Seit dem 11. April 2016 hatten deutschsprachige Interessierte die Möglichkeit, auf der Webseite www.generation-what.de an der Befragung teilzunehmen. Die Teilnehmenden wurden nicht kontrolliert als Stichprobe aus einer Grundgesamtheit ausgewählt, sondern entscheiden sich selbst zur freiwilligen Teilnahme. Auf diese Weise wurden bis November 2016 in Deutschland über 160.000 Teilnahmen erreicht.
Auszüge aus den zentralen Befunden des Abschlussberichts Generation What?:
„(…) Die junge Generation blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft
Völliger Zukunftsoptimismus und völliger Zukunftspessimismus sind untypisch für die junge Generation: Nur jeweils 8 Prozent äußern sich in diesen Extremen. Die Hälfte ist vorsichtig optimistisch, ein Drittel aber auch eher pessimistisch beim Blick in die Zukunft. (…)
Für die kommende Generation rechnet man mit schwierigeren Lebensverhältnissen. Das macht die Frage nach dem Vergleich des eigenen Lebens mit dem der eigenen Kinder deutlich: Nur 17 Prozent glauben, dass die Zukunft der eigenen Kinder besser aussehen wird als das eigene Leben. Fast die Hälfte rechnet damit, dass die Zukunft der eigenen Kinder eher schlechter wird. Der Blick in die Zukunft scheint für die jungen Erwachsenen mit Herausforderungen verbunden zu sein, die sich erst für kommende Generationen zu spürbaren Problemen entwickeln könnten, wie Überbevölkerung, instabile Wirtschaftssysteme oder eine aus dem Gleichgewicht geratene Umwelt. (…)
Weniger optimistisch sind die Bildungsfernen. Von ihnen blickt nur gut die Hälfte eher oder sehr optimistisch in die Zukunft. (…)
Junge Menschen in Deutschland sorgen sich vor allem um ein friedliches Zusammenleben
Bittet man die jungen Erwachsenen die drei Dingen zu wählen, um die sie sich am meisten sorgen, werden am häufigsten soziale Unruhen genannt (36 Prozent). Hintergrund könnten wahrgenommene Spannungen und Gräben in der Gesellschaft sein. Darüber hinaus spielen Sorgen um die (eigene) finanzielle Lage eine wichtige Rolle: Die Punkte „nicht genug Geld haben“, „Renten“ und „bezahlbarer Wohnraum“ landen jeweils bei mehr als einem Viertel der Befragten in den Top-3. Im demografischen Vergleich spielen finanzielle Sorgen bei den formal Niedriggebildeten eine größere Rolle. Sie sind unsicher, ob die eigenen Qualifikationen reichen, um ein sicheres Leben zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass sie deutlich seltener die Aussicht auf ein Erbe vom Elternhaus haben, als das bei den formal Hochgebildeten der Fall ist. (…)
Neben den Sorgen wurden auch die Ängste der jungen Generation abgefragt. Am meisten Angst hat man momentan davor, jemanden zu verlieren, der einem nahe steht. Dies wird von fast jedem Zweiten als eine der drei größten Ängste genannt. (…)
Terrorismus und Krieg stehen mit 31 und 29 Prozent an Platz 2 und 3 der größten Ängste. Seltener als von den weiblichen Befragten werden diese Punkte von den männlichen Befragten gewählt. Es passt nicht in das Selbstbild eines starken jungen Mannes, sich vor Terror und Krieg zu fürchten. Eher wählen sie finanzielle Ängste – vielleicht auch, weil sich viele in der Rolle des (zukünftigen) Haupternährers sehen. (…)
Nur ein Viertel der jungen Generation fühlt sich gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet
Die junge Generation übt scharfe Kritik am deutschen Bildungssystem. Nur 1 Prozent der Befragten ist fest davon überzeugt, dass das Bildungssystem sie gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. 26 Prozent stimmen dem im Großen und Ganzen zu. Ein viel größerer Teil (45 Prozent) fühlt sich hingegen eher nicht für das Arbeitsleben gerüstet, 26 Prozent sogar überhaupt nicht. Hier zeigen sich keine signifikanten Geschlechterunterschiede. Zwar sind die Hochgebildeten zuversichtlicher als die Personen mit mittlerer und niedriger Formalbildung, aber auch unter ihnen findet sich nur ein Drittel, das sich für den Arbeitsmarkt gut ausgebildet sieht. (…)
Die Einschätzung einer nicht hinreichenden Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt durch das Bildungssystem hat aber keinen Einfluss auf die generelle Einschätzung der persönlichen Zukunft. In anderen Worten: Ob man positiv oder negativ in die Zukunft blickt, hängt nicht damit zusammen, wie man sich vom Bildungssystem auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sieht. (…)
Kirche und Religion spielen kaum noch eine Rolle
Religion und Kirche spielen nur für eine Minderheit eine Rolle: Gerade mal 20 Prozent geben an, ohne den Glauben an einen Gott nicht glücklich sein zu können. Von allen abgefragten Institutionen ist das Vertrauen in die religiösen Institutionen am geringsten. 83 Prozent haben kein oder sehr wenig Vertrauen. Selbst unter den Gläubigen steht noch die Hälfte der Befragten den kirchlichen Institutionen misstrauisch gegenüber. (…)
Die junge Generation in Deutschland glaubt an Multi-Kulti und kann mit Nationalismus wenig anfangen
Gerade mal 3 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, die Grenzen für alle zu schließen. 33 Prozent sagen hingegen, dass die Grenzen für alle geöffnet werden sollten. Ein weiteres Drittel sagt, dass die Grenzen zwar nicht für alle, aber sehr wohl für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten geöffnet sein sollten. Das zeugt einerseits von Solidarität mit Menschen in Not, anderseits glaubt man auch selbst von Zuwanderung profitieren zu können. Denn eine große Mehrheit sieht in Zuwanderung eine Bereicherung für die kulturelle Vielfalt in Deutschland: Etwa drei von vier Befragten stimmen dem zu. 21 Prozent sehen dies hingegen nicht so.
Mit nationalistischen Bewegungen, die sich unter anderem für das Schließen der Grenzen einsetzen, kann man dementsprechend wenig anfangen: 75 Prozent glauben, dass der Nationalismus in Europa wächst und sind deshalb besorgt. (…)“
Mehr über die Jugendstudie Generation What erfährt man im Archiv der „Jugendsozialarbeit News“. Unter Wie sieht sich die junge Generation? und Jugend hat wenig Vertrauen in Institutionen hatten wir schon erste Ergebnisse vorgestellt. Der Abschlussbericht des Umfrage-Projekts Generation What? steht Ihnen in vollem Textumfang über den aufgeführten Link zur Verfügung.
Link: www.br.de/presse/inhalt/pressedossiers/generation-what/generation-what-endergebnisse-102.html
Quelle: Bayerischer Rundfunk