Zuwanderungsgewinn als positiven Effekt würdigen

Der Migrationsbericht der Bundesregierung verfolgt das Ziel, durch die Bereitstellung möglichst aktueller, umfassender und ausreichend detaillierter statistischer Daten über Migration Grundlagen für die Entscheidungsfindung von Politik und Verwaltung im Bereich der Migrationspolitik zu liefern. Zudem möchte er die Öffentlichkeit über die Entwicklung des Migrationsgeschehens informieren. Der Migrationsbericht beinhaltet neben den allgemeinen Wanderungsdaten zu Deutschland und der detaillierten Darstellung der verschiedenen Migrationsarten einen europäischen Vergleich zum Migrationsgeschehen und zur Asylzuwanderung.

Auszüge aus dem Migrationsbericht 2012:
“ … Zentrale Ergebnisse
Nachdem im Jahr 2006 mit etwa 662.000 Zuzügen die niedrigsten Zuwanderungszahlen seit der Wiedervereinigung registriert wurden, war in den Folgejahren ein Anstieg der Zuzugszahlen festzustellen. Von 2011 auf 2012 wurde ein weiterer Zuwachs von 13% auf 1.081.000 Zuzüge registriert. Eine derartig hohe Zuwanderungszahl war zuletzt im Jahr 1995 zu verzeichnen. Die Zahl der Fortzüge blieb dagegen relativ konstant – sie schwankte in den Jahren von 2005 bis 2012 zwischen 630.000 und 740.000. Im Jahr 2012 stieg die Zahl der Fortzüge im Vergleich zum Vorjahr um 5% auf 712.000 Fortzüge an.

Durch den Anstieg der Zuzugszahlen bei nur leicht steigender Zahl der Fortzüge ergab sich im Jahr 2012 ein Wanderungsgewinn von 369.000 Menschen, der höchste seit dem Jahr 1995. …

Seit dem Jahr 1996 ist Polen das Hauptherkunftsland der Zuwanderer. Im Jahr 2012 wurden 184.000 Zuzüge aus Polen registriert. Dies bedeutet einen Anstieg um etwa 7% im Vergleich zum Vorjahr, nachdem von 2010 auf 2011 bereits ein Zuwachs um mehr als ein Drittel beobachtet werden konnte, der vor allem durch die Einführung der vollständigen Arbeitnehmerfreizügigkeit zum 1. Mai 2011 begründet war. Allerdings nahmen auch die Fortzüge nach Polen im Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 7% zu.

Weiter deutlich angestiegen ist die Zahl der Zuzüge aus Rumänien (+23% im Vergleich zum Vorjahr) und Bulgarien (+14% im Vergleich zum Vorjahr). Im Falle Rumäniens hat sich die Zahl der Zuzüge seit 2006, dem Jahr vor dem EU-Beitritt, in etwa verfünffacht, im Falle Bulgariens fast verachtfacht. Insbesondere gegenüber diesen beiden Ländern wurde ein deutlicher Wanderungsgewinn registriert. Dagegen ist gegenüber der Türkei bereits seit 2006 ein jährlicher Wanderungsverlust festzustellen.

Deutlich erhöht hat sich die Zuwanderung aus den EU-Ländern, die von der sogenannten Finanzkrise besonders betroffen sind. Aus Griechenland wurden 42%, aus Italien 37% und aus Spanien 34% mehr Zuzüge als im Jahr 2011 registriert. …

Der Anteil der Frauen ist sowohl bei den Zuzügen (Frauenanteil 40%) als auch bei den Fortzügen (Frauenanteil 38%) geringer als jener der Männer.

Einige Länder sind jedoch durch einen überproportional hohen Frauen- bzw. Männeranteil an den Zuzügen gekennzeichnet. Ein hoher Frauenanteil war etwa bei Zuzügen aus Thailand (75%), Kenia (67%) und Weißrussland (66%) festzustellen. Ein hoher Männeranteil war u.a. für die Herkunftsländer Bangladesch (84%), Pakistan (79%), Algerien (78%), Kroatien (77%) und Slowenien (74%) zu verzeichnen.
Die Analyse von Drittstaatsangehörigen nach dem Zweck des Aufenthalts zeigt, dass im Jahr 2012 etwa ein Fünftel aus familiären Gründen nach Deutschland zogen. 13% der Drittstaatsangehörigen erhielten eine Aufenthaltserlaubnis zum Zweck der Beschäftigung, 16% zogen zum Zweck des Studiums, des Besuchs einer Schule bzw. eines Sprachkurses und zu sonstigen Ausbildungszwecken nach Deutschland. …

Arbeitsmigration
Nachdem im Wirtschaftskrisenjahr 2009 die Zahl der an ausländische Fachkräfte erteilten Aufenthaltstitel zur Ausübung einer Beschäftigung rückläufig war, konnte in den beiden Folgejahren bei den meisten Formen der Arbeitsmigration, insbesondere bei Fachkräften, ein Wiederanstieg verzeichnet werden.

Seit 2009 ist ein kontinuierlicher Anstieg der Zuwanderung von Fachkräften bzw. Hochqualifizierten aus Drittstaaten zu verzeichnen. Nachdem 2009 noch etwa 16.000 Fachkräfte … sind, konnten im Jahr 2012 bereits über 27.000 Zuzüge registriert werden.

Insgesamt wurden etwa 38.400 Aufenthaltserlaubnisse an Drittstaatsangehörige erteilt, die im Jahr 2012 zum Zweck der Erwerbstätigkeit eingereist sind. …

Asylbewerber
Eine weitere, starke Zunahme war bei der Zahl der Asylerstanträge festzustellen. Im Jahr 2012 wurden fast 65.000 Asylerstanträge registriert. Dies entspricht einem Anstieg um 41% im Vergleich zu 2011. Deutschland ist damit in der Europäischen Union der Mitgliedstaat, in dem die meisten Anträge gestellt wurden. Hauptherkunftsländer waren Serbien, Afghanistan und Syrien. Innerhalb des Fünf-Jahres-Zeitraumes von 2008 bis 2012 stammten die meisten Asylbewerber aus den Ländern Irak (15%), Afghanistan (13%) und Serbien mit 10%.

Die Schutzquote (alle positiven Entscheidungen nach Art. 16a Abs. 1 GG, nach § 3 Abs. 4 AsylVfG i.V.m. § 60 Abs. 1 AufenthG und nach § 60 Abs. 2, 3, 5, und 7 AufenthG) im Jahr 2011 betrug 28%. Überdurchschnittlich hohe Schutzquoten wurden für Asylbewerber aus Syrien (96%), dem Irak (60%), dem Iran (54%) und Afghanistan (39%) registriert. …

Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Das Statistische Bundesamt zählt zu den Personen mit Migrationshintergrund „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“.

Von den 80,5 Millionen Einwohnern in Deutschland im Jahr 2012 hatten etwa 16,3 Millionen Personen einen Migrationshintergrund. Insgesamt sind etwa 45% der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ausländische Staatsangehörige und 55% Deutsche.

Zwei Drittel der Personen mit Migrationshintergrund sind selbst zugewandert (erste Generation), während knapp ein Drittel bereits in Deutschland geboren wurde (zweite oder dritte Generation).“

Der Deutsche Caritasverband appelliert angesichts dieser Zahlen an eine verbesserte Willkommenskultur.
“ Wir müssen aufhören, beim Thema Migration immer nur an mögliche Probleme zu denken“, betont Caritas-Präsident Peter Neher anlässlich der Verabschiedung des Migrationsberichts 2012 im Kabinett. „Die Integrationsleistung der Migranten und der Deutschen sowie die positiven Effekte der Zuwanderung müssen stärker gewürdigt werden“, so Neher.

„Auch die Freizügigkeit von EU-Bürgern aus wirtschaftlich armen Ländern darf nicht in Frage gestellt werden“, betont Neher. Hier müsse die Politik für Verständnis werben statt Angst und Vorurteile zu schüren. Das Unwort des Jahres „Sozialtourismus“ mache deutlich, dass ein respektvoller Umgang mit Verwendung der Sprache beginnt. „Wenn verantwortliche Politiker über Migranten vorwiegend in negativer Weise reden, dann sind Zuwanderer bereits sprachlich gebrandmarkt“, betont Neher. In einer sachlich geführten Debatte könne man stattdessen Teilhabe- und Bildungschancen von Zuwanderern thematisieren.“

Den Migrationsbericht 2012 in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Quelle: Bundesagentur für Migration und Flüchtlinge; DCV

Dokumente: migrationsbericht2012.pdf

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