Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt eine erhebliche digitale Kluft zwischen Empfänger*innen von Grundsicherung und der Gesamtbevölkerung. Während nur 1 Prozent der Gesamtbevölkerung keinen Internetzugang hat, sind es bei Bezieher*innen von Grundsicherung 7 Prozent. Besonders betroffen sind ältere und gering gebildete Menschen, aber auch junge Erwachsene stehen vor speziellen Herausforderungen. Viele nutzen das Internet ausschließlich über Smartphones.
Digitale Angebote der Arbeitsmarktintegration müssen dem Prinzip „Mobile first“ folgen
Die Studie betont, dass junge Leistungsbezieher*innen häufiger ausschließlich Smartphones für den Internetzugang nutzen. Bei den jungen Erwachsenen unter 30 Jahren verwenden 32 Prozent nur mobile Endgeräte. Diese Gruppe nutzt das Internet intensiv zur Informationssuche (88 Prozent) und Weiterbildung (61 Prozent). Dies zeigt die Notwendigkeit, digitale Dienstleistungen an mobile Endgeräte anzupassen, um die Chancen dieser jungen Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Digitale Angebote der Jobcenter müssten daher so gestaltet sein, dass sie auch auf Smartphones mit kleinen Bildschirmen und Tastaturen funktionieren.
Die IAB-Forscher*innen weisen explizit darauf hin, dass Personen, die lediglich über mobile Endgeräte wie ein Smartphone oder Tablet, aber nicht über ein Laptop oder einen PC verfügen, nicht nur der wichtige Zugang zu professioneller Software fehlt, sondern unter Umständen auch vielfach vorausgesetzte Fähigkeiten der Bedienung von Textverarbeitungs- oder Kalkulationsprogrammen. Diese Kenntnisse würden zwar nicht für alle Berufe benötigt. Ihr Fehlen schränke jedoch die Vermittlungsfähigkeit ein.
Digitale Armut vermeiden
Die digitale Kluft hatte die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. bereits im Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2022“ ausführlich behandelt. Haushalts-Einkommen und digitale Kompetenzen korrelieren – auch schon bei Kindern und Jugendlichen. In einer zunehmend digital durchdrungenen Welt kann dies gleiche Teilhabechancen erschweren. Die Lücke öffnet sich bereits bei der Grundausstattung und bei Grundkenntnissen. Der Digitalisierungsindex[1] in Haushalten mit Monats-Netto-Einkommen von 1.000, – Euro lag bei 53 Prozent. In Haushalten mit Einkommen von 4.000, – Euro und mehr lag der Index hingegen bei 72 Prozent.
Auch die Studie des IAB bestätigt, dass die digitale Kluft nicht nur ein technisches, sondern auch ein soziales Problem ist, das unterschiedliche Bevölkerungsgruppen unterschiedlich betrifft. Für junge arbeitslose Menschen ist es besonders wichtig, dass digitale Angebote ihre mobilen Nutzungsmöglichkeiten berücksichtigen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Offline-Angebote bleiben dennoch wichtig, besonders für ältere oder Personen mit formal niedrigem Bildungsstand.
Quelle: IAB; epd; BAG KJS
[1] Der Digitalisierungsindex in Haushalten misst den Grad der digitalen Ausstattung und Nutzung in privaten Haushalten. Er berücksichtigt Faktoren wie den Zugang zu Internetverbindungen, die Verfügbarkeit digitaler Geräte (z. B. PCs, Laptops, Smartphones), die Nutzung digitaler Dienste und die digitalen Fähigkeiten der Haushaltsmitglieder. Ein höherer Digitalisierungsindex deutet auf eine bessere digitale Ausstattung und intensivere Nutzung digitaler Technologien hin, was die Teilnahme an der digitalen Welt und den Zugang zu Online-Diensten erleichtert. Dieser Index ist ein wichtiger Indikator für die digitale Kluft zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.