Wieder mehr Jugendliche ohne Schulabschluss

Die Caritas-Bildungsstudie erhebt den Anspruch zu identifizieren, welche Gegebenheiten vor Ort einen statistisch belegbaren Einfluss auf die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss haben.

Dazu werden zunächst die Quoten der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte dargestellt. In einem zweiten Schritt werden Hypothesen darüber vorgestellt, was Einflussfaktoren für das Erreichen beziehungsweise Nicht-Erreichen eines Bildungschancen vor Ort Hauptschulabschlusses sein können. Mittels einer Regressionsanalyse wurden diese Hypothesen anhand geeigneter Kennziffern auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte durch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) überprüft. Einige der Einflussfaktoren konnten bestätigt werden, andere zeigten keinen statistisch signifikanten Einfluss.
Die Analysen belegen, dass allein der Verweis auf eine schlechtere sozioökonomische Ausgangsstruktur als Grund für hohe Quoten von Schulabgängern ohne Abschluss nicht zulässig ist. Zwar erhöht eine insgesamt problematische sozioökonomische Ausgangsstruktur die Wahrscheinlichkeit einer hohen Quote an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss deutlich. Aber ein hoher Teil der Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss ist nicht durch Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskraft oder sonstige der untersuchten Faktoren erklärbar und wird auf Bundeslandebene ausgelöst. Es liegt nahe, dass die Ursache in der Schulpolitik liegt.

Was sind die statistisch gesicherten Einflussfaktoren auf den Anteil von Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss?
“ (…) ## Anteil der Förderschüler – Der Anteil der Förderschüler wirkt sich signifikant auf die Quote der Schulabgänger
ohne Hauptschulabschluss aus. Er hat die höchste Wirkkraft der sozioökonomischen Faktoren: Fällt der Anteil der Sonder- oder Förderschüler um einen Prozentpunkt höher aus, so liegt der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss im Durchschnitt um 0,6 Prozentpunkte höher. Der Zusammenhang erklärt sich durch die hohe Anzahl an Förderschülern, die die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen.
## Allgemeine Arbeitslosenquote – Die allgemeine Arbeitslosenquote wirkt ebenfalls signifikant aus auf die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss. Sie ist der zweitwichtigste der sozioökonomischen Einflussfaktoren: Im Durchschnitt fällt der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss um 0,23 Prozentpunkte höher aus, wenn die allgemeine Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt höher ausfällt. Das bedeutet: Wenn in einem Kreis die Arbeitslosenquote bei 8 Prozent liegt und die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss bei 5 Prozent, müsste bei einer Erhöhung der Arbeitslosenquote auf 9 Prozent bei ansonsten gleichen Bedingungen die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss bei durchschnittlich 5,23 Prozent liegen.
## Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung – Kreise mit hohem Anteil an Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung weisen einen signifikant höheren Anteil an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss auf als Kreise mit geringem Anteil an Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Fällt der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung um einen Prozentpunkt höher aus, so fällt der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss im Durchschnitt um 0,09 Prozentpunkte höher aus. (…)
## Anteil der ausländischen Schüler – Der Anteil der ausländischen Schüler wirkt sich in ähnlicher Weise wie der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung gering auf die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss in einem Kreis aus: Fällt der Anteil der ausländischen Schüler um einen Prozentpunkt höher aus, so erhöht sich der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss im Durchschnitt um 0,09 Prozentpunkte.
## Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – Ein höheres Bruttoinlandsprodukt geht mit einem signifikant niedrigeren Anteil an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss einher. Steigt das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner um 1000 Euro, so sinkt der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss im Durchschnitt um 0,04 Prozentpunkte. (…)
## Bundeslandzugehörigkeit – Neben den oben genannten sozioökonomischen Einflussfaktoren hat die Bundeslandzugehörigkeit eines Kreises einen sehr großen statistisch gesicherten Einfluss auf die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss. Um die Auswirkung der Bundeslandzugehörigkeit darzustellen, wird hier jedes Bundesland mit Schleswig-Holstein verglichen. So weisen die Kreise in Mecklenburg-Vorpommern eine um 5,5 Prozentpunkte höher ausfallende Quote an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss auf als Kreise in Schleswig-Holstein, die ansonsten gleichen sozioökonomischen Bedingungen ausgesetzt sind. Kreise in Brandenburg weisen eine um 4 Prozentpunkte, Sachsen-Anhalt um 2,2 Prozentpunkte und Sachsen um 1,9 Prozentpunkte höher ausfallende Quote an Schulabgängern ohne
Hauptschulabschluss auf als Kreise in Schleswig-Holstein mit ansonsten gleichen sozioökonomischen Bedingungen. Geringere Quoten an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss als Kreise in Schleswig-Holstein mit ansonsten gleichen sozioökonomischen Bedingungen weisen Kreise in Nordrhein-Westfalen (2,8 Prozentpunkte), Baden-Württemberg (2,4 Prozentpunkte), Bayern (2 Prozentpunkte) und Niedersachsen (1,7 Prozentpunkte) auf. Kreise in Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen sowie Berlin haben statistisch die gleichen Quoten an Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss wie Kreise in Schleswig-Holstein mit an sonsten gleichen sozioökonomischen Bedingungen. (…)“
Die Caritas-Bildungsstudie wurde als Spezialausgabe der Zeitschrift neue Caritas veröffentlicht. Diese Publikation umfasst neben einer Einführung die Analyse und zeigt Handlungs- und Verbesserungsmöglichkeiten auf. Über www.caritas.de/neue-caritas/spezialausgaben/studie-zu-bildungschancen-was-wirklich-z können Sie sich registrieren und das Spezial kostenlos runterladen.

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Quelle: Deutscher Caritasverband

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