Neues Förderprogramm „Schule macht stark“ – gute Idee, zu wenig Mittel

Bund und Länder haben am Mittwoch den Startschuss für die gemeinsame Initiative „Schule macht stark“ gegeben. Damit sollen gezielt Schulen in sozial schwierigen Lagen unterstützt werden. Die Initiative wird über zehn Jahre laufen. Es steht ein Gesamtvolumen von 125 Millionen Euro zur Verfügung. Die operative Phase soll zum Schuljahresbeginn 2021/2022 in 200 sogenannten Brennpunktschulen starten und fünf Jahre laufen. Anschließend ist eine fünfjährige Transferphase vorgesehen.

Hohe Ziele mit wenigen Mitteln erreichen

Die Bundesmittel (62,5 Mio.) werden in begleitende Forschung und Programmevaluation fließen. Die Landesmitteln (ebenfalls 62,5 Mio) sind für Auswahl, Begleitung und Förderung der teilnehmenden Schulen gedacht. Im Rahmen des Förderprogramms sollen mithilfe von Wissenschaftlern neue Strategien und Unterrichtskonzepte entwickelt und ausprobiert werden, um die Leistungen der Schüler zu verbessern und Teilhabechancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu erhöhen. Die Länder wollen ihre Mittel wie folgt einsetzen: jährlich im Umfang von 5 Mio. Euro für die 1. Phase und 7,5 Mio. Euro für die 2. Phase. Davon mindestens die Hälfte zur unmittelbaren Unterstützung der teilnehmenden Schulen. Dazu gehört die Übernahme der Reisekosten für das Schulpersonal bei fachlichen Veranstaltungen zur Initiative innerhalb der Ländergrenzen durch die Länder. Wie viel Geld die einzelne teilnehmende Schule erhält, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Aus Sicht von Lehrerverbänden und Gewerkschaften greift die Initiative jedoch zu kurz. „Die Mittel reichen bei Weitem nicht aus“, sagt Ilka Hoffmann, Bildungsexpertin der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW).

„Schule macht stark“ will das Bildungssystem gerechter machen

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) will das Bildungssystem gerechter machen. Bund und Länder müssten „insbesondere jungen Menschen, die es sowieso schon nicht leicht im Leben haben, unter die Arme greifen“. In den ersten fünf Jahren sollen 200 Schulen gefördert werden. Wie viele Schulen in der Transferphase dabei sein werden, ist noch nicht geklärt. Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) kritisierte auf Spiegel online „(…) Wenn es aber stimmt, dass die Länder sich nach Pisa alle auf den Weg gemacht haben, um dieses Problem zu lösen, frage ich mich, warum in der Kultusministerkonferenz nicht längst evaluierte Ergebnisse vorliegen, die man in die Fläche tragen kann.“ Vor diesem Hintergrund und angesichts der Größe des zu lösenden Problems sei die vorgestellte Initiative „halbherzig“, so Beckmann gegenüber dem Spiegel.

Wann geht es mit „Schule macht stark“ los?

Die Ausschreibung der Forschungsförderung des BMBF soll noch im Herbst 2019 erfolgen. Bis Herbst 2020 wird die Forschungsförderung mithilfe eines wissenschaftlichen Begutachtungsverfahrens ausgewählt und durch das BMBF bewilligt. Bis Oktober 2020 ist die Auswahl der Schulen geplant. Die Auftaktkonferenz für die gemeinsame Initiative ist für Januar 2021 vorgesehen. Die Umsetzung der Initiative in den Schulen soll zum Schuljahresbeginn 2021/2022 erfolgen.

Quelle: BMBF; SPD Bundestagsfraktion; Spiegel online; GEW

Ähnliche Artikel

Ablehungskultur für Menschen auf der Flucht

Das europäische Parlament hat zuletzt seinen Beitrag geleistet, die Außengrenzen der Europäischen Union noch stärker als bisher abzuriegeln. In allen europäischen Nationalstaaten sind Geflüchtete nicht

Skip to content