Digitale Medien sind fester Bestandteil im Leben von Kindern und Jugendlichen. Im Kontext ihres mobilen und vernetzten Medienhandelns pflegen Jugendliche Beziehungen, agieren in Communities, demonstrieren ihre Zugehörigkeit zu Szenen, informieren oder messen sich. Aber welche Rolle spielt die digitale Welt, wenn mit den Mitteln der Jugendsozialarbeit junge Menschen Beratung und Unterstützung erfahren sollen? Die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung eröffnen, finden mehr und mehr Anwendung auch in der Tätigkeit der Fachkräfte in der Jugendsozialarbeit. Die „Jugendsozialarbeit News“ stellen über den Winter Modelle bzw. Projekte vor, in denen die Digitalisierung „Spuren hinterlassen hat“. Manchmal sind dabei fertige Konzepte entstanden, die zur Vervielfältigung einladen. Andere Male ist der Prozess erst in Gang gekommen, bietet mit seinem Weiterentwicklungsbedarf Raum für Austausch und fürs Nach-, Anders- und Bessermachen. Sie sind herzlich eingeladen, die Zukunft der Sozialarbeit und der Digitalisierung ihrer Handlungsmöglichkeiten mitzugestalten. Hier und heute stellen wir das Projekt „Digital Streetwork“ vor.
Digital Streetwork
Das Projekt „Digital Streetwork“ verfolgt das Ziel, vor allem Kindern und Jugendliche aus „bildungsfernen“ Familien mehr Teilhabe im Netz zu ermöglichen und ihre Bildungschancen zu vergrößern. Zugleich sollen neue pädagogische Methoden für den Bereich der Kommunikation in sozialen Medien entwickelt werden. Das Projekt zielt dabei auch darauf, mit Kindern zu erforschen, wie Demokratie und Medien miteinander verknüpft sind und wie Kinder sich so Gehör verschaffen können.
Aus den Erfahrungen des Projekts resultieren inzwischen auch Angebote an Fachkräfte und Eltern, wie beispielsweise: „Grundbedingungen für gelingende Förderung mit Medien“ „Kettenbriefe, verdeckte Gebühren, Grooming … Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen im Netz“.
Wer hat´s gemacht? Für wen? Wer finanzierte? Dauer des Projekts?
Das Projekt des Caritasverbandes Frankfurt e. V. bietet Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Formaten die Möglichkeit, die digitale Welt zu erkunden, Formen der Mitbestimmung kennenzulernen und auszuprobieren. Sie erfahren Selbstwirksamkeit im Bereich Medien und bekommen Einblicke in die Risiken des Mediengebrauchs.
Angesprochen werden die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen in Kleingruppen, einzeln, in Klassenverbänden etc. je nachdem, über welche Zugänge sie erreicht werden (Schule KiTa, Jugendtreff, Eltern …).
Die Finanzierung erfolgt über Mittel der Glücksspirale, der Caritasstiftung Limburg, sowie der Crummenauer Stiftung und Spendenmittel. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.
Als Träger der Sozialpädagogischen Lernhilfe und der Jugendhilfe in der Schule ist der Caritasverband Frankfurt täglich mit den unterschiedlichen Zugängen zu Medien und Nutzung dieser Medien durch die Kinder und Jugendlichen konfrontiert. Die daraus entstehenden Bildungsbenachteiligungen und geringeren Teilhabechancen waren Ausgangspunkt für die Überlegungen zum Projekt.
Wichtige Partner für das Projekt sind die Kolleginnen und Kollegen im Caritasverband, die ein Interesse daran haben, den digitalen Wandel in der sozialen Arbeit mitzugestalten sowie Kooperationspartner*innen in den Stadtteilen im Frankfurter Westen, insbesondere Schulen und Kindertageseinrichtungen.
Was genau? Mit welchem Ziel? Wie umgesetzt?
Das Projekt ist handlungsorientiert und situativ. Im Kontext von Digital Streetwork bedeutet das, gemeinsam Roboter zu bauen und einfache Programmierungen zu erlernen, Musik am PC zu komponieren, Hörspiele aufzunehmen und zu schneiden, Wahlen zu inszenieren und so nicht nur theoretisch mit dem Thema in Kontakt zu kommen.
Die Module und die eingesetzten Methoden sind grundsätzlich übertragbar. Da situativ gearbeitet wird und den teilnehmenden Kindern einiger Freiraum offensteht, den Verlauf der Angebote mitzubestimmen, gibt es kein jeweils übertragbares Skript. Vor allem ist auf die jeweilige sozioökonomische Situation zu achten, da hier ganz unterschiedliche Bedarfe und Vorerfahrungen bei den Kindern und Jugendlichen in der Nutzung von digitalen Medien bestehen.
Besonders der niedrigschwellige Zugang zu Kindern und Jugendlichen ist nicht so möglich, wie er ursprünglich intendiert war. Kinder und Jugendliche direkt in den Sozialen Medien zu adressieren, ist problematisch, zumal kein Auftritt des Verbandes auf den jeweiligen Plattformen besteht, von dem aus die Legitimation beispielsweise für die Eltern nachvollziehbar wäre. Daher muss der Weg über Kooperationen mit Schulen etc. gewählt werden, mit denen zwar eine gute Zusammenarbeit besteht, was aber auch erfordert, die Module zeitlich, strukturell, von der Einbettung her anzupassen bzw. die Auswahl nicht den Kindern und Jugendlichen selbst offensteht. Hier wird weiter daran gearbeitet, die Möglichkeiten, selbstbestimmt zu lernen zu Möglichkeiten zu erforschen, nicht einschränken zu müssen.
Besondere Bedeutung der Digitalisierung für die Zielgruppe?
Die meisten erreichten Kinder im Grundschulalter lassen sich bzgl. der Projektziele in zwei Kategorien einordnen: Die einen haben zwar eigene Geräte wie Handys, sind jedoch in der Nutzung eingeschränkt, hauptsächlich aus finanziellen Gründen, beispielsweise sind die Geräte defekt und werden nicht ersetzt, wurden konfisziert usw. Die andere Gruppe von Kindern ist technisch gut ausgestattet, kennt aber als Nutzung überwiegend nur Spiele und Unterhaltungs-Apps und kann die Möglichkeiten im Bereich Teilhabe und Bildung kaum erschließen. Beide Gruppen profitieren im Projekt von neuen Zugängen und davon, begleitete Erfahrungen machen zu können.
Das Projekt begreift Digitalisierung als Teilhabechance und förderlich für die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Gegenüber analogen Methoden besteht der Vorteil, dass Kinder und Jugendliche vermehrt Interesse haben, an entsprechenden Angeboten teilzunehmen. Das Projekt bietet ihnen niedrigschwellige Möglichkeiten, selbst Werke wie Hörspiele und Musik zu erstellen. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen werden in ihrer Lebenswelt erreicht. Bemerkenswert ist aber, dass die Kinder und Jugendlichen in den Modulen selbst überwiegend die Einführung ergänzender analoger Methoden einfordern, beispielsweise den Umgang mit realen Musikinstrumenten, um ein Verständnis für die Nutzung digitaler Medien zu bekommen.
Ansprechpartner
Quelle: BAG KJS; Caritas Frankfurt