Klundt belegt, dass politische Alternativen oder Gegenmaßnahmen unerlässlich sind, um den unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen von Kinderarmut auf das Kindeswohl etwas entgegen zu setzen. Er verdeutlicht, dass Kinderarmut im reichen Deutschland als (politisch herbeigeführte) Kindeswohlgefährdung grundsätzlich das Recht junger Menschen auf Förderung ihrer Entwicklung und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit beeinträchtigt.
Aufgrund nachgewiesener Gesundheits- und Bildungsbenachteiligungen wird die individuelle und soziale Entwicklung junger Menschen eingeschränkt und behindert. Daraus ergibt sich, dass Kinder weniger stark vor Gefahren für ihr Wohl geschützt sind.
Der Autor weist auch auf die Gefahren politischer, wissenschaftlicher und medialer Äußerungen in der Öffentlichkeit über Arme hin. Diese können dazu geeignet sind, das Wohl von Kindern, vermittelt über eine allgemeine gesellschaftliche Stimmungsmache und Stigmatisierung, zu gefährden und positive Lebensbedingungen zu verunmöglichen. Die Studie macht unmissverständlich klar, von einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt, in der das Wohl des Kindes ein vorrangig zu berücksichtigender Gesichtspunkt ist, kann für Heranwachsende in (chronischer) Armut in Deutschland nicht die Rede sein.
Aber auch wenn die Kinderarmutsforschung zunehmen auf ressourcen- und potentialorientierte Konzepte rekurriert, sind weiterhin Maßnahmen der Armutsprävention in gesellschaftspolitischer Verantwortung notwendig. Staat und Gesellschaft können nicht aus der Pflicht entlassen werden, gerechte(re) Lebensbedingungen für alle Kinder zu schaffen.
Die Ausführungen von Prof. Klundt schließen mit Empfehlungen für parlamentarische und außerparlamentarischen Maßnahmen im Kampf gegen Kinderarmut ab. Auch das Bündnis „Reichtum umverteilen – ein gerechtes Land für alle“ wird exemplarisch vorgestellt. Das Bündnis setzt sich für notwendige Gegenmaßnahmen und deren Finanzierung ein. Im Wesentlichen geht es darum, steuerliche Voraussetzungen für eine gerechtere Politik zu schaffen. Beschäftigte, kleine Selbstständige, Erwerbslosen, Rentnerinnen und Rentner, Kinder und Familien, Menschen mit Behinderung und Schutzsuchende sollen besser sozial abgesichert sein und stärkere Rechte haben.
Das Bündnis fordert:
Kindereinrichtungen, Schulen und Hochschulen, Gesundheitswesen und Pflege, Kultur, Jugend und Sport, soziale und Arbeitsmarkt-Integration;
##ökologisch nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung und einen sozial verträglichen ökologischen Umbau;
##Bereitstellung und Bau von ausreichend bezahlbaren Wohnungen;
##bedarfsdeckende Finanzausstattung besonders der hoch belasteten und verschuldeten Städte und Gemeinden;
##finanzstarken Unternehmen und Reichen wieder höhere Beiträge
zur Finanzierung des Gemeinwesens abzuverlangen;
##sehr hohe Einkommen stärker zu besteuern;
##Kapitalerträge nicht zu privilegieren;
##Steuerbetrug zu bekämpfen und Steuerschlupflöcher zu beseitigen ##mit einer Vermögenssteuer und einer reformierten Erbschaftsteuer
Millionäre und Milliardäre angemessen an der Finanzierung der öffentlichen Aufgaben zu beteiligen;
##soziale Ungleichheit abzubauen.
Die Studie von Prof. Michael Klundt steht im Anhang zum Download zur Verfügung.
Quelle: Netzwerk gegen Kinderarmut