Langzeitarbeitslose im Abseits

Wichtigste Erkenntnisse der Längsschnittumfrage zur Arbeitsmarktpolitik zwischen 2010 und 2013:
“ … ## Während die Langzeitarbeitslosigkeit – ausgehend von einem ohnehin schon verfestigten hohen Sockel im Zeitraum der vier Untersuchungsjahre – noch einmal deutlich auf rund 1 Mio. Personen angestiegen ist, wurden die Mittel für die aktive Eingliederung drastisch gekürzt. Die allermeisten Langzeitarbeitslosen werden von den Jobcentern betreut. Ihrer deutlich gestiegenen Zahl um rund 25 Prozent oder 184.000 langzeitarbeitslosen Menschen stehen Kürzungen der Gelder für die aktive Arbeitsförderung in Höhe von rund 50 Prozent gegenüber. …
## Während die Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Jahren stagnierten, wurden die Leistungen zur Eingliederung in Arbeit massiv gekürzt. 2010 waren dafür noch 6,6 Milliarden Euro eingeplant, bis 2013 sank dieser Ansatz dann stetig bis auf 3,9 Milliarden Euro. Gleichzeitig kommt immer weniger Geld davon tatsächlich der Förderung von Arbeitslosen zugute, denn haushaltsrechtlich können die Jobcenter zusätzliche Verwaltungskosten zu Lasten der eigentlichen Fördermittel finanzieren. …
## Im Vergleich zu 2010 ist praktisch jeder zweite geförderte Maßnahmenplatz verschwunden (49 Prozent). Das Angebot hat sich in nur drei Jahren regelrecht halbiert. Besonders deutlich sind die Verluste bei den Arbeitsgelegenheiten, die um zwei Drittel zurückgegangen sind. Der Beschäftigungszuschuss spielt als Integrationsinstrument faktisch überhaupt keine Rolle mehr. …
## Bereits in der Umfrage 2012 hatten sich 27 Prozent der Träger aus der Arbeit für Langzeitarbeitslose
verabschiedet oder waren gezwungen, in die Insolvenz zu gehen. In 2013 sind es noch einmal zehn Prozentpunkte mehr geworden. 37 Prozent der Träger haben in nur drei Jahren ihre Arbeit für Langzeitarbeitslose gänzlich einstellen müssen. Weitere 20 Prozent berichten über nicht nur leichte oder deutliche, sondern über massive Einschränkungen ihrer Arbeit, nicht nur durch gestrichene Maßnahmenplätze, sondern ebenso gestrichene Sozialarbeiterstellen, gekürzte Qualifizierungsanteile oder gekürzte Förderzeiträume. …
## Rund die Hälfte aller Langzeitarbeitslosen hat am Arbeitsmarkt nur geringe Chancen, weil sie über keinen
Berufsabschluss verfügen. Doch die Jobcenter stellen nur wenige Förderangebote bereit, um diese Personen
mit einer beruflichen Qualifizierung zu unterstützen. …
## Es geht um Menschen, die vielfach mit pädagogischer und sozialarbeiterischer Hilfe zuallererst wieder an die Anforderungen eines Arbeitsalltages herangeführt werden müssen. Es geht vielfach um Menschen, die gesundheitlich so beeinträchtigt sind, dass sie in der Tat nicht mehr als drei Stunden am Tag arbeiten können und diese drei Stunden sogar nicht einmal immer am Stück. …
Der Paritätische fordert eine massive Kehrtwende in der Arbeitsmarktpolitik, damit Langzeitarbeitslose wieder eine Perspektive bekommen. Folgende Maßnahmen sind dazu aus Sicht des Paritätischen notwendig:
“ … ## Die Arbeitsmarktpolitik muss neu ausgerichtet werden. Sie darf sich nicht länger einseitig auf die Interessen von Arbeitgebern, dem Thema der Fachkräftesicherung und damit der gut vermittelbaren „Kunden“ konzentrieren. Sie muss endlich die Gruppe der Langzeitarbeitslosen, d.h. den weitaus größten Teil der Arbeitslosen im Hartz-IV-Bezug, ins Auge fassen. Es ist Sache der Bundesregierung, der Bundesagentur für Arbeit einen entsprechenden politischen Auftrag zu erteilen, sich dieser Gruppe, ihrem Kernklientel, und insbesondere den langjährig im Hilfebezug lebenden Menschen, neu und intensiv zu widmen.
## Perspektiven und Aufwärtsmobilität müssen durch Qualifizierung besser als bisher gefördert werden. Die Ursache für verfestigen Hilfebezug ist häufig eine geringe Qualifikation. Die Hälfte der rund zwei Millionen arbeitslos gemeldeten Personen im Hartz-IV-Bezug verfügt über keinen Berufsabschluss. Die Jobcenter geben derzeit nur sehr punktuell die Chance, Berufsabschlüsse nachzuholen. Nur ungefähr ein Prozent erhält ein Qualifizierungsangebot, das zum Berufsabschluss führt. …
## Um wirksam fördern zu können, braucht es langfristige Maßnahmen und die Ausrichtung am Einzelfall. Notwendig sind nachgehende Betreuungsangebote zur Absicherung (…) Beschäftigungsverhältnisse. Das Instrument der Arbeitsgelegenheiten muss wieder direkt mit Angeboten der sozialpädagogischen Begleitung und Qualifizierung verknüpft werden können.
## Schließlich braucht es Angebote der öffentlich geförderten Beschäftigung, um auch denen Teilhabe zu ermöglichen, die auf absehbare Zeit keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben werden. …

Die Untersuchungsergebnisse in vollem Textumfang entnehmen Sie dem Anhang.

Quelle: Paritätischer Gesamtverband

Dokumente: laengsschnittumfrage_arbeitsmarktpolitik_2014_web.pdf

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