Inklusion, woran stricken Sie gerade?

Mal glatt rechts, mal Schachbrett, dann wieder Zopfmuster, zwischendrin eine fallen lassen. Mit 52 Maschen begonnen, dann die Nadel gewechselt, zwanzig zugenommen, dann wieder Maschen zusammengestrickt. Erst blau, dann rot, dann bunt, dann schlammfarben, zwischendrin in grün eine sogenannte sächsische Reihe mit Hingabe gestrickt … so wächst er gerade, der Inklusionsschal der BAG Evangelische Jugendsozialarbeit. Mit der Frage „Inklusion, woran stricken Sie gerade?“ wurden die Besucherinnen und Besucher am Stand des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit beim 15. Deutschen Jugendhilfetag in Berlin aufgefordert, ein paar Maschen oder Reihen am Inklusionsschal dazu zu stricken und über ihren Zugang zum großen Thema Inklusion nachzudenken. Auf Wäschebändern wurden Ideen, Projekte, Gedanken und Forderungen notiert, die dann an den Schal geknüpft wurden. Der wachsenden Schal als Strickgebilde symbolisiert das Prozesshafte von Inklusion. Die vielen geschenkten Wollreste – Zeugen realisierter oder nie begonnener Strickideen – stehen für die Vielfalt von Ressourcen, die von einzelnen beigesteuert werden, damit Inklusion gelingt. Die feste oder lockere Strickweise lässt fühlbar werden, wie leicht oder schwer, wie ernst oder verspielt das Thema Inklusion angegangen wird. Trotz alledem: An alles lässt sich anknüpfen und es entsteht etwas Neues.

So bunt wie die Farbstreifen sind auch die Botschaften, die in den Schal verstrickt wurden….
Inklusion als Querschnittsthema immer wieder auf den Plan rufen: Information fördert Inklusion. Inklusion ist eine Frage der Haltung. Jeder gehört dazu. Stärken hat jeder. Für alle. Verbindung. Inklusion im Alltag leben (nicht nur davon reden). Inklusion hat Verbindung zu vielen Dingen in meinem Leben/Arbeit. Et hätt noch immer jot jejange.

Aber auch die Ressourcenfragen wird gestellt: Mehr Lehrer. Großes Budget/Finanzen. Viele schreiben ihre eigene Einrichtung oder ihre aktuellen Projekte auf: Gehörlosenpädagogik, Erlernen der Deutschen Gebärdensprache. Fachtag für die Gremien der BAG EJSA. Kita Präventionsprojekt Flensburg. Immanuel darf nicht vergessen werden, www.hand-in.de. DWJ Deutsche Wanderjugend. www.sozialtrainer.de. Viele Grüße aus Schwerin, Jugendhilfestation VSP. Inklusion ist ein großes Thema beim IB.

Neben körperlicher Beeinträchtigung behindern auch andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung und Migration die gesellschaftliche Teilhabe. Alle Aussagen machen deutlich, wie umfassend bereits das Verständnis von Inklusion ist. Bei diesem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel geht es um einen Prozess, der erst am Anfang ist. Genau wie der Inklusionsschal, der bei verschiedenen Veranstaltungen weiter gestrickt wird.

Mit dieser inklusiven Form von Öffentlichkeitsarbeit, die zur Nachahmung einlädt, verbindet sich der Wunsch, dass nicht nur viele neue Projekte mit heißer Nadel gestrickt werden, um Fördermittel zu erhalten, sondern dass inklusive Haltung eine Kulturtechnik wird, die man nicht mehr verlernen kann. „

Ein Bericht von Judith Jünger, Referentin für Grundsatzfragen Migration und Integration, BAG EJSA.

Quelle: BAG EJSA

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