Anlässlich des Kongresses Armut und Gesundheit vergangene Woche haben RKI-Wissenschaftler*innen ein Faktenblatt veröffentlicht. Bei den darin vorgestellten Ergebnissen handele es sich um erste Ergebnisse. Damit wurden erstmals Daten vorgelegt, in welchen Gebieten es in Deutschland sehr viele Infektionen und eine höhere Sterblichkeit gab. Im Dezember und Januar, auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle, „lag die Covid-19-Sterblichkeit in sozial stark benachteiligten Regionen um rund 50 bis 70 Prozent höher als in Regionen mit geringer sozialer Benachteiligung.“
Auch wenn das Robert-Koch-Institut betont, dass diese sogenannte „ökologische Zusammenhangsanalyse“ keine definitiven Schlussfolgerungen über Kausalität erlaube, so könne die Analyse aber auf soziale Unterschiede im Erkrankungs- bzw. Sterberisiko hinweisen.
Für alle, die keine Expert*innen der Empirie sind, würde die klare Botschaft dieser Analyse lauten: wo Wohlstand zu Hause ist, gibt es weniger Corona-Tote.
Vorerkrankungen machen den Unterschied
Das RKI sieht in den Vorerkrankungen eine mögliche Erklärung für die höhere Corona-Sterblichkeit in sozial stark benachteiligten Regionen. Als Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe gelten neben höherem Alter bestimmte Vorerkrankungen wie kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen oder Diabetes mellitus. Zudem zählen Menschen mit bestimmten Krebserkrankungen und geschwächtem Immunsystem zur Risikogruppe. Auch das Zigarettenrauchen und Adipositas zählen dazu. Für viele dieser Erkrankungen und Risikofaktoren ist nachgewiesen, dass sie in sozioökonomisch benachteiligten Gruppen besonders verbreitet sind.
Wenn bestimmte Gruppen überproportional von etwas betroffen sind, dann sind die Strukturen zu überprüfen, die dazu führen. Dies zu tun und etwas daran ändern, dass Armut über Generationen weitergegeben wird, bietet sich im Superwahljahr 2021 nicht nur an, sondern sollte von allen demokratischen Parteien als Pflicht verstanden werden.
Quelle: RKI; Frankfurter Rundschau