European Youth Work Agenda als Chance nutzen

Die European Youth Work Agenda bietet einen strategischen Rahmen für die Weiterentwicklung und Stärkung der Jugendarbeit in Europa. Dieser Rahmen ist dringend notwendig, denn junge Menschen stehen europaweit vor Herausforderungen. Sie benötigen konkrete Unterstützung durch hochwertige und gesellschaftlich besser anerkannte Kinder- und Jugend(sozial)arbeit, um diese Herausforderungen bewältigen und gestalten zu können. 

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ hält die European Youth Work Agenda für eine Chance zur Stärkung von Youth Work in Deutschland und Europa: „Sie kann Rückenwind für die bereits stattfindenden Aktivitäten in allen Bereichen des Arbeitsfeldes bedeuten und neue Impulse geben. Sie kann die unternommenen Anstrengungen sichtbarer machen und damit Anerkennung fördern, aber auch Leerstellen aufzeigen, an denen nicht nur Engagement durch einzelne Initiativen gefragt ist, sondern eine Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen durch Politik und Verwaltung. Jedoch wird diese Chance, die die European Youth Work Agenda bietet, bislang in Deutschland kaum als Chance begriffen und nur unzureichend genutzt“ heißt es im Diskussionspapier des AGJ-Vorstandes. 

Jugendarbeit steht in ganz Europa unter Druck 

Die Agenda wurde mehr als zehn Jahre entwickelt und im Jahr 2020 fertiggestellt. Mit dem Bonn-Prozess wird seitdem die Umsetzung begleitet. Youth Work hat in den europäischen Staaten teils unterschiedliche Bedeutung, in Deutschland sind strukturell weitestgehend die Arbeitsfelder Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit nach §§11-13 SGB VIII gemeint. Und doch gibt es eine große Gemeinsamkeit: Youth Work steht in vielen europäischen Ländern u. a. durch Fachkräftemangel und chronische Unterfinanzierung der Strukturen unter Druck. Dieser Druck hat sich durch die Pandemie, die Einschränkungen zivilgesellschaftlicher Räume in einigen Ländern, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Energiekrise erhöht.  

Die AGJ konstatiert: „Überall in Europa sind junge Menschen mit demografisch ungerechten Mehrheitsverhältnissen konfrontiert, weil sie gegenüber den älteren Bevölkerungsgruppen deutlich in der Unterzahl sind. Gleichzeitig sehen sie sich enormen Unwägbarkeiten, Veränderungen und Herausforderungen gegenüber, etwa bezüglich der Themen Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, digitaler Wandel, Krieg, Energiekrise und Corona-Pandemie. Diese Herausforderungen sind nicht ausschließlich in nationalen Kontexten zu bewältigen, sondern sind transnationaler Natur. Vor dem Hintergrund des grenzüberschreitenden Charakters der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Aufwachsens ist es richtig und wichtig, Gemeinsamkeiten zu unterstreichen und jungen Menschen auf europäischer Ebene durch die European Youth Work Agenda Gehör zu verschaffen – Youth Work in Deutschland wirkt in diesem Sinne europäisch. Derzeit wird die Chance der European Youth Work Agenda, das Arbeitsfeld Youth Work und auch die Interessenvertretung junger Menschen zu stärken, in Deutschland jedoch kaum wahrgenommen“. 

Debatte über Vorschläge notwendig 

Im Diskussionspapier werden Vorschläge unterbreitet, die Youth Work Agenda stärker zu nutzen: Sie sollte zum Beispiel als Bottom-up-Prozess stärker von den Bedürfnissen und Interessen der Youth Worker*innen auf der kommunalen Ebene ausgehen und sich an den aktuellen Themen des Arbeitsfeldes orientieren. Die Jugendministerien aus Bund und Ländern sollten stärker im Sinne der Agenda zusammenwirken. Alle beteiligten Akteure sollten ihre Verantwortung erkennen – auch die Jugendarbeit selbst, etwa durch Austausch und Wissenstransfer. Sinnvoll wäre, die European Youth Work Agenda in eine politische Strategie – etwa die Jugendstrategien der Bundesregierung und der Länder – einzubetten. 

Die AGJ versteht das Diskussionspapier vor allem als Möglichkeit, die European Youth Work Agenda einer breiten Fachöffentlichkeit in Deutschland bekannter und auf die damit verbundene Chance für die deutsche Kinder- und Jugendhilfe aufmerksam zu machen.

Wer sich am Diskurs beteiligen will, findet das Papier hier.
 

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ 

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