Josefstag 2016

Der nächste bundesweite Josefstag steht vor der Tür. Er findet am 18./19. März 2016 statt. Träger des jährlichen dezentralen Aktionstages sind der BDKJ, die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz und die BAG KJS. Der diesjährige Josefstag steht unter dem Motto „Faire Arbeit – Jugend braucht Perspektive“. Damit setzt sich Jugendverbandsarbeit und Jugendsozialarbeit in katholischer Trägerschaft für faire Arbeitsbedingungen sowohl für benachteiligte junge Menschen als auch für die Fachkräfte ein. Einen Überblick über die Veranstaltungen bietet die Aktionskarte unter www.josefstag.de

Das thematische Anliegen des Josefstages, insbesondere unter ethischen und politischen Gesichtspunkten, beschreibt der Sprechzettel:

„Ethische Grundlagen/Positionen der Katholischen Kirche

In Hinblick auf die Frage danach, was faire Arbeit ist, kann die Katholische Soziallehre als Kompass und Koordinatenkreuz für den ethischen Diskurs dienen. Ihr Leitmaßstab ist die Würde des arbeitenden Menschen als Quelle, Maßstab und Ziel einer guten Wirtschaft. (…)

In der gegenwärtigen Arbeitsgesellschaft, erfüllt die Arbeit über die Sicherung des Lebensunterhaltes hinaus auch noch andere Funktionen: Gesellschaftliche Integration, Anerkennung und soziale Sicherheit. Dementsprechend beinhaltet das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe nicht nur ein Recht auf Arbeitsmöglichkeit sondern darüber hinaus auch einen Anspruch auf einen geeigneten Job und faire Arbeitsbedingungen.
„Die Arbeit ist ein allgemeines Gut, das allen, die arbeitsfähig sind, zur Verfügung stehen muss“ (Nr. 288) heißt es im Kompendium der Soziallehre (Nr. 288). Vollbeschäftigung wird somit zum Pflichtziel für jede, auf Gerechtigkeit und Gemeinwohl ausgerichtete wirtschaftliche Ordnung.

Zur Umsetzung des Rechts auf Arbeit ist auch eine aktive Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik des Staates notwendig. Der Staat kann über direkte Förderung von gesellschaftlich notwendiger, aber nicht marktförmig gestaltbarer Arbeit einen zweiten Arbeitsmarkt etablieren, der als Durchgangsstadium auf dem Weg zum ersten Arbeitsmarkt dient. Für nicht mehr integrierbare, aber noch erwerbsfähige Personen muss die Möglichkeit bestehen, einen dauerhaft subventionierten „dritten“ Arbeitsmarkt einzurichten. (…)

Gute und menschenwürdige Arbeitsbedingungen

  • Arbeit wird in der Katholischen Soziallehre als Quelle und Ausdruck von Würde und Selbstentfaltung angesehen. Diese Würde der Arbeitnehmerin und des Arbeitnehmers hat Vorrang bei der Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen und ist unter allen Umständen zu achten. Personen dürfen demnach nicht als Nutzobjekte angesehen werden, die flexibel an Markterfordernisse angepasst werden müssen. (…)
  • Sicherheit am Arbeitsplatz: Jeder Mensch hat das Recht unter menschenwürdigen Bedingungen zu arbeiten. Dazu zählt die Arbeit ohne physischen Zwang oder Ausbeutung und das Recht auf Sicherheit am Arbeitsplatz.
  • Ruhezeiten: Arbeits- und Ruhezeiten müssen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen, so ist beispielsweise das Recht auf arbeitsfreie Sonntage und Erholungsurlaub zu achten.
  • Unbefristete Verträge: Die Sicherheit vor dem Verlust des Arbeitsplatzes wird als wesentliches Grundbedürfnis der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschrieben. Ein sicheres und unbefristetes Arbeitsverhältnis bietet sowohl die Sicherung der materiellen Lebensgrundlage, wie auch soziale Kontakte, Weiterentwicklung und gesellschaftliche Anerkennung. Erst so bildet die Arbeit eine Grundlage für den Aufbau eines Familienlebens, welches Recht und Berufung des Menschen ist. Wachsende Unsicherheit hingegen erschwert es, einen längerfristigen, halbwegs realistischen Lebensplan zu entwickeln.
  • Partizipation: Zur Schaffung menschenwürdiger Bedingungen gehört auch, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsumfeld selber mitgestalten können. Somit muss die Gründung von Betriebsräten und Zulassung von Gewerkschaften möglich sein, ohne die organisierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu benachteiligen.
  • Um Bedingungen für gute Arbeit zu realisieren, ruft die Kirche den Staat, die Unternehmen und die Gewerkschaften zu neuen Formen des Handelns auf. Von den Gewerkschaften fordert sie beispielsweise, dass diese ihren Aktionsradius auch auf „Arbeiter mit atypischen oder mit Teilzeitverträgen“ ausdehnen sowie auf Menschen ohne Beschäftigung, auf Einwanderer und Saisonarbeiter. (…)

Flüchtlinge und Faire Arbeit – Position der katholischen Jugendsozialarbeit

  • (…) Der kommunale Alltag in der Flüchtlingsarbeit konzentriert sich aktuell notgedrungen in erster Linie auf die menschenwürdige Unterbringung und die dazugehörigen ersten Hilfestellungen. Gleichzeitig muss für junge Flüchtlinge – unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Status – aber auch der Zugang zu Bildung und Ausbildung verbessert werden; dies ist eine wesentliche Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland, ihrem Herkunftsland oder einem Drittland. (…)
  • Wichtige Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen eröffnen jungen Flüchtlingen Perspektiven und bringen für die Jugendsozialarbeit neue Aufgaben und Herausforderungen mit sich. Dies kann z. B. der erleichterte Zugang zu Praktika sein, die der Berufsorientierung dienen, oder auch die Klarstellung, dass die Berufsausbildung ein wichtiger persönlicher Grund im Sinne des § 60 a Aufenthaltsgesetz sein und deshalb eine Duldung für die gesamte Dauer der Ausbildung ausgestellt werden kann. Langfristig von Bedeutung sind vor allem neue Ansätze in der Arbeit mit jungen Flüchtlingen, die auf einen besseren Zugang zu Spracherwerb, Schule, Berufsschule und Ausbildung zielen. (…)
  • Der überwiegende Teil der jungen Flüchtlinge ist männlich. Gerade deswegen ist es wichtig, junge begleitete und unbegleitete weibliche Flüchtlinge nicht aus dem Blick zu verlieren und spezifische Unterstützungsangebote für sie zu schaffen.
  • Die Jugendsozialarbeit bringt sich beim Aufbau kommunaler Netzwerke und bei der Entwicklung und Umsetzung von passenden Konzepten ein.
  • Dazu erforderlich ist eine enge Verzahnung der Jugendsozialarbeit vor Ort, von Verbänden, Kirche und Politik sowie von Landes- und Bundesebene notwendig. (…)“

Quelle: BDKJ

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