Streaming-Tipp: Computer-Glücksspiel in Kinder- und Jugendzimmern

Ob Computer oder Handyspiele, Fußball-Simulationsspiel FIFA oder Candy Crash, fast kein Game kommt ohne virtuelle Schatzkisten oder In-App-Käufe aus. Zumindest nicht, wenn man Erfolg haben will, weiterkommen will, zu den Besten gehören will. Die ARD Dokumentation „Glücksspiele für Kinder?“ geht Gefahren auf den Grund. Gezeigt wird u. a. der jugendliche Paul (17). Paul zahlt und klickt, um sich im FIFA-Online-Game sein Team mit den besten Spieler*innen zusammenzustellen. Ein bezahlter Klick und die virtuelle Schatzkiste öffnet sich. Doch meistens gibt es eine Niete. Dann hat nicht Paul etwas von seinem Investment, sondern der Spielehersteller.

Den Fußball-Star, die goldene Rüstung, einen Superhelden-Charakter oder herausragende Eigenschaften – alles nur einen kostenpflichtigen Klick entfernt

Virtuelle Überraschungspakete kennen auch andere Jugendliche aus unterschiedlichsten Spielen. Die Doku zeigt, einige haben viele tausende Euro ausgegeben. Das Taschengeld wird verspielt, die Sparschweine geleert. Über Schutzeinstellungen in den Games, die Kindern und Jugendlichen das Zocken erschweren, wissen die Eltern in den meisten Fällen nichts oder zu wenig. Bei der rasanten Entwicklung der digitalen (Spiel)Welten können sie vielfach nicht mithalten.

Die Doku geht der Frage nach, warum das Geschäft mit den sogenannten Lootboxen – so heißen die virtuellen Schatzkisten – in Deutschland nicht als Glückspiel eingestuft wird. Die Risiken, denen jungen Menschen ausgesetzt sind, werden an vielen Beispielen verdeutlicht. Wie Handykarten können Guthaben-Karten an der Supermarktkasse erworben werden. Schnell sind 30 Euro weg, ohne dass man einen entsprechenden Gegenwert dafür erhalten muss. Ob dieser wie erhofft eintritt, ist Glückssache. Suchttherapeut*innen und Wissenschaftler*innen kommen zu Wort, ordnen das Phänomen ein. Die Doku ist kostenfrei in der ARD Mediathek abrufbar.

Welche Herausforderungen die Lootboxen für die Jugend(sozial)arbeit und die ihr anvertrauten jungen Menschen bedeuten, wird in der nächsten Ausgabe des Newsletters das Team des „Jugendzentrum.digital“, dem Jugendmedienzentrum im Kölner Jugendpark, erläutern. Auch, ob und wie von Armut betroffene Jugendliche an den digitalen Spielewelten teilhaben können, werden die Kolleg*innen thematisieren. Denn ohne Frage: Im Gaming oder in virtuellen Welten finden heute entwicklungspsychologische Aufgaben statt, die früher im analogen Raum absolviert wurden. Dass digitale Teilhabe für arme Jugendliche eine besondere Hürde darstellt, hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) im Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2022“ eindrücklich dokumentiert.

Quelle: tagesschau.de; ARD-Mediathek; BAG KJS

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