Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist seit Jahren im Gespräch. Die digitale Umwälzung der Gesellschaft und die sogenannte Arbeit 2.0 waren anfangs Treibkraft der Bewegung für ein unabhängiges Einkommen. Das BGE stellt eine staatliche Subvention aller dar, die nicht auf Bedürftigkeit geprüft oder gar sanktioniert werden kann. Mittlerweile hat sich die Argumentationsgrundlage etwas verschoben, erläutert Olek Meyer, studentischer Mitarbeiter bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. Noch sind es nicht die Roboter oder intelligenten Maschinen, die die Arbeitsplätze im großen Maße verdrängen. Es ist die multiple Krise, die die Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt: die Corona-Pandemie entließ die Menschen in Kurzarbeit, die Inflation schmälert ihren Geldbeutel und die Klimakrise wird ihre Zukunft prägen.
BGE vor allem bei jungen Menschen attraktiv
Laut einer neuen Analyse zweier repräsentativer Umfragen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) befürwortet die Mehrheit der Deutschen ein Bedingungsloses Grundeinkommen; insbesondere junge Menschen und Haushalte unter 3.500,- Euro Nettoeinkommen Weiter wünschen sich die meisten der Befragten ein Modell, welches 1.200 Euro für Erwachsene mit deutscher Staatsangehörigkeit vorsieht und das aus Einkommen- und Vermögenssteuern gespeist werden soll.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) beschloss erst kürzlich auf seiner Hauptversammlung die Forderung eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Mit Verweis auf die Grundprinzipien der christlichen Sozialethik fordert Dr. Stefan Ottersbach, Bundespräses des BDKJ und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V.: „Das Grundeinkommen ist ein zentraler Baustein für eine zukunftsfähige Gesellschaft, die die Würde aller Menschen bedingungslos anerkennt und respektiert.“ Der BDKJ mahnt an, dass auch Kindern und Jugendlichen ein Grundeinkommen unabhängig der Eltern ausgezahlt werden soll. Dies ermögliche Freiräume und nehme „den Druck aus Übergängen zwischen Schule, Berufsbildung, Hochschule und Beruf“ schreibt der Zusammenschluss aller katholischen Jugendverbände in Deutschland in seinem Beschluss.
Von der Utopie zu gelebter Wirklichkeit?
Dass das Bedingungslose Grundeinkommen kein utopischer Gedanke marxistischer Ökonom*innen mehr ist, beweist nicht nur der gesellschaftliche Rückhalt der Forderung. Auch die vielen Modellprojekte in bspw. Katalonien oder Finnland zeigen das. In Deutschland wird das BGE ebenfalls erprobt. Eine Studie läuft, ihr Abschluss wird im Mai 2024 erwartet. Die zugrunde liegende Annahme, ein BGE bekämpfe Armut, ermögliche Teilhabe und lasse Menschen nicht in existenziellen Ängsten zurück. Immer wieder betonen Befürworter*innen, so auch Ottersbach, dass es keine Frage der Möglichkeit sei, ein Bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen, sondern eine Frage des politischen Willens.
Quelle: BDKJ; DIW; Pilotprojekt Grundeinkommen
Autor: Olek Meyer – studentischer Mitarbeiter der BAG KJS und Delegierter der Bundesversammlung der Katholischen jungen Gemeinde für die BDKJ Hauptversammlung