Wie passen offene Stellen und Arbeitslose besser zusammen?

Ein nicht unerheblicher Teil der Arbeitslosigkeit in Deutschland ist darauf zurückzuführen, dass Arbeitsuchende und offene Stellen nicht zusammenpassen. Das Ausmaß der sogenannten Mismatch-Arbeitslosigkeit ist nicht unbeträchtlich: Je nach Definition können 10 bis 45 Prozent der Arbeitslosigkeit darauf zurückgeführt werden, dass Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage nicht zusammenpassen. Die Hartz-Reformen haben die gemessene Mismatch-Arbeitslosigkeit zunächst erhöht, da erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger zum Pool der Arbeitsuchenden hinzukamen. Dieser zusätzliche Mismatch ist aber schnell wieder gesunken.

Wenn gesuchtes und angebotenes Qualifikationsprofil nicht zusammenpassen…

Vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurde eine Analyse zur Mismatch-Arbeitslosigkeit erstellt. Anja Bauer und Dr. Hermann Gartner stellen ihre Forschungsergebnisse im IAB-Kurzbericht 5/2014 vor.

Von Mismatch-Arbeitslosigkeit spricht man, wenn ein anderes Profil der Arbeitslosen dazu führen würde, dass die Arbeitslosigkeit sinkt. Mismatch-Arbeitslosigkeit entsteht zum einen, wenn Firmen für ihre offenen Stellen Qualifikationsprofile erwarten, denen zu wenige Bewerber im Pool der Arbeitslosen entsprechen. Zum anderen können viele Arbeitslose ein Qualifikationsprofil aufweisen, das nur wenig nachgefragt wird. Wenn es gelingt, die Qualifikationsprofile der Arbeitslosen und die Anforderungen der Arbeitgeber einander anzupassen – zum Beispiel indem ein arbeitslos gewordener Stahlarbeiter zum Elektriker umschult – kann diese Mismatch-Arbeitslosigkeit gesenkt werden.

Mismatch muss man von beiden Seiten angehen

Die Mismatch-Arbeitslosigkeit ist zwar zwischen 2000 und 2010 gesunken. Den größeren Beitrag zur positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt haben aber andere Komponenten geliefert, was vor allem der gesamtwirtschaftlich moderaten Lohnentwicklung und den Hartz-Reformen zugeschrieben werden kann.

Die Möglichkeiten, den Mismatch am Arbeitsmarkt weiter zu reduzieren, dürften noch nicht ausgeschöpft sein. Instrumente hierzu sind zuallererst die Förderung von Qualifikation oder von Umschulungen ebenso, wie die Förderung der regionalen Mobilität von Arbeitsuchenden. Durch abschlussorientierte Weiterbildung etwa können Mismatch-Probleme gemildert werden. Um dabei auch Arbeitslose mit geringeren Arbeitsmarktchancen zu erreichen, sind individuell ausgestaltete Maßnahmen sowie intensive Betreuung in der Arbeitsmarktpolitik zu empfehlen.
Ebenso wichtig ist, dass Jobs dort entstehen, wo die Arbeitskräfte sind. Dafür müssen sich neue Arbeitsplätze in diesen Segmenten aus betrieblicher Sicht rechnen, was durch entsprechende Lohndifferenziale unterstützt werden könnte.

Ein mögliches Instrument darüber hinaus ist die Förderung von Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit. Wenn potenzielle Gründerinnen oder Gründer dann Stellen im gleichen Segment anbieten aus dem sie selber kommen, entstehen Arbeitsplätze dort, wo es Arbeitsuchende gibt.

Nicht zuletzt sind aber auch Betriebe gehalten, flexibel auf das vorhandene Arbeitsangebot zu reagieren. Sie könnten zum Beispiel Beschäftigte oder potenzielle Kandidaten weiterqualifizieren, wenn diese zunächst nicht exakt die erwarteten Kenntnisse haben.

Quelle: IAB

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