Neue negativ Rekordwerte bei der Armutsquote

Relative Einkommensarmut
Die Armutsquoten, mit denen in dem Armutsbericht gearbeitet wird, beruhen auf dem so genannten Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Beim Mikrozensus werden bei der Berechnung der Armutsquoten alle Personen gezählt, die in Haushalten leben, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt.

Da bei den Armutsanalysen das Haushaltseinkommen herangezogen wird, ein entsprechender Wert für Personen in Gemeinschaftsunterkünften jedoch nicht vorliegt, werden lediglich Menschen gezählt, die einen eigenen Haushalt führen. Damit bleiben relevante Gruppen außen vor. Nicht berücksichtigt werden wohnungslosen Menschen, pflegebedürftige Menschen in Heimen, Menschen mit Behinderungen in vollstationären Einrichtungen oder Flüchtlinge in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften. Dafür werden bei dem Konzept der „relativen Einkommenarmut“ einige Studenten mitgezählt, die nach landläufiger Einschätzung kaum als arm bezeichnet werden könnten.

Auszüge aus dem Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland „Menschenwürde ist Menschenrecht“:
„(…) In 2015 ist nicht nur die Wirtschaftskraft Deutschlands, sein Reichtum, sondern auch seine Armut gestiegen. Die Armutsquote erreichte 15,7 Prozent. Dies bedeutet rechnerisch, dass im Jahre 2015 rund 12,9 Mio. Menschen in Deutschland unter der Einkommensarmutsgrenze lebten. Dies markiert einen neuen Höchststand im vereinten Deutschland. (…) Gemessen an der Armutsquote geht der zunehmende gesamtgesellschaftliche Reichtum mit zunehmender Ungleichheit und der Abkopplung einer immer größeren Zahl von Menschen vom allgemeinen Wohlstand einher. (…)

Der Anstieg der Armut in Deutschland war 2015 fast flächendeckend. Nur vier Länder (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Saarland und Rheinland-Pfalz) konnten ihre Armut abbauen. Besonders erfreulich dabei die Entwicklung in Sachsen-Anhalt, wo die Armutsquote von 21,3 auf 20,1 Prozent sank. (…)

In Nordrhein-Westfalen ist die überdurchschnittliche Armutsquote von 17,5 Prozent zumindest nicht weiter gestiegen. In 11 Bundesländern wuchs die Armut jedoch. Die mit Abstand stärkste Zunahme zeigt das Land Berlin. Hier sprang die Armutsquote von 20 auf gleich 22,4 Prozent, was einer Steigerung um 12 Prozent entspricht.

Sehr deutliche Zuwachsraten sind des Weiteren in Thüringen (+ 6,2 %), Schleswig-Holstein (+ 5,8 %), Niedersachsen (+ 4,4 Prozent) und Hessen (+ 4,3 %) zu verzeichnen. Im Land Bremen wuchs die Armut zwar „nur“ um 0,7 Prozent, jedoch auf außerordentlich hohem Niveau. Sie stieg von 24,1 auf 24,8 Prozent. (…) Die wohlhabenden Südländer Bayern und Baden-Württemberg heben sich mit Armutsquoten von 11,6 und 11,8 Prozent ganz deutlich und positiv von den anderen Ländern ab. (…)

Die Risikogruppen
Was die Soziodemografie der Armut anbelangt, ist die Armutsquote bei allen bekannten Risikogruppen in 2015 ein weiteres Jahr in Folge angestiegen.
Dies waren: ## Alleinerziehende mit einer Quote von 43,8 Prozent,
##Familien mit drei und mehr Kindern (25,2 %),
##Erwerbslose (59 %),
##Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau
(31,5 %)
##Ausländer (33,7 %)
##Menschen mit Migrationshintergrund generell (27,7 %).
Im Zehn-Jahres-Vergleich waren es darunter die Familien mit drei und mehr Kindern, bei denen die Armut von 26,3 auf 25,2 Prozent etwas zurückging, doch insgesamt auf sehr hohem Niveau verblieb, sowie Ausländer (- 0,6 Prozentpunkte) und Einwohner mit Migrationshintergrund (- 0,5 Prozentpunkte).

Bei den anderen Risikogruppen nahm die Armut seit 2005 umso deutlicher zu: Stieg die allgemeine Armutsquote in diesem Zeitraum um 1 Prozentpunkt (+ 6,8%), waren es bei den Alleinerziehenden 4,5 Prozentpunkte (+ 11,5 %), bei den Erwerbslosen 9,4 Prozentpunkte (+ 19,0 %) und bei den schlecht Qualifizierten 8,4 Prozentpunkte (+ 36,4 %). (…)“

Den Bericht in vollem Textumfang lesen Sie über aufgeführten Link oder entnehmen das Dokument dem Anhang. Der Bericht gliedert sich in eine Auswertung des Mikrozensus und in eine Analyse der Hintergründe für einzelene Risikogruppen.

Link: www.der-paritaetische.de/armutsbericht/

Link: www.der-paritaetische.de/armutsbericht/download-armutsbericht

Quelle: Paritätischer; epd; KNA; tagesschau.de

Dokumente: armutsbericht-2017.pdf

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