DOKUMENTATION DES EXPERTENWORKSHOPS LIEFERT WERTVOLLE ERKENNTNISSE
„Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt erscheint widersprüchlich: Durch den demografischen Wandel und den immer spürbareren Fachkräftemangel steigt die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen. Gleichzeitig können viele Jugendliche, die keine Top-Voraussetzungen mitbringen, ihren Wunsch nach einer betrieblichen Ausbildung nicht realisieren.
Zwischen den Bedarfen der Betriebe und den Voraussetzungen Jugendlicher kann das neue Konzept der „assistierten Ausbildung“ eine Brücke bilden. Die Idee besteht darin, dass Bildungsträger eine neue Rolle übernehmen: Sie werden zum Dienstleister sowohl für den Betrieb als auch für die Auszubildenden.
Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit, unter Federführung der BAG KJS, hat diese Idee in Kooperation mit dem Good Practice Center (GPC) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aufgegriffen. In einem Expertenworkshop wurden Umsetzungsmöglichkeiten der „assistierten Ausbildung“ mit Bildungsträgern, Verbänden, Wirtschaft, Stiftungen, Politik und Verwaltung diskutiert.
Neue Unterstützungsstrukturen
Als Vorteil für benachteiligte oder beeinträchtgte Jugendliche werden die zuverlässigen Unterstützungsstrukturen angesehen. Diese beginnen schon vor der Ausbildung und können deren gesamte Dauer absichern. Die Betriebe profitieren dabei von einer Hilfe bei der Bewerberauswahl und der Ausbildungsorganisation. Sie werden qualifiziert für den pädagogischen Umgang mit unterstützungsbedürftigen Jugendlichen und können nach Bedarf auf Beratung und Begleitung zurückgreifen. Die Jugendlichen wiederum bereiten sich mit der Assistenz eines Bildungsträgers gezielt auf ihren Ausbildungsberuf und den Betrieb vor und erhalten während der Ausbildung die individuell erforderliche Unterstützung.
Vorgestellte Projekte
Auf dem Expertenworkshop „Gemeinsam Zukunftschancen sichern – neue Formen kooperativer Ausbildung“ des GPC und des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit präsentierten sich Projekte, die die gemeinsame Grundidee einer „assistierten Ausbildung“ mit unterschiedlichen Schwerpunkten umsetzen:
##Im Wuppermann Bildungswerk in Leverkusen orientiert sich die „Auftragsausbildung“ am betrieblichen Interesse. Im Auftrag der regionalen Metall- und Elektrounternehmen übernimmt die GmbH teilweise oder ganz die Ausbildung, die individuell und flexibel gestaltet werden kann.
##Das Projekt „Erfolgreich gemeinsam ausbilden (Efa)“ hat die Verbreitung und Verstetigung der assistierten Ausbildung zum Ziel. Es fußt auf der Erkenntnis, dass ausbildungsbegleitende Hilfen sich häufig auf Förderunterricht beschränken und nicht ausreichen, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Efa dagegen setzt auf ein individuelles und flexibles Dienstleistungsprogramm, das Jugendliche vor der Ausbildung und während des ersten Ausbildungsjahres begleitet, aber auch Betriebe in Form von Konfliktmanagement und Beratungsangeboten unterstützt.
##Auch in der BIBB-Modellversuchsreihe „Neue Wege in die duale Ausbildung – Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung“ werden „assistierte Ausbildungen“ erprobt, zum Beispiel beim Bildungsdienstleister „Zukunftsbau“ in Berlin sowie im Modellversuch „AnHand“ in der Region Aachen. Hier werden Jugendliche und Kooperationsunternehmen auf eine Ausbildung vorbereitet und während des Ausbildungsverhältnisses kontinuierlich begleitet.
Auftakt für die weitere bildungspolitische Debatte
Der Expertenworkshop bildete den Auftakt, die „assistierte Ausbildung“ stärker in die berufsbildungspolitische Diskussion einzubringen und zu ihrer Verbreitung in der Praxis beizutragen.
Die aktuell veröffentlichte Gesamtdokumentation bietet einen guten Einblick in die Diskussionsverläufe und Spezifika der vorgestellten Projekte.“
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Quelle: GPC im BIBB; Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit; BAG KJS