Deutschland: Zu wenige Chancen für einen sozialen Aufstieg

Trotz kräftig gestiegener Löhne in den vergangenen Jahren ist das Armutsrisiko in Deutschland nicht gesunken. Das geht laut „Spiegel“ aus dem ersten Entwurf des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung hervor. Laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) würden trotz Mindestlohn im unteren Einkommensbereich immer noch zu niedrige Löhne gezahlt. Insbesondere jüngere Erwerbstätige sowie Arbeitnehmer*innen in Haushalten mit drei oder mehr Kindern erzielten nach Berichtsentwurf besonders häufig geringe Haushaltseinkommen. Am höchsten, fast ein Fünftel, sei dieser Anteil bei alleinerziehenden Erwerbstätigen. Wer Teilzeit arbeite, habe ein über doppelt so hohes Armutsrisiko wie eine Vollzeitkraft. Stärker bedroht seien auch Menschen mit geringer Bildung und Menschen mit Migrationshintergrund. Für Langzeitarbeitslose und Menschen, die im prekären Bereich arbeiten, existierten zu wenige Aufstiegsmöglichkeiten und mangelnde Bildungschancen. Im Spiegel-Interview stellt Heil heraus, dass zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen keine abgeschlossene Berufsausbildung hätten und zu wenig Möglichkeiten, diese nachzuholen. Er könne nicht akzeptieren, dass in Deutschland zu viele Menschen arm an Chancen für ein selbstbestimmtes Leben seien. Heil räumte ein: „Die Durchlässigkeit unserer Gesellschaft ist nach wie vor zu gering. Unsere sozialen Sicherungssysteme schützen, ermöglichen indes zu selten sozialen Aufstieg.“ Mit einer Harzt IV-Reform will der Minister gegensteuern. Außerdem plädiert Heil für eine faire Verteilung der Lasten. Nach Bewältigung der Corona-Krise sei ein gerechtes Steuersystem zu schaffen.

Quelle: Der Spiegel Nr. 2 / 09.01.2021; KNA

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