Nationale Armutskonferenz veröffentlicht dritten Schattenbericht: Armut stört!

Anlässlich des internationalen Tags zur Beseitigung der Armut veröffentlicht die Nationale Armutskonferenz (NAK) ihren dritten Schattenbericht zur Armut in Deutschland. Der Bericht gibt einen Überblick über den armutspolitischen Handlungsbedarf und lässt Betroffene zu Wort kommen. Um Armut in Deutschland zu überwinden, benötige man eine aktive Politik der Armutsbekämpfung. Diese werde von der Bundesregierung jedoch weiterhin vernachlässigt, machte NAK-Sprecherin Barbara Eschen bei der Veröffentlichung des Berichts deutlich. Armutsbetroffene seien keine Bittsteller, sondern hätten soziale Rechte. Insbesondere in Hinblick auf die Bekämpfung von Erwerbsarmut sieht die NAK enormen Handlungsbedarf. Obwohl Wirtschaft und Arbeitsmarkt boomen, ist Armut für viele Menschen bittere Realität – trotz Beschäftigung.

Schattenbericht bestätigt Armutsrisiken Minijob und Wohnraum

Ein besonderes Armutsrisiko seien Minijobs mit derzeit 7,5 Millionen Beschäftigten. Diese ermöglichten in der Regel keinen Einstieg in gute Arbeit, sondern seien berufliche Sackgassen mit mangelnden Perspektiven, niedrigen Einkommen und oftmals schlechten Arbeitsbedingungen. Insbesondere für Frauen. Die Nationale Armutskonferenz fordert die Bundesregierung daher auf, „sich für gute Arbeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einzusetzen, statt ‚Arbeit um jeden Preis‘ zur Devise zu machen“.

„In den meisten deutschen Städten fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Und das nicht nur für wohnungslose Menschen, sondern zunehmend auch für einkommensarme Haushalte, Alleinerziehende, Studierende, Geflüchtete oder Seniorinnen und Senioren“, schilderte die stellvertretende nak-Sprecherin Werena Rosenke bei der Veröffentlichung des Schattenberichts. Die Nationale Armutskonferenz fordert daher auch die Stärkung des Sozialen Wohnungsbaus sowie die realistische Ermittlung angemessener Wohnkosten in der Grundsicherung.

Sanktionen für Hartz-IV-Empfänger

Für die NAK sind Sanktionen für Hartz-IV-Empfänger ein fragliches Instrument. Es trüge nicht dazu bei, um Menschen ‚fit für den Arbeitsmarkt‘ zu machen. NAK-Sprecherin Eschen stellte klar: „Das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard ist nicht verhaltensabhängig.“ Gefordert sei vielmehr eine Neuorientierung der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Beschäftigungspolitik sollte auf Sanktionen und Druck verzichten und vielmehr die Motivation und Selbstbestimmung der Menschen unterstützen. Notwendig seinen zudem höhere Regelsätze in der Grundsicherung und die weitere Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns.

Den dritten Schattenbericht der NAK zu Armut in Deutschland lesen Sie hier.

Quelle: NAK

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