Die Bundearbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit legte am 8. Oktober 2020 den neuen Monitor „Jugendarmut in Deutschland“ vor. Grüne und Linke kommentierten den Bericht und fordern von der Bundes- und der bayerischen Landesregierung ein stärkeres Engagement gegen Jugendarmut.
Allen Jugendlichen eine Zukunft geben
Zum neuen Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2020“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik der grünen Bundestagsfraktion: Keine Altersgruppe in Deutschland sei so stark durch Armut bedroht wie die der jungen Menschen. Bislang fehle der Großen Koalition aber der politische Wille, Kinder- und Jugendarmut nach ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen. Kinder und Jugendliche brauchten endlich passgenaue Unterstützungsangebote, um die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Und es brauche belastbare Daten über Jugendarmut. Ein Herumdoktern an Symptomen bringe uns nicht weiter.
Damit Jugendliche nicht durch das soziale Netz rutschten, brauche Jugendarmut als Phänomen besondere Beachtung und dürfe nicht verharmlost werden. Zur Bekämpfung von Armut bräuchte es eine Gesamtstrategie, die unterschiedliche Bereiche wie die Sozial- oder Wohnungsmarktpolitik umfasse. Die aktuellen Fördermaßnahmen müssten auf den Prüfstand gestellt werden, um festzustellen, ob sie tatsächlich bei den jungen Menschen ankommen.
Kindergrundsicherung einführen und Kindergeld erhöhen
Es sei ein Skandal, dass die Zahl armer Kinder und Jugendlicher immer weiter steige, während es gleichzeitig immer mehr Vermögensmilliardäre gäbe, kommentiert Norbert Müller, kinder- und jugendpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE, die Zahlen des neuen Monitors „Jugendarmut in Deutschland 2020“. Der Monitor zeige deutlich, wie verheerend sich der Lockdown auf arme Jugendliche ausgewirkt habe. Der komplette Jugend- und Freizeitbereich wurde heruntergefahren. Gerade die offene Kinder- und Jugendarbeit sei aber ein wichtiger Baustein, um die Teilhabe von in Armut lebenden Jugendlichen zu fördern. Hier fänden junge Menschen wichtige Ansprechpartner und Hilfestellungen. Bund, Länder und Kommunen müssten sicherstellen, dass die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe auch im Falle eines erneuten Lockdowns erhalten blieben. Zudem müssten die Träger in den anstehenden Haushaltsverhandlungen finanziell deutlich besser ausgestattet werden, damit sie die zusätzlichen Belastungen durch Corona stemmen könnten.
Um Kinder und Jugendliche nachhaltig vor Armut zu schützen, fordert DIE LINKE die Einführung einer Kindergrundsicherung und schlägt konkret vor, das Kindergeld auf 328 Euro zu erhöhen und alters- und elterneinkommensabhängig zusätzlich bis zu 302 Euro pro Kind auszuzahlen.
Jugendarmut in Bayern anpacken!
Auch die bayerischen Grünen nehmen den neuen Monitor Jugendarmut zum Anlass, die Regierung des Freistaates zum Handeln aufzufordern. „Jugend und Armut – zwei Begriffe, die in der Realität niemals zusammenkommen dürfen“, erklärt die jugendpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Eva Lettenbauer, zum Jugendmonitor 2020. „Die Söder-Regierung muss endlich aufwachen. Die vorhandene Jugendarmut in Bayern muss angepackt werden.“
Armutserfahrungen in der Jugend bedeuteten abgehängt und ausgeschlossen zu sein – sei es bei der digitalen Bildung oder auf dem Ausbildungs- und Wohnungsmarkt. Nicht nur der Jugendmonitor 2020, auch eine grüne Anfrage zeige, wie dringlich das Problem in Deutschland „und auch in Bayern ist“. Lettenbauer kündigt ein grünes Antragspaket an und fordert die Söder-Regierung auf, sich nicht ständig mit dem Verweis auf andere Bundesländer aus der Verantwortung zu stehlen. Laut Jugendmonitor 2020 stehen nur 4 Prozent aller Ausbildungsstellen jungen Menschen ohne Schulabschluss offen – für diese Jugendlichen könne von einem Überfluss an Angeboten keine Rede sein. Dabei sei eine abgeschlossene Berufsausbildung der wirksamste Schutz vor Armut.
Quellen: Beate Walter-Rosenheimer (MdB) Bündnis 90/Die Grünen; Norbert Müller (MdB) Die Linke; Eva Lettenbauer (MdL) Bündnis 90/Die Grünen