Studie belegt Nachholbedarf bei Beratung gegen Diskriminierung

Bundesweit mangelt es an Beratungsstellen für Menschen, die Diskriminierung erleben. Das zeigt die Studie „Gut beraten! Auf dem Weg zu einer flächendeckenden Antidiskriminierungsberatung in Deutschland“, die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) beauftragt wurde. Demnach gibt es in der Summe bundesweit weniger als 100 Vollzeitstellen für Antidiskriminierungsberatung – im Durchschnitt kommt damit nur ein*e Berater*in auf mehr als 920.000 Einwohner*innen. Den größten Anteil an der Beratungsarbeit leisten dabei kleine, nicht-staatliche Stellen. Häufig sind diese unterfinanziert und arbeiten ohne langfristige Perspektive. Nur eine von zehn Stellen kann mit einer Perspektive von mehr als zwei Jahren planen. Und das bei zeitgleichem Anstieg der Anfragen.

Beratung gegen Diskriminierung muss auf mehr Füßen stehen

Als Schlussfolgerungen legt die Studie erstmals ein detailliertes Konzept darüber vor, wie eine qualifizierte Antidiskriminierungsberatung in Deutschland ausgestattet sein muss. Dazu gehören eine verlässliche Finanzierung und eine Qualitätssicherung der Beratung. Die Autor*innen stellen einen Bedarf von einer Vollzeit-Berater*innenstelle auf 200.000 Einwohner*innen fest, das entspricht bundesweit mindestens 400 Vollzeitstellen. Dabei sollte ein wohnortnahes Beratungsangebot möglich sein – bisher sind viele Stellen vor allem in den größeren Städten angesiedelt. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes setzt sich dafür ein, die Mittel für Beratungsstellen bundesweit, wie in der Studie vorgeschlagen, aufzustocken. 

Diskriminierung und Rassismus mit Toleranz und gegenseitigen Respekt begegnen

Im Bundesprogramm „Respekt Coaches“ üben derzeit über 400 Fachkräfte an 275 Standorten mit jungen Menschen einen respektvollen Umgang miteinander. Das Präventionsprogramm „Respekt Coaches“ wurde 2018 mit dem Ziel geschaffen, extremistischen Tendenzen im jungen Alter vorzubeugen und das Demokratieverständnis heranwachsender Kinder und Jugendlicher zu stärken. Auch jetzt, in Zeiten des Krieges in Europa, beweist das Programm seinen Wert. Schülerinnen und Schüler diskutieren angeleitet über den Krieg in der Ukraine, Ungerechtigkeit, die Demokratie und die Idee einer europäischen Gemeinschaft. Die „Respekt Coaches“ leisten somit einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den sozialen Frieden in Deutschland und tragen zu weniger Diskriminierung und Ausgrenzung bei. 

Für 2023 drohen jedoch 15 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt zu fallen und die erfolgreiche Arbeit des Programms zu gefährden. Angesichts zunehmender Diskriminierung und dem erhöhten Beratungsbedarf, den die Studie festgestellt hat, für die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. völlig unverständlich. 

Quelle: Pressedienst des Deutschen Bundestages; ADS; BAG KJS 

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