Armut in Deutschland ist häufig unsichtbar und insbesondere die Situation junger Menschen, die von Armut bedroht sind, findet selten Eingang in die Tagespolitik oder die mediale Berichterstattung im Fernsehen oder in der Zeitung. Mehrere TV-Dokumentationen und TV-Magazinbeiträge haben sich in den vergangenen Wochen jedoch dieser Thematik angenommen und erzählen die vielfältigen Geschichten von Jugendlichen, die aufgrund der Ausbildungssituation, des Wohnraummangels oder fehlender Inklusionsbemühungen akut armutsgefährdet oder arm sind.
In der ARD-Reihe „Echtes Leben“ ist zurzeit eine 30-minütige Dokumentation unter dem Titel „Keine Kohle, keine Klassenfahrt, keine Chance?“ zu sehen, in der Jugendliche und ihre Eltern davon berichten, was es bedeutet, nicht an alltäglichen Aktivitäten teilhaben zu können. Krankheit, Jobverlust oder Trennung – insbesondere für alleinerziehende Mütter ist die Armutsgefahr besonders hoch und damit auch die Situation ihrer Kinder massiv beeinträchtigt. Weshalb Jugendarmut mit besonders viel Scham behaftet ist, erzählt die 15-jährige Kilia: Sie ist auf kostenlose Angebote der Freizeitgestaltung angewiesen und schämt sich dafür, vermutlich nicht mit auf die Klassenfahrt ihrer Schule fahren zu können. Unter anderem kommt der Rapper und Streetworker Matondo zu Wort, der selbst in Berlin-Neukölln in prekarisierten Verhältnissen aufgewachsen ist und seine Erfahrungen und Gedanken in Rap-Texten verarbeitet. Um andere benachteiligte junge Menschen zu stärken und mit ihnen Perspektiven zu entwickeln, veranstaltet er regelmäßig HipHop-Workshops.
Auch im jungen Doku-Format „Respekt“ des Bayerischen Rundfunks fragt sich die Reporterin Christina Wolf unter dem Titel „Jung, arm, vergessen? Was Jugendarmut so ungerecht macht“, wie Jugendliche und junge Erwachsene in einem so reichen Land wie Deutschland in Armut leben können und wie Armut überhaupt definiert wird. Sie besucht u.a. zwei Münchener Streetworker*innen, die sich um junge Menschen in Not kümmern und davon berichten, wie sie ganz praktisch arbeiten und warum Jugendarmut als gesellschaftliches Tabu verhandelt wird. Die Doku erläutert anhand von Zahlen und Fakten, wie die BAG KJS sie auch in ihrem Monitor Jugendarmut aufführt, welche Faktoren dafür entscheidend sind, ob ein junger Mensch gesellschaftliche Teilhabe erreichen kann. Hervorzuheben ist zudem die Auseinandersetzung mit der besonderen Armutsgefährdung von Careleavern; die Reporterin Christina Wolf besucht eine junge Careleaverin, die ihre Erfahrungen zum Übergang zwischen stationärer Jugendhilfe und Eigenständigkeit in der Ausbildung teilt.
Quelle: BAG KJS