Corona-Krise: Schüler*innen sorgen sich zunehmend um ihre berufliche Zukunft

Seit dem Schuljahr 2019/2020 intensiviert die Bundesagentur für Arbeit (BA) das Berufsberatungsangebot an allgemeinbildenden Schulen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) begleitet diese Einführung mit einer quantitativen Wirkungsanalyse. Im Rahmen der Studie „Berufliche Orientierung: Berufs- und Studienwahl“ (BerO) hat das IAB Schüler*innen des Abiturjahrgangs 2021 zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf ihre Unterrichtssituation und ihre Zukunftspläne befragt. Die Befragung erfolgte sowohl unmittelbar zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 als auch im Herbst 2020. Forscher*innen des IAB veröffentlichten die Ergebnisse im IAB-Forum, dem online Magazin des Instituts.

Besorgniserregend: Jugendliche machten sich weniger Sorgen um eine Verschlechterung ihrer schulischen Leistungen. Aber die Sorgen um die berufliche Zukunft stiegen deutlich an. Dieser Anteil lag im Frühjahr 2020 bei 25 Prozent, im Herbst bei 41 Prozent. Als „auffällig“ bezeichnen die IAB-Expert*innen, dass die Zukunftssorgen bei jungen Menschen aus nicht akademischen Familien überproportional zugenommen haben. Noch stärker seien die Sorgen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund gestiegen. Bereits im Frühjahr war in dieser Gruppe der Anteil derjenigen, die sich starke Sorgen um ihre berufliche Zukunft machten, um 10 Prozentpunkte höher als bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund (33 versus 23 %). In der Herbstbefragung belief sich der Unterschied sogar auf 16 Prozentpunkte (52 versus 36 %).

Einschränkungen des Präsenzunterrichts befeuern Zukunftsängste und beeinträchtigen die Lebenszufriedenheit

Die Befragungs-Befunde machen deutlich, dass die Einschränkungen des Präsenzunterrichts den aktuellen Abiturjahrgang hinsichtlich seiner Zukunftschancen am Arbeitsmarkt stark verunsichern.

Analog dazu hat sich die allgemeinen Lebenszufriedenheit verschlechtert und psychische Belastungen nahm zu. Der Anteil derjenigen, die sich psychisch stark belastet fühlen, stieg im Laufe der Pandemie von 32 auf 51 Prozent. Die Forscher*innen leiten daraus ab, dass etwa die Hälfte aller (befragten) Jugendlichen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen hat.

Ein besonders hohes Risiko zeige sich dabei für junge Menschen, die aus nicht akademischen Elternhäusern oder aus Familien mit Migrationsgeschichte kommen. Hier liege der Anteil der Jugendlichen, die ein erhöhtes Risiko für eine psychische Erkrankung aufweisen, sogar bei 56 beziehungsweise 58 Prozent.

Als Fazit fordern die Autor*innen des Forum-Beitrags Unterstützungsangebote für Schüler*innen, die einen Migrationshintergrund haben oder aus eher bildungsfernen Familien stammen, auszubauen. Ungleichheit im Jugendalter würde sich über den individuellen Lebensverlauf tendenziell eher verfestigen als abschwächen. Daher sollten diese Personengruppen besonders gefördert werden.

Quelle: IAB

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