS

Ähnliche Artikel

Cover des Kinder- und Jugendhilfereports

Kinder- und Jugendhilfereport 2024 erschienen

Der „Kinder- und Jugendhilfereport“ (KJH-Report) bündelt wichtige statistischen Daten zur gesamten Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und verdichtet sie zu Kennzahlen. Basierend darauf liefert der

Skip to content