Berufseinstiegsbegleitung – Unterstützung individueller Wege in den Beruf

Auszüge aus der Expertise „Berufseinstiegsbegleitung“ von Charlotte Straif im Auftrag des Good Practice Center:
“ … Ergebnisse und Empfehlungen
… Das neue Förderinstrument Berufseinstiegsbegleitung stieß bei seiner Einführung überwiegend auf Zustimmung in der Fachöffentlichkeit, bei den beteiligten Schulen bzw. bei Akteuren im Übergangssektor und der Benachteiligtenförderung.

Vielerorts war der Start 2009 nicht einfach für die Beteiligten. Schwierigkeiten entstanden u. a. durch die schnelle Implementierung, einen ungünstigen Startzeitpunkt sowie viele ungeklärte Fragen. Probleme in der Zusammenarbeit mit Schulen entstanden z. B. durch unterschiedliche Auffassungen über die Aufgaben der Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter.

Die Stellenbesetzung erwies sich häufig als schwierig. Die Vorgabe, dass bei mehr als einer Berufseinstiegsbegleiterin/einem Berufseinstiegsbegleiter in einem Los mindestens 25 % auf die unterschiedlichen Professionen (Sozialpädagoge/Sozialpädagogin, Diplompädagoge/Diplompädagogin, Meister/Meisterin, Techniker/Technikerin, Fachwirt/Fachwirtin) entfallen muss, lässt kaum Spielräume für Träger wie für Arbeitsagenturen, Stellen mit qualifizierten und geeigneten Personen zu besetzen. Um den Anforderungen der Zielgruppe gerecht zu werden, wird stattdessen von Trägern und Arbeitsagenturen die Möglichkeit gefordert, gezielt Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund einstellen zu können. …

Unklarheiten bestanden auch in Bezug auf die Einbindung des Programms in vorhandene Strukturen: „Die Schulen waren in den Auswahlprozess nicht eingebunden und häufig völlig überrascht vom �Auftauchen’ eines weiteren Trägers mit einem neuen Programm. Es war zum Teil ein mühsamer Prozess, den Schulen die Funktion der Berufseinstiegsbegleitung und die neuen Möglichkeiten, die damit verbunden sind in Abgrenzung zu anderen ähnlichen Projekten … zu verdeutlichen.“ (Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit) …

In der Praxis zeigten sich Brüche zwischen dem Anspruch der Berufseinstiegsbegleitung, in Förderketten und regionale Bezüge einbezogen zu sein, und der Realität. Anders als geplant fanden sich auch für diese Expertise wenige Beispiele, in denen eine gelungene
Berufseinstiegsbegleitung in ein regionales Übergangsmanagement eingebunden war. …

Entwicklungsbedarf zeigt sich auch in Bezug auf die Kooperation der Berufseinstiegsbegleitung mit Patenprojekten. Im Hinblick auf die von der Bundesagentur hierzu geforderten Qualitätsanforderungen werden aus den Berichten der Fachkräfte mehrere Schwachstellen deutlich: Zunächst existieren längst nicht an allen Standorten Patenprojekte – hier stellt sich die Frage, wer die Initiative für die Gründung und den Aufbau solcher Strukturen übernimmt. Wo Ehrenamtliche vorhanden sind und sich bereit erklärt haben, die Jugendlichen zu betreuen, stellt diese Aufgabe hohe Anforderungen an Kompetenzen der Begleitenden. Die z. B. vom Patenatlas geforderte Qualifizierung und professionelle Begleitung der Ehrenamtlichen ist in der Regel nicht ausreichend gewährleistet.

Trotz der genannten Probleme gelang es in den zwei Jahren Umsetzungspraxis, konstruktive Zusammenarbeit aufzubauen. Vielerorts wurden pragmatische oder auch kreative Lösungen gefunden, die Berufseinstiegsbegleitung hat sich weitgehend an den Schulen etabliert. …

Evaluationsergebnisse des ersten Zwischenberichts


In der Studie wird von einem „partiellen Abweichen von der Zielgruppenorientierung“ gesprochen, das darin besteht, die Besseren zu fördern zuungunsten der Jugendlichen, die die Hilfen am nötigsten bräuchten. Kriterien für die Auswahl der Schülerinnen und Schüler für die Berufseinstiegsbegleitung waren neben schlechten Schulnoten ein schwieriger familiärer Hintergrund (mangelnde elterliche Unterstützung), aber auch ein regelmäßiger Schulbesuch und eine „Restmotivation“ für die Teilnahme. Da knapp 50 % der geförderten Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben, kann man davon ausgehen, dass das Ziel, vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund teilhaben zu lassen, erreicht ist.
Bundesweit besuchen 21 % der in die Berufseinstiegsbegleitung aufgenommenen Jugendlichen die Förderschule. …

Als positiver Aspekt wird der große Handlungsspielraum hervorgehoben, aber gleichzeitig wird das Nebeneinander unterschiedlicher Zuständigkeiten im gleichen Handlungsfeld kritisiert und eine angemessene Unterstützung durch ihre Träger vermisst. Aufgrund untertariflicher Bezahlung, die nicht selten das Resultat einer Konkurrenz zwischen den Trägern bei einer Ausschreibung ist, und schwieriger unbeeinflussbarer Rahmenbedingungen ist eine hohe Fluktuation unter den Fachkräften zu verzeichnen (33 % Abgangsrate vom Beginn der Berufseinstiegsbegleitung bis Ende 2009).

In der Evaluation wird auf die Gefahr eines situationsbezogenen Ansatzes und der Einordnung der Berufseinstiegsbegleitung als schulbezogene Maßnahme anstelle der Förderung von Übergängen in Berufsausbildung hingewiesen. Konzepte seien zwar für die Ausschreibung erstellt worden, würden aber in der Praxis von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wenig umgesetzt. …

Weiterentwicklung und Empfehlungen
Aus den Aussagen der Praktiker und Praktikerinnen sowie aus dem Zwischenbericht geht hervor, dass es einer Verständigung über ein Konzept bzw. Qualitätskriterien für die Berufseinstiegsbegleitung bedarf. …

Die Empfehlungen können jeweils von unterschiedlichen Akteuren umgesetzt und gesteuert werden: von den Berufseinstiegsbegleitungen und ihren Trägern, von den Schulen und Schulämtern, vom RÜM oder von der Bundesagentur für Arbeit.

## Erarbeitung eines pädagogischen Konzepts für die
Berufseinstiegsbegleitung

Berufseinstiegsbegleitung braucht eine konzeptionelle Grundlage, die Berufseinstiegsbegleitern und -begleiterinnen eine fachliche Orientierung bietet, ihr Profil in Abgrenzung von anderen Akteuren beschreibt und eine Grundlage fundierter Zusammenarbeit bildet.
Ein solches Konzept sollte mindestens folgende Aspekte umfassen:

Verständnis von Berufsorientierung …

Aufgabenspektrum …

Berufliches Selbstverständnis …

Handlungsansätze …

Anforderungsprofil …
## Einbindung der BerEb

Schulen sollten in einem transparenten Verfahren anhand nachvollziehbarer Kriterien ausgewählt werden. Voraussetzung sollte die Bereitschaft von Schulen sein, zu kooperieren und die professionelle Unterstützung beim Bemühen um Integration der abgehenden
Schüler/Schülerinnen in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt anzunehmen. Die jeweilige Schule sollte verpflichtet werden, notwendige Rahmenbedingungen für die Berufseinstiegsbegleitung zu gewährleisten (Räume, Infrastruktur, inhaltliche Bezüge in der Schule). Die Schule sollte ein Konzept zur Einbindung der Berufseinstiegsbegleitung vorlegen (Informationswege, Kooperationsformen, ggf. Weisungsbefugnisse etc.).
## Einbindung der BerEb in ein Berufsorientierungskonzept

Die Berufseinstiegsbegleitung ist Teil eines Gesamtkonzeptes zur Berufsorientierung, das an jeder Schule entwickelt werden soll. Von allen beteiligten Akteuren werden darin gemeinsam
Ziele, Zielgruppen, Schwerpunkte, Aufgaben, Akteure und Verfahren definiert sowie die Abfolge von Bausteinen der Berufsorientierung geplant. Berufsorientierung wird darin verstanden als eine kooperative Aufgabe von allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen, Eltern, Betrieben, Arbeitsagenturen, Jugendsozialarbeit und weiteren Einrichtungen, Institutionen und Personen. Feste Kommunikations- und
Austauschroutinen sollten vereinbart werden.
## Einbindung der BerEb

Die Berufseinstiegsbegleitung muss hinreichend informiert sein über das gesamte Übergangssystem mit seinen spezifischen Angeboten und Unterstützungsmöglichkeiten in der Region. Darüber hinaus kennt sie Unternehmen und Betriebe, die in der Region ausbilden und ist ausreichend mit Kammern und der Wirtschaftsförderung vernetzt. …
## Kooperation mit der Schulsozialarbeit

Die Berufseinstiegsbegleitung arbeitet eng mit den Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern zusammen, sofern Schulsozialarbeit an der jeweiligen Schule installiert ist. …
## Sicherung von Qualifikation und Kontinuität

Es sollte gewährleistet sein, dass die Träger ausreichend qualifiziertes Personal im Sinne des Anforderungsprofils einsetzen und dass sie in Kooperation mit dem RÜM und anderen Akteuren Weiterbildungs- und Austauschmöglichkeiten anbieten. Diese Weiterbildung erfolgt aufgrund individueller Bedarfe und Vorqualifikationen. Personelle Kontinuität ist äußerst wichtig für den Aufbau von Beziehungen und Netzwerken, die von Verlässlichkeit leben. Aus diesem Grund sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine dauerhafte Beschäftigung für die Fachkraft attraktiv machen und von Seiten der Anstellungsträger gewährleisten. …
## Strukturen für Qualifizierung, Austausch und Transfer

Berufseinstiegsbegleitung als neues Aufgabenfeld, in dem einzelne Personen ergänzend im System Schule eingesetzt sind, bedarf einer überregionalen Struktur, die die Qualifizierung, den Erfahrungsaustausch und den Transfer von Konzepten und Ergebnissen gewährleistet. Dazu müssen Tagungen, Workshops und Fortbildungen verstetigt und intensiviert werden. … „ Die Expertise in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang oder aufgeführtem Link.

http://www.good-practice.de/expertise_berufseinstiegsbegleitung_web.pdf

Quelle: GPC

Dokumente: expertise_berufseinstiegsbegleitung_web.pdf

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