Gruppendruck auf Ausstiegswillige der „rechten Szene“

Prominente Aussteiger_innen, die in der medialen Öffentlichkeit über ihre Zugehörigkeit zu und ihren Ausstieg aus rechtsextremen Gruppen sprechen, berichten sehr häufig über den psychischen und sozialen Druck, den sie während ihrer Mitgliedschaft erlebt haben. Der soziale Druck wird insbesondere evident und ausgeübt, wenn Mitglieder sich von den Gruppen wegbewegen oder gar den Ausstieg aus ihnen versuchen und eventuell vollziehen. Allerdings gibt es so gut wie keine theoretischen, empirischen und praxisnahen Analysen dieser Druckprozesse. Das ändert eine umfassende empirische Untersuchung zur Ausübung von Gruppendruck und Beeinflussungen auf Ausstiegswillige aus rechtsextremen Gruppen. Das Bundeskriminalamt hat die Analysen der Interviews, die 2015 und 2016 deutschlandweit mit Aussteigenden, Ausgestiegenen und Expert_innen professioneller Ausstiegsprogramme geführt wurden, veröffentlicht. Die Leitung der Studie wurde durch das Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld und hier Prof. Dr. Andreas Zick realisiert. Denis van de Wetering koordinierte die einzelnen Projektabschnitte und Analysen.

Einblicke in die Strukturen und Dynamiken rechtsextremer Sozialformen

Vor dem Hintergrund eines komplexen Gefüges gruppenspezifischer, individueller und kontextueller Faktoren verdeutlicht das dokumentierte Forschungsprojekt, wie rechtsextreme Gruppen Zugehörige und Mitglieder beeinflussen und Druck ausüben, um Ausstiegsversuche zu verhindern. Zentral ist in diesem Zusammenhang die Frage, wie und unter welchen soziologischen und sozialpsychologischen Umständen Beeinflussungsversuche und Momente der Druckausübung eine ausstiegshemmende Wirkung entfalten können.

Die Publikation im Rahmen der BKA-Publikationsreihe „Polizei + Forschung“ will hilfreiche Anstöße zur praktischen Ausgestaltung von Ausstiegsprozessen und besonders auch für die polizeiliche Prävention geben. Darüber hinaus bieten die vielfältigen Teilbefunde Anknüpfungspunkte für weitergehende Forschungsaktivitäten.

Die Publikation kann als pdf kostenfrei heruntergeladen werden.

Quelle: Institut für Kriminologie; Universität Tübingen; Bundeskriminalamt

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