Prognose zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Beschäftigung

Zum Jahreswechsel gewann das Wirtschaftswachstum an Fahrt. Unter dem Druck äußerer Einflüsse verlangsamte die Konjunktur sich jedoch wieder. Die Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit sind gering. Seit zwei Jahren sank die Arbeitslosigkeit leicht. Insgesamt ist aber nur wenig Bewegung zu spüren. Wissenschaftler des IAB prognostizieren die Entwicklungen für das restliche Jahr 2014 und das Jahr 2015.

Auszüge aus der IAB-Prognose Arbeitsmarkt 2014/2015 Robust, aber risikobehaftet von Johann Fuchs, Markus Hummel, Christian Hutter, Sabine Klinger, Susanne Wanger, Enzo Weber, Roland Weigand und Gerd Zika:
„(…) Der nun schon seit 2006 andauernde stetige Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen verdeckt, dass sich die einzelnen Erwerbsformen in dieser Zeit sehr unterschiedlich entwickelt haben. Bei der Gruppe der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gab es einen überproportionalen Anstieg, während der Anteil der ausschließlich geringfügig Beschäftigten kontinuierlich zurückging. Dieser Trend dürfte sich im Jahr 2015 noch verstärken.

Die größte Gruppe unter den Erwerbstätigen bilden mit gut 70 Prozent die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Seit dem bisherigen Tiefstand im Jahr 2005 (26,35 Mio.) ist ihre Zahl bis 2013 um 3,36 Mio. auf 29,71 Mio. gestiegen. Für die Jahre 2014 und 2015 rechnen wir mit weiteren Zuwächsen um 470.000 bzw. 430.000 Personen. Mit dann 30,61 Mio. Menschen erreicht die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 2015 ihren bislang höchsten Stand. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Teilzeitbeschäftigung, deren Anteil seit der Wiedervereinigung stetig gestiegen ist.

Die ausschließlich geringfügig Beschäftigten stellen die zweitgrößte Gruppe der Erwerbstätigen. Nach dem starken Anstieg bis 2006 auf gut 15 Prozent ist ihr Anteil an allen Erwerbstätigen jedoch wieder rückläufig. Für 2014 erwarten wir einen Rückgang um 60.000 auf 5,64 Mio. Personen. Im Jahr 2015 prognostizieren wir eine weitere Verringerung um 160.000 auf dann 5,48 Mio. Personen. Dieser deutliche Abbau liegt auch daran, dass vor allem geringfügige Beschäftigungsverhältnisse von der Einführung des Mindestlohns betroffen sein werden. (…)

Branchen: Alle bauen Beschäftigung auf
Für 2014 und 2015 wird für das Produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe (…) gerechnet mit jahresdurchschnittlichen Beschäftigungsgewinnen in Höhe von 30.000 Personen in diesem und 20.000 im nächsten Jahr. Beim Baugewerbe wird wegen den aktuell sehr niedrigen Zinsen für die Baufinanzierung von einer überdurchschnittlichen Entwicklung ausgegangen. Hier werden Beschäftigungszunahmen von 20.000 Personen im Jahresdurchschnitt 2014 und weiteren 30.000 im Jahr 2015 prognostiziert. Im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei ergeben sich in der Prognose zwar auch noch überdurchschnittliche Beschäftigungsgewinne. Aufgrund der geringen Größe dieser Branche steht dahinter jedoch absolut nur eine schwarze Null für 2014 bzw. eine geringe jahresdurchschnittliche Zunahme um gerundet 10.000 Beschäftigte im Jahr 2015.

Innerhalb des Dienstleistungsgewerbes konnten nur die Branchen Handel, Verkehr, Gastgewerbe und Unternehmensdienstleister seit 2011 durchgehend überdurchschnittliche Beschäftigungsgewinne erzielen. Der Branche Information und Kommunikation gelang dies in den Jahren 2012 und 2013, den Branchen Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit sowie Grundstücks- und Wohnungswesen nur im Jahr 2013. Für 2014 und 2015 wird mit einer ähnlichen Entwicklung gerechnet.

Allerdings könnte sich die Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 dämpfend auf die zu erwartenden Beschäftigungsgewinne auswirken. Vor allem der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, die Unternehmensdienstleister und die sonstigen Dienstleister mit einer vergleichsweise hohen Zahl von Minijobbern dürften von der Mindestlohneinführung stärker betroffen sein als andere Branchen. (…)

Arbeitslosigkeit: Wenig Veränderung in beiden Rechtskreisen
(…) Für die Arbeitslosen im Versicherungssystem fällt eine Reihe von Kennzahlen im Mittel besser aus: Zwischen September 2013 und August 2014 fanden in jedem Monat durchschnittlich 13,4 Prozent der Personen, die im Monat zuvor im SGB III gemeldet waren, eine Stelle – unter den Arbeitslosen nach SGB II waren es nur 3,2 Prozent. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen betrug bei Ersteren 13,5 Prozent, bei Letzteren 48,3 Prozent. Ehemalige SGB-III-Arbeitslose sind knapp 5 Monate arbeitslos gewesen – ehemalige SGB-II-Arbeitslose beendeten die Arbeitslosigkeit im Schnitt erst nach gut einem Jahr. Diese Zahlen zeigen, dass Arbeitslosigkeit im SGB-II-Bereich vor allem strukturell bedingt ist. Konjunkturelle Effekte schlagen sich dort später und schwächer nieder. (…)

Die Auswirkungen des Mindestlohns dürften sich im Rechtskreis SGB II etwas stärker zeigen, denn der Mindestlohn betrifft Stellen im unteren Segment des Arbeitsmarkts. Fallen diese weg, dürften vor allem Personen mit unsteten Erwerbsbiografien und ohne Versicherungsanspruch in die Arbeitslosigkeit und damit in den Bereich des SGB II wechseln. Zudem bieten sich dann gerade den arbeitsmarktferneren Personen auch weniger Wege zurück auf den Arbeitsmarkt. Es bleibt abzuwarten, welche Wirkung die Ausnahmen speziell für Langzeitarbeitslose auf die Beschäftigungschancen dieser Personen haben.

Alles in allem sind die Veränderungen der Arbeitslosigkeit gering. Im Jahresdurchschnitt 2014 wird die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB III 940.000 betragen; das entspricht einem Rückgang um 30.000 Personen. Im SGB-II-Bereich sinkt die Arbeitslosigkeit um 20.000 auf 1,96 Mio. Personen. (…) Von Monat zu Monat betrachtet sinkt die Arbeitslosigkeit im SGB II stärker als im SGB III. (…) Im Schnitt des Jahres 2015 wird es 1,94 Mio. SGB-II-Arbeitslose geben, das sind 67,5 Prozent aller Arbeitslosen. Im Jahresverlauf ist die Zahl der Personen, die die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich beenden kann, aber nur wenig größer als die der Personen, die in den Rechtskreis hinein wechseln. (…)

Fazit
Die Beschäftigung in Deutschland setzt ihren Aufwärtstrend fort. Der hohe Bedarf an Fachkräften und die starke Zuwanderung ermöglichen diese Entwicklung, auch wenn die konjunkturelle Situation sich eingetrübt hat. Der Arbeitsmarkt befindet sich somit in einer guten Grundverfassung. Die Arbeitslosigkeit stagniert allerdings seit Jahren. Dennoch muss das große Ziel Vollbeschäftigung keine Utopie bleiben (…)

Auch durch kleinere Schritte, z. B. in der Konzeption und Umsetzung der Arbeitsmarktpolitik, können Rahmenbedingungen verbessert werden. In Zukunft wird der Arbeitsmarkt immer stärker unter den Einfluss des demografischen Wandels geraten. Das Potenzial der Arbeitslosen als Chance zu nutzen, um die Schrumpfungseffekte abzumildern, ist dabei eine der großen Herausforderungen.“

Die Analyse des IAB in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang oder der Internetseite des IAB.

www.iab.de

Quelle: IAB

Dokumente: kb_arbeitsmarkt_robust_und_risikobehaftet.pdf

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