Corona-Krise trifft besonders arme Familien: Deutsches Kinderhilfswerk schlägt Alarm

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert angesichts der Corona-Krise staatliche Unterstützungsmaßnahmen für von Armut betroffene Familien mit Kindern. Die Bundesregierung sollte eine unbürokratische Aufstockung des Regelsatzes prüfen, um finanzielle Nachteile durch die Krise unkompliziert auszugleichen. Zugleich könnten beispielsweise die Bewilligungsmodalitäten beim Bildungs- und Teilhabepaket für Lernförderung und soziale Teilhabe gelockert werden.

Schlechte Bildungschancen armer Kinder potenzieren sich durch Schulschließungen

Bei der Bewältigung der Probleme durch die Schulschließungen in Deutschland drängt das Deutsche Kinderhilfswerk auf ein besonderes Augenmerk auf Kinder aus armen Verhältnissen. Nach Ansicht der Kinderrechtsorganisation drohen insbesondere Schülerinnen und Schülern, die mit ihren Familien staatliche Unterstützungsleistungen beziehen, größere Nachteile als Kindern aus gutsituierten Verhältnissen. So sind in armen Familien durch die oftmals beengten Wohnverhältnisse oder fehlende technische Ausstattung die Möglichkeiten des effektiven Lernens zuhause stark eingeschränkt. Zudem können Eltern mit niedrigem Bildungsniveau oftmals nur unzureichend beim Lernen helfen, gerade wenn die Kinder höhere Klassenstufen erreicht haben.

Das Deutsche Kinderhilfswerk befürchtet, dass sich das strukturelle Problem der schlechten Bildungschancen der von Armut betroffenen Kinder in Deutschland durch die Schulschließungen weiter verschärft. Das gilt insbesondere dann, wenn die Schulen nach Ostern nicht wieder öffnen. Arme Familien haben kein Geld für Nachhilfelehrer, oder können sich kostenpflichtige Lernplattformen nicht leisten. Zudem sind nach Schließung der Kinder- und Jugendeinrichtungen flächendeckend Angebote wie Hausaufgabenbetreuungen weggebrochen. Das Problem könnte sich noch verschärfen, wenn es nach Wiederöffnung der Schulen in einem höheren Lerntempo weitergeht“, klagt Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks.

Ohne Schulessen und ohne Tafeln

Während der Zeit der Schulschließungen fällt für rund 500.000 Kinder und Jugendliche nicht nur ein kostenfreies Mittagessen in der Einrichtung aus, sondern auch die Unterstützung der Tafeln. Viele Tafeln hätten derzeit geschlossen, die ansonsten dazu beitragen junge Menschen zu versorgen. Verschärft wird die Situation durch Hamsterkäufe. Der Hartz-IV-Regelsatz ist laut Auffassung der Kinderrechtsorganisation zu knapp bemessen. Viele günstige Lebensmittel und Hygieneartikel sind bedingt durch Hamsterkäufe vergriffen. Auf teurere Produkte auszuweichen sei im Regelfall nicht möglich.

Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk

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