Die Studie, die Ergebnisse aus den Schuleingangsuntersuchungen auswertet, definiert Armut als Bezug von Leistungen nach dem SGB II. Ausgewertet wurden Daten von 4.802 Kindern von 2010 bis 2013 in der Stadt Mülheim an der Ruhr.
Zentrale Ergebnisse der Studie: „Einfluss von Armut…“ der Bertelsmann Stiftung:
“ (…) Die Auswertungen zeigen, dass arme Kinder häufiger ohne Vater aufwachsen, einen Migrationshintergrund und Eltern mit geringer schulischer und beruflicher Bildung haben. Arme Kinder sind in allen schulrelevanten Entwicklungsmerkmalen auffälliger als nichtarme Kinder. Nur wenige arme Kinder werden von präventiven Angeboten, wie z. B. Früherkennungsuntersuchungen, einem frühen Kita-Beginn, Sport im Verein oder musischer Bildung, erreicht. (…)
Während bundesweit jedes sechste Kind (2014: 17,1 %) unter drei Jahren in Armut aufwächst, gilt dies in NRW für jedes fünfte Kind (20,7 %). Für über die Hälfte der armen Kinder ist Armut keine Episode in ihrem Leben, sondern ein anhaltender Normal- und Dauerzustand. Die Mikrodatenanalyse der Schuleingangsuntersuchung und von SGB-II-Daten zeigt, dass Kinderarmut ein nachweisbares Risiko für die Entwicklung von Kindern ist. Arme Kinder sind bei der Einschulung häufiger auffällig in ihrer Visuomotorik und der Körperkoordination, sie können sich schlechter konzentrieren, sprechen schlechter Deutsch und können schlechter zählen als Kinder, die keine Leistungen nach dem SGB II beziehen. Neben der individuellen Armutslage eines Kindes beeinträchtigt auch die Armutskonzentration im Quartier und vor allem in der Kita die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern. (…)
Die Auswertungen der Schuleingangsuntersuchungen erlauben es, Kitas und Schulen zu identifizieren, in denen Kinder mit Förderbedarf überproportional vertreten sind und die deshalb besonderer Förderung bedürfen (z. B. hinsichtlich Gesundheit, Ernährung, Sport, Mediennutzung und -kompetenz). Die Faktoren, die das Aufwachsen eines Kindes beeinflussen, fallen in kommunal unterschiedlichste Zuständigkeits- und Verantwortlichkeitsbereiche (Soziales, Gesundheit, Kinder und Jugend, Kita, Schule, Sport, Kultur). Die Befunde unterstreichen die Notwendigkeit einer vom Kind her gedachten vernetzten Präventionsstrategie, die das Kind und seine dauerhafte Umgebung ganzheitlich in den Blick nimmt. Ungleiches muss ungleich behandelt werden. (…)
Als präventive Faktoren, die die Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen, wirken (…) ein früher Kitabesuch sowie sportliche Aktivitäten. Hier bieten insbesondere der (…) Ausbau des Bildungs- und Teilhabepaket gute Chancen, die Entwicklung armer Kinder positiv zu beeinflussen. Bei der Nutzung von Mitteln des BuT für die kulturelle, sportliche oder musische Teilhabe bestehen deutliche Lücken. Um diese Mittel nicht ungenutzt zu lassen, sollten verstärkt Kitas, Schulen, Eltern und Sozialagenturen vernetzt werden, damit arme Kinder die ihnen zustehenden Mittel häufiger als bisher nutzen können. (…)“
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Quelle: Bertelsmann Stiftung