Im November 2020 wurde eine zweite bundesweite Online-Befragung von jungen Menschen zu ihren Erfahrungen während der Corona-Zeit durchgeführt. In einem Papier präsentiert die Universität Hildesheim erste Ergebnisse der Erhebung, an der über 7.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren teilgenommen haben. Die Studie wurde vom Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ der Universitäten Hildesheim und Frankfurt durchgeführt. Die ersten Ergebnisse der Befragung JuCo 2 zeigen eindrücklich, wie sehr sich der Lebensalltag der jungen Menschen in den unterschiedlichen Lebensbereichen durch die Corona-Pandemie verändert hat und wie sehr sich dies auf ihr Empfinden und Erleben auswirkt.
Obwohl junge Menschen sich in ihrem Freizeitverhalten stark einschränkten, Kontakte reduzierten und sich verantwortungsvoll verhielten, fanden spezifische Bedarfe von jungen Menschen bei politischen Entscheidungen 2020 kaum Berücksichtigung. Von ihnen wurde erwartet, zu funktionieren und an ihren Qualifikationen zu arbeiten, obwohl in Schulen und anderen Einrichtungen alles anders als gewohnt verlief. Viele junge Menschen fühlten sich auf eine einzige Rolle und Aufgabe reduziert und haben den Eindruck, beispielsweise nur als Schüler*in gesehen zu werden.
Im Vergleich zur JuCo 1 Studie haben sich mehr junge Menschen beteiligt, die nicht mehr zur Schule gehen (etwa 60 % der Befragten besuchen zum Zeitpunkt der Befragung nicht die Schule). 60 % der Befragten geben ihr Alter zwischen 15 und 19 Jahre an, der Altersdurchschnitt der Befragten liegt bei 19 Jahren. Wie auch in der ersten Befragung haben mit etwa zwei Dritteln vorrangig junge Frauen an der Befragung teilgenommen. Jede*r fünfte Befragte hat mindestens ein Elternteil, das nicht in Deutschland geboren ist.
Der sorgenvolle Blick in die Zukunft
Ein alarmierender Befund der Befragung ist der sorgenvolle Blick in die persönliche Zukunft. Über 45 % der Befragten stimmen der Aussage eher oder voll zu, Angst vor der Zukunft zu haben, weitere 23 % haben zum Teil Zukunftsängste. Hier sind insbesondere diejenigen betroffen, die wenig Ressourcen zur Verfügung haben, bereits vor der Pandemie eingeschränkt oder benachteiligt waren sowie diejenigen, die an einem institutionellen Übergang stehen. Es stellt sich z. B. die Frage: Was kann ich nach meinem Freiwilligendienst, Studium bzw. der Schule machen? Aber auch diejenigen, die ihren Abschluss noch nicht erreicht haben, diesen ggf. erst verzögert absolvieren können, beschäftigen die Auswirkungen finanzieller Einschränkungen.
Die Sorgen um die langfristigen Folgen der Corona Pandemie zeigen sich auch sehr gravierend in den quantitativen Daten der JuCo 2 Studie. Hier zeigt sich, dass ein Fünftel der Aussage „ich habe Angst vor meiner Zukunft“ voll zustimmt.
Jugendbeteiligung verbessern
Die Forscher*innen bemängeln, dass Jugendliche 2020 darauf warten müssten, einen sozialwissenschaftlichen Fragebogen zu erhalten, um ihre Erfahrungen und Meinungen mitzuteilen. Möglichkeiten einer breiten Jugendbeteiligung seien darum gerade jetzt auf den unterschiedlichen Ebenen zu stärken. Junge Menschen sollten in Gremien und im politischen Alltag viel stärker involviert werden und ihre Mitbestimmung auch in der Ausgestaltung der Corona-Maßnahmen in Betrieben, Schulen und Universitäten sei pro-aktiv zu fördern.
Quelle: Stiftung Universität Hildesheim