Jede zweite Fachkraft besitzt keine formale Berufsausbildung

Jede zweite Fachkraft arbeitet einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge ohne formalen Ausbildungsabschluss. Selbst in den ausbildungsstarken Branchen Handwerk und Handel sei bereits jede zehnte Fachkraftstelle von Mitarbeitern ohne Fachausbildung besetzt. Auf ihren Stellen leisteten Mitarbeiter ohne die formale Ausbildung häufig die gleiche Arbeit wie die entsprechend qualifizierten Kollegen. Sie machen den fehlenden Abschluss durch Lernbereitschaft und Erfahrung wett. Jedoch verdienen sie deutlich weniger als ihre qualifizierten Kollegen.

Für den gleichen Job weniger Lohn

Rund 21 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten auf Stellen, für die sie nicht die erforderliche formale Qualifikation mitbringen. Sie sind „formal unterqualifiziert“. So übernimmt mehr als jeder zweite Arbeitnehmer ohne Ausbildungsabschluss (54 Prozent) Tätigkeiten von gelernten Fachkräften. Die Personen erlernen das dafür Notwendige direkt bei der Arbeit oder, indem sie sich ohne formalen Abschluss weiterbilden.

Für den Geldbeutel der betroffenen Arbeitnehmer hat dies unmittelbare Konsequenzen: Wer ohne den entsprechenden Abschluss auf einem höheren Posten arbeitet, verdient zwar mehr als Gleichqualifizierte. Im Vergleich zu den Kollegen, die den gleichen Job und dabei den erforderlichen Abschluss haben, landen bei ihnen aber 7 bis 11 Prozent weniger in der Lohntüte.

So verdient eine ungelernte Fachkraft zum Beispiel durchschnittlich 9 Prozent weniger als ihre Kollegen mit Ausbildungsabschluss.

Neue Anerkennungskultur notwendig

Unterqualifizierte profitieren auf dem Arbeitsmarkt nur dann von ihren Fähigkeiten, wenn sie auch formal anerkannt werden. Anerkennungs- und Qualifizierungsverfahren sollten deshalb an beruflichen Tätigkeitsfeldern z.B. in Form von Ausbildungsbausteinen ansetzen. Bereits bestehende Fähigkeiten können so leichter erfasst und ergänzt werden – möglichst mit dem Ziel eines Vollabschlusses.

Damit würde man den Sorgen der Betroffenen Rechnung tragen, denn sie sorgen sich mehr als ihre passend qualifizierten Kollegen darum, keine zumindest gleichwertige Stelle bei einem neuen Arbeitgeber zu finden. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass sie sich beim Arbeitsplatzwechsel sogar verschlechtern – wodurch ihre Fähigkeiten ungenutzt blieben.

Studie bestellen oder runter laden: www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/ungelernte-fachkraefte-1/

Mehr Informationen zum Thema lesen: www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2018/januar/jeder-zweite-arbeitnehmer-ohne-ausbildungsabschluss-arbeitet-als-fachkraft/

Quelle: Bertelsmann Stiftung; epd

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