Eine anstehende Reform des Sozialgesetzbuches VIII droht dem jahrzehntelang gewachsenen Jugendwohnen die gesetzliche Grundlage zu entziehen. Für rund 90 Prozent der betroffenen jungen Menschen könnte das chancenreiche Angebot wegfallen. Deshalb startete Anfang Juni eine Unterschriftenaktion.
Die Bundesregierung hatte am 12. April den Gesetzentwurf zur Reform der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) vorgelegt. Dieser sieht vor, die Hilfen für junge Menschen im Jugendwohnen einzuschränken. Demnach würden zukünftig Schülerinnen und Schüler, Teilnehmende in Maßnahmen der Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie minderjährige und junge volljährige Auszubildende mit Bedarf nach sozialpädagogisch begleitetem Wohnen von diesem Angebot ausgeschlossen werden.
Bewohnerinnen und Bewohner von gemeinnützigen Einrichtungen des Jugendwohnens bringen auf Postkarten ihren Unmut gegenüber der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Ausdruck. In dem Appell heißt es: „Der vorliegende Entwurf des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes vergisst uns 200.000 junge Auszubildende, die auf das Angebot des Jugendwohnens angewiesen sind. Wir Auszubildende verlieren unsere Heimat während der Ausbildungszeit. Wir sind auf die Unterstützung der Einrichtungen angewiesen. Von uns Auszubildenden werden Flexibilität, Mobilität und ein guter Ausbildungsabschluss erwartet, um den Übergang ins Berufsleben zu bewältigen. Auf uns angehende Fachkräfte kann sich die Gesellschaft und Wirtschaft verlassen. Aber nehmen Sie uns nicht die Chance diese Herausforderung anzunehmen und unseren Beitrag leisten zu können. Darum appellieren wir an Sie, den § 13 (3) SGB VIII nicht zu verändern und das Jugendwohnen weiter ALLEN JUNGEN MENSCHEN zu ermöglichen, damit es nicht heißt: „Auswärts verloren statt AUSWÄRTS ZUHAUSE“.
Die Katholische Jugendsozialarbeit hatte sich in einem Appell an die Abgeordenten gewandt, diesen Gesetzentwurf nicht zu beschließen und das Jugendwohnen in seiner bewährten Form und Qualität zu erhalten. Den Appell lesen Sie hier.
Warum Jugendwohnen für junge Menschen wichtig und zum Teil unverzichtbar ist, zeigt ein Video.
In wie weit die Beratungen des Bundesrates zu einer Änderungen der geplanten Einschränkung des Jugendwohnes führen werden, bleibt abzuwarten. Der Paritätische hat zentrale Erkenntnisse der Beratungen des Bundesrates zur SGB VIII-Refom vom 2. Juni zusammengestellt. Diese stehen hier zur Verfügung.“
Quelle: Verband der Kolpinghäuser; AUSWÄRTS ZUHAUSE