Das systematische Wissen über die Lebenslagen von geflüchteten Frauen, Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist beschränkt. Das Forschungsprojekt „Geflüchtete Frauen und Familien“ des IAB untersucht deswegen die besonderen Umstände der Flucht und der Integration von geflüchteten Frauen und Familien. Die Forscher*innen Herbert Brücker, Lidwina Gundacker und Dorina Kalkum stellen im IAB-Forschungsbericht als zentralen Befund heraus, dass Frauen mehrheitlich Deutschland gemeinsam mit ihren Familien erreichen, während über die Hälfte der Männer zunächst alleine kommen. Frauen und Kinder fliehen im Gegensatz zu Männern in der Regel im Familienverband oder folgen Männern auf sichereren Routen nach. Die Forscher*innen stellen in der sozialen sowie ökonomischen Integration deutliche Unterschiede zwischen geflüchteten Frauen und Männern fest. Sie führen dies einerseits auf die geringere Berufserfahrung und die erhöhten gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Frauen zurück, andererseits lebten Frauen öfter als Männer mit Familie in Deutschland, für die mehrheitlich sie die Versorgung übernähmen. Obwohl sich die Bildungsabschlüsse von Frauen besonders im oberen Bildungssegment nur wenig von Männern unterschieden, gingen sie bedeutend seltener einer Erwerbstätigkeit nach als Männer. Dies zeige sich besonders ausgeprägt zu Beginn des Integrationsprozesses, aber auch bei einer Aufenthaltsdauer von vier Jahren sei das Gendergefälle immer noch hoch. Außerdem stellten die Forscher*innen fest, dass geflüchtete Frauen stärker als Männer von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, insbesondere Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit betroffen sind. Das könne langfristige Folgen für die wirtschaftliche und soziale Integration haben.
Quell: IAB