In Deutschland leben 25 % der Menschen mit Migrationsgeschichte im ländlichen Raum. Eine Wohnung zu finden oder einen Ausbildungsplatz bzw. eine Arbeitsstelle zu bekommen scheitert auf dem Land häufiger an Diskriminierung als in urbanen Lebensräumen. Große Distanzen und nicht optimal ausgebauter öffentlicher Transport erschweren es zusätzlich, stationäre Hilfsangebote wahrzunehmen. Hier gestaltet sich die Ansprache, Beratung und Begleitung von Jugendlichen besonders schwierig. Dieser Herausforderung begegnen die Jugendmigrationsdienste (JMD) mit einem neuen Projekt. Modellhaft werden an 16 Standorten digitale Beratungsstrukturen für ländliche Räume entwickelt. So soll die Frage „Wie erreicht man die, die auf dem Lande leben?“ letztendlich für die bundesweite Beratungsstruktur der JMD beantwortet werden. Ziel des Projektes ist es, Ratsuchende im ländlichen Raum in ihrer digitalen Lebenswelt besser zu erreichen und die JMD-Onlineberatung an ihre Bedürfnisse anzupassen. Ende Juni fand der offizielle Projektstart mit einer Kick-off-Veranstaltung statt, natürlich digital.
Digitale Beratungsstrukturen für ländliche Räume
Digitale Angebote sollen das analoge JMD-Portfolio ergänzen und erweitern. Mittels „digital Streetwork“ soll aufsuchende Arbeit digital via Social Media stattfinden. Um typische Situationen wie Behördengänge oder Bewerbungsgespräche besser zu verstehen und auch trainieren zu können, werden junge Menschen zu entsprechenden virtuellen Erfahrungswelten eingeladen. Die orts- und zeitunabhängige Online-Beratung „jmd4you“ wird ausgebaut und mit Blick auf die Bedarfe im ländlichen Raum weiterentwickelt.
Vier der 16 JMD Modellstandorte gehören zur Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) und befinden sich in Euskirchen, Dillingen, Heilbad Heiligenstadt und Fürstenwalde/Spree. An dem Projekt beteiligt sind darüber hinaus die Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) der Internationale Bund (IB) sowie die Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit ebenfalls vier Standorten. Gefördert wird JMD digital vom europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BAMFSFJ).
Quelle: BAG KJS; Servicebüro Jugendmigrationsdienste